
Kann das weg? Vor dieser Frage stehen Museen weltweit immer häufiger. Auch Nicolas Jagla muss sich mit ihr befassen, seitdem er vor einem Jahr die Leitung des Bauern- und Handwerkermuseums in Mönchsondheim übernommen hat. Das Wenigste, was ein Museum im Bestand hat, kann es auch effektvoll präsentieren. Vieles lagert in dunklen Kellern, Scheunen oder Dachböden und wartet darauf, irgendwann ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt zu werden. Manches verstaubt dort schon seit Jahren und ist der Doppelgänger vom Doppelgänger. Abgehalfterte Stars unter den Objekten, die es nie mehr ins Rampenlicht schaffen werden.
Von ihnen kann und muss sich ein Museum trennen. Unter Experten hat sich für diese Art von Aussortieren ein Begriff eingebürgert: Deakzession oder Entsammeln. "Es ist der Schrecken eines jeden Museums. Dabei meint Entsammeln mehr als das bloße Loswerden von Museumsobjekten", schreibt das Fachportal "Museumswissenschaft.de". Entsammeln sei nicht mit dem Vorgehen wie in privaten Haushalten zu vergleichen. Und auch Jagla weiß, dass es sich hier um ein "sensibles Thema" handelt, weil bei den Leuten der "Eindruck entstehen könnte, das Museum schmeißt wertvolles Kulturgut auf den Sperrmüll". So sei es eben nicht. Alles werde vorher begutachtet und sorgfältig dokumentiert.
Früher wurde im Museum ohne Plan und Konzept gesammelt
Für Jagla ist der reiche Bestand des Kirchenburgmuseums der Sammelwut früherer Generationen geschuldet. "In den 1970er-Jahren wurde ohne Plan und Konzept gesammelt", sagt er. Erst in den vergangenen Jahren sei man dazu übergegangen, die "wilden Bestände" zu durchforsten und zu qualifizieren und so der Sammlung einen "Mehrwert" zu verleihen.

Iphofens Bürgermeister Dieter Lenzer hat sich im Stadtrat an einem Beispiel versucht, was mit diesem Prozess gemeint ist. "Wenn ich als Handwerkermuseum 200 Hobel habe, kann ich zwei ausstellen. Acht weitere behalte ich, und 190 kann ich entsammeln." Ungeklärt ist in Mönchsondheim allerdings, was mit jenen acht Hobeln passieren soll, die sich das Kirchenburgmuseum "für den Notfall" bewahrt. Wenn es nach Jagla geht, wird dafür ein zentrales Depot geschaffen.
Derzeit sind die nicht ausgestellten Objekte auf zahlreiche Gebäude und Scheunen im ganzen Dorf und sogar darüber hinaus verteilt. Doch in der Umgebung dieser Lagerstätten herrschten in der Regel "keine adäquaten konservatorischen Bedingungen", wie Jagla sagt. Nicht alle der antiken Stücke vertragen extreme Kälte oder Hitze oder können mit hoher Feuchte umgehen.
Die vier Millionen Euro für das Gasthaus sollten genug sein
Iphofens Stadtrat zeigt sich zwar gewillt, eine Machbarkeitsstudie für ein Museumsdepot zu unterstützen, zumal der Freistaat die auf 30.000 Euro geschätzten Kosten zu 80 Prozent fördert. Aber ein solches Depot bauen müsse im Zweifel schon das Museum selbst. "Wir haben in Mönchsondheim schon ein Bauvorhaben, das uns wenig Freude bereitet", sagt Dritter Bürgermeister Jörg Schanow mit Blick auf das gerade neu entstehende Gasthaus mit integrierter Museumspädagogik zu Füßen der Kirchenburg. Die Kosten dieses Projekts sind explodiert und liegen inzwischen bei gut vier Millionen Euro. "Das sollte erst einmal gut sein", so Schanow.
Die Idee, an anderer Stelle im Landkreis nach geeigneten Gebäuden zu suchen, um dort den Bestand unterzubringen, hat sich laut Jagla aber zerschlagen. Ein Zentraldepot in einem anderen Ort habe sich als nicht machbar erwiesen: Alle dafür angesprochenen Gebäude- und Grundstücksbesitzer hätten dankend abgelehnt. Stadtrat Matthias Schuhmann wünschte sich von Jagla, an die Schulen im Landkreis zu denken, "wenn Sie demnächst das Museum entrümpeln". –"Entsammeln", korrigierte ihn der Bürgermeister.