
Hans Müller hat genug. Nach 17 Jahren stellt sich der Vorsitzende der FDP im Landkreis Kitzingen am Dienstag nicht mehr zur Wahl für das Amt an der Spitze des Kreisverbands. Die Gründe, die den 65-jährigen Inhaber einer Anwalts- und Steuerkanzlei in Wiesentheid dazu bewogen, hängen auch mit der momentanen Politik seiner Partei auf Bundes-, und Landesebene zusammen. Manches kritisiert Müller, der auch Kreis- und Gemeinderat ist, dabei scharf. Im Gespräch schilderte er seine Sicht der Dinge und redete Klartext.

Hans Müller: Nein, das Ergebnis war vorhersehbar, das gab nicht den Ausschlag, wir mussten wegen dem anstehenden Landes-und Bezirksparteitag die Versammlung ansetzen, weil sonst unserer Delegiertenrechte ausgelaufen wären. Also dachte ich, dann wählen wir auch gleich den Vorstand neu.
Müller: Bei mir kam mehreres zusammen. Seit drei Jahren bin ich wieder im Gemeinderat in Wiesentheid, ich bin im Kreistag, dann ist da der Beruf. Ich habe eine Kanzlei, bin Vorsitzender vom Verein Insolvenzanwalt 24, zu dem 55 Kanzleien in ganz Deutschland gehören. Hinzu kommt noch die FDP, das wird mir einfach zu viel. Zudem muss ich sagen, dass ich derzeit ein Problem mit der FDP-Politik habe.
Müller: Er wäre mein Wunschkandidat, aber er ist beruflich sehr eingespannt, zudem Kreis- und Stadtrat in Volkach. Michael Möhrer wird es machen, er engagierte sich bereits im Wahlkampf zuletzt sehr. Es wird weiter gehen. Frustration ist natürlich da.
Müller: Das ist ein Spiegelbild der gesamten Situation. Ein Wahlkampf vor Ort macht eigentlich gar nicht so viel aus, das hat sich gezeigt.
Müller: Nein, das hätte gar nicht so viel geändert. Man muss aber auch dankbar sein bei einer so kleinen Partei, wenn jemand überhaupt kandidiert, obwohl er weiß, er hat keine Chance. Da gehört schon Idealismus dazu.
Müller: Man sieht es ja in Hessen genauso: Bei der Watschn, die wir bekommen haben, spielt natürlich zum großen Teil die Arbeit und Politik der Ampel mit rein. Ich sage deutlich, wir müssen raus aus der Ampel, sie ist unser Untergang. Wir bekommen kein Profil damit, wenn wir nur ein bisschen ausbremsen können. Die beiden anderen Parteien sind einfach von uns, der FDP, so weit entfernt, dass es nicht klappt.
Müller: Ja. In Bayern ist die FDP absolut farblos und harmlos, die Themen, die dort verfolgt wurden, interessieren die Bürger nicht, sie waren völlig vorbei. Martin Hagen ist für mich nicht der richtige Mann, wenn der Landesverband jetzt sagt: Weiter so mit Martin Hagen, dann muss ich sagen, sie haben es nicht kapiert. Personell müsste sich etwas ändern, die FDP muss einfach mehr Profil zeigen.
Müller: Das sind die, die auch Ecken und Kanten haben, wie ein Wolfgang Kubicki, die können auch irgendwo mal in ein Fettnäpfchen tappen. Die Leute suchen doch nicht nur die langweiligen Politiker. Ein solcher war hier in Bayern auch Albert Duin, unser ehemaliger Landesvorsitzender. Den finde ich immer noch klasse. Was ich auch nicht gut fand: Es gab viele ganz junge Kandidaten, gerade in Unterfranken. Nichts gegen die Jugend, aber wir brauchen auch gestandene Leute.
Müller: Wir sind eine kleine Partei. Die Unzufriedenheit mit der Ampel hängt uns schon nach. Wir müssen sehen, dass wir eine vernünftige Vorstandschaft zusammen bekommen. Als Beisitzer würde ich dabei bleiben, ich kann mich nicht völlig ausklinken. Aber ich möchte aus der Verantwortung raus. Hinzu kommt auch ein Motivationsproblem bei der aktuellen FDP-Politik. Nur das Schlimmste zu verhindern, ist nicht das richtige.
Müller: Das war vor der letzten Bundestagswahl, da hatten wir einige Beitritte. Heutzutage oft online, früher musste man sie ansprechen. Es hat schon auch Spaß gemacht, sonst hätte ich es nicht so lange gemacht. Aber mittlerweile ist es personell in Bayern, auch in Unterfranken, so verkrustet. Nach dem Motto: Bloß keine heißen Themen anfassen. Man muss als liberale Partei nicht für jeden wählbar sein. Unser Klientel ist der Mittelstand, natürlich nicht so sehr der Bürgergeld-Empfänger.
Müller: Kommendes Jahr werden es 40 Jahre, dass ich ein kommunales Mandat bekleide. Wenn ich wieder aufgestellt werde, möchte ich da weiter machen.