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Dettelbach
Götz-Haus: Der Dettelbacher Stadtrat geht Fenster putzen
Der Marktplatz 7 in Dettelbach ist weiterhin ein Haus voller Fragezeichen. Der runderneuerte Stadtrat geht das Sanierungs-Projekt jetzt noch einmal von vorne an.
Blick von der Kirchenzinne auf das Götz-Haus, das den Marktplatz dominiert. Im Hintergrund ragt das Historische Rathaus hervor.
Foto: Torsten Schleicher (Archiv) | Blick von der Kirchenzinne auf das Götz-Haus, das den Marktplatz dominiert. Im Hintergrund ragt das Historische Rathaus hervor.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:24 Uhr

Anfang Dezember dürfte es zu einem verstärkten Aufkommen von Stadträten kommen, die mit Putzeimern und Lappen bewaffnet am Dettelbacher Marktplatz auftauchen. Ihr Ziel: Das alte Götz-Haus zumindest von außen zum Strahlen zu bringen. Einmal Fenster putzen, kehren und vielleicht auch ein bisschen Farbe an die Türen – eine Art Frühjahrsputz im Herbst.

Die Idee zu der Aktion war vergangenen Samstag geboren worden. Kurzfristig waren einige der – vor allem neuen – Stadträte am Marktplatz zusammengekommen. Ziel des kurzfristig anberaumten Treffens: das alte Götz-Haus. Ein Ortstermin mit dem Architekten Friedrich Staib (Sommerhausen). Die Teilnehmer wollten sich einen Eindruck von dem dominierenden Anwesen verschaffen, das nun schon seit vielen Jahren den Stadtrat mal mehr und mal weniger beschäftigt. Zuletzt war das Haus als mögliche Umweltstation des Landkreises im Gespräch, ehe der Zuschlag an Marktsteft und den dortigen alten Hafen ging.

Anpacken – wörtlich genommen

Jetzt will der runderneuerte Stadtrat unbedingt eine Mehr-Phase einläuten. Wir packen es an – das soll der Arbeitseinsatz nicht zuletzt auch bildlich ausdrücken. Das schützens- und erhaltenswerte Baudenkmal hatte die Stadt 2012 – damals noch unter Bürgermeister Reinhold Kuhn – per Vorkaufsrecht erworben. Seither lautet die große Frage: Was soll mit dem Anwesen am Marktplatz 7 geschehen? 

Wobei es nicht das einzige Fragezeichen bei dem 1577 errichteten Renaissance-Bau ist. Darin befindet sich beispielsweise ein Saal, von dem heute keiner mehr weiß, welche Bedeutung er hatte und wozu er eigentlich diente. Während der vordere Teil des Hauses aus dem 16. Jahrhundert ist, stammt das Hinterteil aus dem 18. Jahrhundert. Was die Herausforderung bei der anstehenden Sanierung auch nicht eben kleiner macht.

Erster nachweisbarer Bewohner

Vor allem aber ist alles viel größer, als man – von außen gesehen –denkt. Das Haus verfügt noch über einen großen Anbau und ist sogar unmittelbarer Nachbar des Kultur- und Kommunikationszentrums (KUK). Die jetzt geplante Nutzfläche beträgt laut Friedrich Staib 534 Quadratmeter. Klar ist auch, dass die Erbauer nicht zu den Ärmsten gehörten. Dass das Haus die Jahrhunderte überstand, liegt auch an seiner soliden Konstruktion, die für damalige Zeiten geradezu modern war. Der erste nachweisbare Bewohner war 1599 ein Bartolomäus Schönkapp, Beamter beim Würzburger Fürstbischof. Danach wechselte das Haus häufig den Besitzer. In dem Gebäude waren Metzger, Lebküchner, Weinhändler, Buchbinder und mehrere Kaufleute zu Hause – wie zuletzt die Familie Götz, die einen Textilwarenhandel betrieb.

Ein historisches Foto um 1900 – das Fachwerk des Götz-Hauses ist noch verputzt.
Foto: Archiv | Ein historisches Foto um 1900 – das Fachwerk des Götz-Hauses ist noch verputzt.

 Das Anwesen hatte im vorangegangenen Stadtrat sogar eine eigene Kommission bekommen – und genau das soll jetzt wieder passieren. Die neue Götz-Haus-Kommission wird dieser Tage neu aufgestellt, um dann umgehend loszulegen: Sanierung, mögliche Nutzung, Förderanträge – jetzt soll auf die Tube gedrückt werden. "Schnellstmöglich", so die von Bürgermeister Matthias Bielek vorgegebene Parole. Zumal alles mit allem zusammenhängt: Erst wenn die Nutzung steht, können auch Fördertöpfe angezapft werden.

Läuft es auf drei Millionen Euro hinaus?

Genau hier aber liegt das Problem: Gibt es jemanden, der ein Geschäft in dem Götz-Haus betreiben will? Und sollen in den oberen Etagen vielleicht Ferienwohnungen entstehen. Und wenn ja: Wie viele und wie aufwendig. Im Grunde ist noch alles unklar bei dem Projekt, dem noch nicht mal ein richtiges Preisschild anhaftet. Einzig Manfred Berger (SPD), mit 70 Jahren so etwas wie das Stadtrats-Urgestein, ließ sich auf eine Schätzung von "eher über drei Millionen Euro" ein.

Wohin die Reise gehen könnte, zeigte der Vortrag des Architekten zum Stand der Dinge, der als Überschrift "Vinothek mit Regionalladen" trug. Klar war aber auch: Weitere Vorschläge sind willkommen. Und, wer weiß: Vielleicht kommt ja noch die eine oder andere spontane Idee dazu, wenn sich die Stadträte demnächst zum Putzeinsatz treffen.

Sieht so die Zukunft aus? Die westliche Seitenansicht könnte sich lichtdurchflutet zeigen.
Foto: Architekturbüro Friedrich Staib | Sieht so die Zukunft aus? Die westliche Seitenansicht könnte sich lichtdurchflutet zeigen.
 
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