Das Lächeln für die Kamera gehört dazu wie der symbolische Spaten beim Start öffentlicher Großbaustellen. Normalerweise ist die Freude echt, wenn ein meist lang geplantes Vorhaben endlich beginnt. Einen eher holprigen Start, vorsichtig ausgedrückt, hat hingegen die Firma Clevernet bei ihrem Glasfaser-Ausbau gemeinsam mit dem Tiefbauunternehmen Diroba in den Volkacher Ortsteilen hingelegt.
Der Internet-Anbieter hatte den Zuschlag für das wirtschaftlichste Angebot in Volkachs unterversorgten Bereichen bekommen. Dort wurde nun mit der Bauphase 1 begonnen: In den Ortsteilen Köhler, Escherndorf, Dimbach und Eichfeld werden aktuell Hausanschlüsse inklusive Leerrohr auf den Privatgrundstücken erstellt. Ab Anfang August soll das dann in Rimbach und Krautheim passieren. Obervolkach und Gaibach werden voraussichtlich nach den Sommerferien erschlossen, informiert Clevernet-Geschäftsführer Matthias Theisen auf Nachfrage.
Das Vorgehen seiner Firma beziehungsweise der von ihr beauftragten Arbeitstrupps hat zahlreiche Stadtratsmitglieder verärgert. In der jüngsten Stadtratssitzung war die Rede von unsauberen Arbeiten bis hin zu Pfusch am Bau. Hanns Strecker (CSU) nannte deren Arbeitsweise "besorgniserregend" und warnte: "Wir müssen aufpassen, dass uns das nicht entgleitet." Rimbachs Ortssprecher Georg Hünnerkopf monierte, die Leerrohre seien nicht tief genug verlegt worden: "Was wir heute gesehen haben in Eichfeld, wurde reingepfuscht." Und Herbert Römmelt (FWG) hakte mit Blick auf die Mainnähe nach: "Wer garantiert, dass in Escherndorf und Köhler der Durchbruch hinterher wieder dicht ist?"
In Köhler, wo die Arbeiten in den Häusern und Grundstücken zuerst begannen, missfielen dem Ortssprecher Michael Sauer weniger die Arbeit an sich, sondern vor allem das Auftreten der Arbeiter: "Das Hauptproblem ist die Art und Weise, wie man vorgeht." Er hatte schon in der vorherigen Stadtratssitzung darauf hingewiesen, dass diese ohne Ausweis unterwegs seien und den Anwohnern nicht erklärten, was sie da tun. Ähnlich erlebte das René Bauer in Dimbach: "Man weiß nicht mal, was man da unterschreibt."
Clevernet-Geschäftsführer: Ausweise müssen gezeigt werden
Der Clevernet-Chef räumt im Gespräch sofort ein, dass er wisse, dass die Tiefbau-Handwerker "ein bisschen ruppig" sein könnten. Es sei nicht immer ganz einfach, eine Gruppe von Männern verschiedener Nationalitäten entsprechend zu schulen, aber man habe "immer einen Deutschsprachigen dabei, der alles koordiniert". Theisen zufolge sind nun alle sensibilisiert und es habe nach dem schlechten Start die Anweisung gegeben, dass sich etwas ändern müsse. In punkto Auftreten versichert er: "Alle haben Ausweise von uns und die haben sie auch zu zeigen."
Der Geschäftsführer räumt ein, dass man den Ausbau in Dimbach und Eichfeld nicht ausreichend angekündigt habe: "Das war ungeschickt." Da Kapazitäten frei gewesen seien, wurden diese vorgezogen. Doch die Vorwürfe, die Arbeiten seien nicht sauber ausgeführt worden, weist er von sich: "Wir kontrollieren und protokollieren das auch." So müsse etwa im Vorgarten eines Hauses das sieben Millimeter dicke Leerrohr 40 Zentimeter tief im Boden liegen.
Gehwege werden erstmal provisorisch zugemacht
Nicht mehr nötig sei hingegen, diese Rohr einzusanden, wie man es früher gemacht habe. Bei Steinen komme stattdessen noch ein Schutzrohr drumherum. Zudem erklärt Matthias Theisen, dass der Eindruck der Gehsteige täuschen könne. Die Oberfläche werde im öffentlichen Bereich provisorisch zugemacht, aber das sei noch nicht der endgültige Zustand: "Die Wiederherstellung der Oberflächen machen wir ganz am Schluss."
Das passiere erst nach dem Einblasen der Glasfaser, also Bauphase 3. Zuvor werden in Bauphase 2 die Leerrohrtrassen in den öffentlichen Gehwegen erstellt. Dafür hatte nun der symbolische Spatenstich mit dem obligatorischen Lächeln in Köhler stattgefunden. Damit Bürgermeister Heiko Bäuerlein (CSU) seines angesichts der Beschwerden nicht vergeht, hatte er in der Stadtratssitzung angekündigt, dass externe Büros die korrekten Ausführungen der Arbeiten überwachen und die Interessen der Stadt durchsetzen werden.
Das hatte auch Moritz Hornung (Grüne) in der Stadtratssitzung – nicht zum ersten Mal – gefordert: "Wer begutachtet das dann? Wir sollten uns nicht die Gehwege kaputtmachen lassen!" Das sah auch der Bürgermeister so und löste darum schon tags darauf ein Versprechen aus der Diskussion im Stadtrat ein: "Wir werden denen auf die Füße treten."
Der Clevernet-Geschäftsführer seinerseits gibt im Gespräch mit dieser Redaktion ein Versprechen, an dem die Volkacherinnen und Volkacher ihn messen werden. Matthias Theisen sagt: "Wir legen viel Wert auf Qualität, weil uns das wichtig ist und es unser eigenes Netz ist. Der Ausbau wird fachgerecht und technisch professionell gemacht."
Kontakt: Bei Fragen oder Problemen sollen sich die Bürgerinnen und Bürger direkt an die Firma Clevernet wenden. Das geht per Mail an hilfe@clevernet.de oder telefonisch unter (09382) 2063999.