Blaulicht, überall Blaulicht: Das war der Eindruck aus mehreren Orten am Freitag. Die Wassermassen überschwemmten den Landkreis Kitzingen – und Dutzende Feuerwehren, BRK, THW und Polizei waren zur Stelle. Den Einsatz der Hilfskräfte koordiniert hat Alexander Fischer, Ortsbeauftragter des Technischen Hilfswerks (THW) Kitzingen. Am frühen Freitagabend ernannte ihn der Landkreis zum Örtlichen Einsatzleiter. Im Interview spricht er von einem langen Wochenende mit wenig Schlaf und großer Hilfsbereitschaft. Er ist bereit für den nächsten Regen – und nimmt die Anwohner in die Verantwortung.
Alexander Fischer: Nein, überhaupt nicht. Ich habe die Arbeit am Freitag um 9 Uhr verlassen und hätte nicht gedacht, dass ich das halbe Wochenende in Wiesentheid verbringe. In der Nacht auf Samstag hatte ich nur fünf Stunden Schlaf. Erster Einsatzort am Freitag war aber Geiselwind, dort ging das Hochwasser extrem schnell los, dorthin wurde ich zur Unterstützung gebeten. Dann ging's weiter nach Wiesentheid.
Fischer: Nein, das war neu für mich. Ich bin zwar ausgebildet, um solche Einsätze beim THW und auf Landkreis-Ebene zu führen, aber den Job als Örtlicher Einsatzleiter hatte ich jahrelang nur in der Theorie geübt. Dass ich dann wirklich solche Dimensionen an Einheiten durch die Gegend schicken und Vieles entscheiden muss, ist das erste Mal gewesen.
Fischer: Da schaltet man dann wirklich auf ein System um und arbeitet das Programm ab. Das Wichtigste ist: Man muss das passende Team dazu haben. Und das hatte ich, auch mit dem neuen Führungsteam der Landkreisfeuerwehr hat das super funktioniert. Ohne die Jungs und Mädels im Hintergrund, ebenso wie meinen Einsatzstab vom THW, hätte ich keine Chance gehabt. Unterstützt wurde ich ebenfalls vom Führungsstab des Landratsamtes. Das Vorgehen ist über die Jahre geübt und geplant für den Tag X, jetzt war er halt am Wochenende da.
Fischer: Natürlich ergötzt man sich nicht an dem Leid anderer und hat dadurch Spaß. Aber diese Teamarbeit und zu sehen, dass man zusammen was erreicht, das hat Spaß gemacht. Und vor allem, dass man motivierte junge und alte Menschen hat, die zusammenhelfen für andere Menschen in einer Notlage, das war toll.
Fischer: Wir sind zufrieden, werden das aber noch genau analysieren. Was absolut gut war, war die Zusammenarbeit der ganzen – auch überörtlichen – Organisationen, ob das jetzt Weiß, Rot oder Blau war, oder noch mal Blau, also die Polizei. Aber auch Privatunternehmen brachten sich ein – und ganz besonders die Bürger. Deren Hilfsbereitschaft hat auch den Wiesentheider Bürgermeister beeindruckt.
Fischer: Wir haben am Sonntag noch Vorkehrungen getroffen, um das Ausmaß für Geesdorf zu minimieren. Dorthin und nach Wiesentheid haben wir zusätzliche Sandsäcke gebracht und zum Teil auch aufgebaut. Aber man kann nicht alles im Detail vorausplanen, auch wenn von Niederschlägen bis zu 55 Litern die Rede ist, die uns erneut treffen könnten. Die Berechnungsmodelle werden zwar immer besser, aber Natur ist Natur. Das haben wir am Donnerstag über dem Gebiet Iphofen gesehen, wo das Wolkenband kreiste und wie ein Wirbel das Wasser immerzu an derselben Stelle verteilte. Aber Dornheim zum Beispiel hatte sich unwahrscheinlich gut darauf vorbereitet.
Fischer: Nun ja, Sie haben Gemeinden, die sind gut vorbereitet und andere sind sehr gut vorbereitet auf solche Lagen. Dasselbe gilt für Privatleute.
Fischer: Das ist jetzt meine ganz persönliche Meinung, aber ich finde, es gehört auch eine gewisse Eigenverantwortung dazu, da Vorkehrungen zu treffen. Man kann nicht immer nach dem Staat oder dem Landkreis schreien. Es gibt Leute, die verlassen sich immer zu 100 Prozent auf die anderen. Da muss man auch mal Eigeninitiative zeigen.
Fischer: Ja, es gibt den Klimawandel. Ja, die Wetter werden anders. Aber Schlechtwetterphasen gab's schon immer. Vor allem muss man aber überlegen, dass wir Menschen immer mehr zubetoniert und dem Wasser so seine natürlichen Räume genommen haben. Wer sein Haus an einen schönen Platz am Bach baut, muss halt auch steigendes Wasser einplanen. Der Mensch ist zum großen Teil schon selbst schuld.
Fischer: Das ist ein ganz wichtiger Punkt: Ohne die Unterstützung der Arbeitgeber wäre das nicht möglich. Wir haben Helfer, die kommen aus einem kleinen Handwerksbetrieb, der muss das erstmal stemmen, dass zwei Leute weg sind. Ich arbeite in einem großen Industrieunternehmen, da geht es vielleicht leichter, aber auch ich muss meine Arbeit erfüllen. Aber wenn ich alarmiert werde, bin ich da. So wie alle anderen ehrenamtlichen Helfer auch.
Fischer (lacht): Nein, ich wohne in Buchbrunn am Berg, da dürfte nichts passieren. Wenn bei mir Hochwasser ist, hat Kitzingen ein größeres Problem.