Naherholung am Main? Viel los war im Sommer an der Mainschleife schon immer. In diesem Jahr kommt es aber besonders dick – wohl auch, weil das marode Freibad in Volkach (Lkr. Kitzingen) geschlossen hat, wie Nordheims Bürgermeisterin Sibylle Säger vermutet. Die 49-Jährige eroberte im März bei den Kommunalwahlen für die CSU den Chefsessel im Nordheimer Rathaus und blickt bereits auf eine zwölfjährige Tätigkeit im Gemeinderat des 1000-Einwohner-Ortes zurück.
Sibylle Säger: Es ist sehr, sehr viel los – am Wasser, im Wasser und im Ort. Um es leicht überspitzt zu sagen: Manchmal sieht man vor lauter rosa Flamingos und Schlauchbooten kein Wasser mehr.
Säger: Zahlen kann ich leider nicht sagen, denn ich würde vermutlich immer falsch liegen.
Säger: Für manche ist sicherlich eine Grenze erreicht, andere hingegen sehen das anders. In diesem Sommer sind zumindest an den Wochenenden ausgesprochen viele Besucher hier. Das ist natürlich auch der Corona-Pandemie geschuldet. Etwa zwei Drittel der Besucher kommen aus der umliegenden Region; ein Drittel sind auswärtige Touristen. Die Naherholung am Main stand zwar schon immer hoch im Kurs, aber in diesem Sommer ganz besonders, da leider auch noch das Freibad in Volkach geschlossen hat.
Säger: ... die angespannte Parksituation und eine gewisse Unvernunft bei einigen Besuchern.
Und wie groß ist der Anteil dieser Leute aus Ihrer Sicht?
Säger: Zum zweiten Teil Ihrer Frage kann ich nichts sagen, denn ich kann das nicht einschätzen.
Ob sich etwas verändert in unserer Gesellschaft? Das ist eine schwierige, fast schon philosophische Frage, deren Beantwortung mir ehrlich gesagt etwas schwerfällt. Es mag Entwicklungen geben, die in diese Richtung deuten. Ich sehe auch, dass Werte wie beispielsweise Toleranz, Verständnis und Rücksicht manchmal fehlen, aber auch bei manchen noch gelebt werden.
Säger: Wir leben ganz klar von den Touristen. Wir freuen uns über unsere Gäste und möchten, dass sie sich wohlfühlen bei uns.
Säger: Es handelt sich nicht um einen Badestrand, wie manche meinen, sondern eben um eine Liegewiese mit einer Kanu-Ein- und Ausstiegsstelle. An manchen Tagen geht es dort etwas chaotisch zu; der Andrang ist zuweilen sehr groß. Der Platz, der für Paddler wie Sonnenanbeter und Schwimmer am und im Wasser zur Verfügung steht, ist begrenzt. Wir haben jetzt verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Besucherströme besser zu kanalisieren.
Säger: Meine dringende Bitte richte ich an die Besucher, die mit ihren Autos zu uns kommen: Beachten Sie die Straßenverkehrs- und damit auch die Parkregelungen. Gleichzeitig bitte ich auch darum, Rücksicht auf die Einheimischen zu nehmen.
Säger: Ganz ehrlich: Es gibt sehr viele vernünftige Menschen, die schon aus Selbstschutz daran interessiert sind, sich an die Regeln zu halten. Aber es gibt natürlich auch andere. Ich appelliere wie meine Bürgermeisterkollegen an die Eigenverantwortung. Das Virus ist nicht verschwunden, nur weil die Sonne lacht. Gegenseitige Rücksichtnahme und Verständnis – das sind die Zauberwörter in dieser Situation.
Säger: Ich würde gerne allen sagen, wie gut es uns geht. Wir können raus, wir können uns frei bewegen. In anderen Ländern hat die Pandemie viel schlimmere Auswirkungen auf das tägliche Leben. Viele Aufregungen müssten nicht sein, wenn man normal und vernünftig miteinander umgeht.
Säger: Ich habe Verständnis für die Anwohner. Wir tun aber im Moment viel, um zu entzerren. Es geht um einen vernünftigen Umgang. Eine Demo müsste nicht sein, wenn man miteinander reden und ab und zu Verständnis füreinander aufbringen würde.
Sofortmaßnahmen an der Mainschleife
- Dringender Appell aller Beteiligten an die Eigenverantwortung der Gäste! Polizei- und Wasserschutzpolizei zeigen Präsenz, sanktionieren, wo es rechtlich möglich ist.
- Die Kanu-Verleiher verlagern Zustiegsorte, um die Situation auf dem Wasser zu entzerren. Ein Sicherheitsdienst wird an den besonders stark frequentierten Stellen vor Ort sein, um die Besucher für die Problematik zu sensibilisieren.
- In Astheim: Es wird ein Interims-Parkplatz am Flusskreuzfahrtschiffanleger und eine spezielle Be- und Entlade-Zone für Kanus und sonstige Badeutensilien geschaffen. Der kommunale Überwachungsdienst ahndet Verstöße. Um Engpässen vorzubeugen, werden an der Bootsschleuse Wassertouristen darauf hingewiesen, dass man die Boote um die Schleuse herumtragen und dann wiedereinsetzen kann.
- In Nordheim: Die Anlegestelle ist kein Badestrand, sondern eine Liegewiese mit Kanu-Ein- und Ausstiegsstelle. Um die Besucherströme besser kanalisieren zu können, werden große Banner mit Platz- und Verhaltensregeln aufgestellt. Laufwege für den Ab- und Antransport von Kanus werden gekennzeichnet und abgesperrt. Am Wasser gibt es eine abgegrenzte Zone für Kanus zum Anlanden und Wasserlassen. Für Boote des Kanuverleihers Waterwalker werden mobile Bootsparkplätze geschaffen. Die Nutzer der Boote sind bei einer Rast in Nordheim angewiesen, ihr Kanu in den vorgesehenen Regalen zu lagern.
- In Sommerach: Die Gemeinde hat 25 Müllbehälter entlang der Uferzone installiert und richtet eine Mülltrennung ein. Der Kanu-Verleiher Waterwalker installiert auf eigene Kosten eine Dixi-Toilette für seine Kunden.