Dass es eines der prächtigsten Dettelbacher Bürgerhäuser ist, sieht man dem sogenannten Götz-Haus am Marktplatz 7 derzeit nicht wirklich an.
Neben den renovierten Fassaden gegenüber der Kirchenzinne – zuletzt wurde das Baumannsche-Haus wieder zu einem Schmuckstück – nimmt sich das Fachwerkhaus auf den ersten Blick wie das hässliche Entlein aus: Die Farbe auf den Putzflächen blättert und ist verblichen, an den Fachwerkbalken sieht es nicht besser aus: ein Sanierungsfall.
Ein Bau der Renaissance
1577 erbaut, ist das Götz-Haus ein „klassisches Fachwerkhaus der Renaissance“, wie Dettelbachs Stadtarchivar und Kreisheimatpfleger Dr. Hans Bauer schon 2008 in den „Dettelbacher Geschichtsblättern“ feststellte. Ein schützens- und erhaltenswertes Baudenkmal also, das die Stadt aus genau diesem Grund auch Ende 2012 per Vorkaufsrecht erworben hatte.
Am vergangenen Sonntag hatten die Dettelbacher nun die Gelegenheit, einen Blick in das seit etwa zehn Jahren leer stehende Gebäude zu werfen. Rund 50 Besucher waren der Einladung von Bürgermeisterin Christine Konrad gefolgt, die in einer vorteilhaften Lage war: Von Beruf Architektin, konnte sie der Gruppe aus wahrlich berufenem Munde die Geschichte des Hauses und die architektonischen Besonderheiten erläutern.
Demnach muss es sich bei den Erbauern um wohlhabende Leute gehandelt haben. Das zumindest lässt sich aus der für damalige Verhältnisse bedeutenden Größe des Gebäudes mit seinen drei Vollgeschossen und nicht zuletzt dem reich verzierten Fachwerk ablesen: an den Ornamenten in den Gefachen und dem in verschiedenen Größen auftauchenden Andreaskreuz. Die sogenannten Außenständer – die Eckbalken des Fachwerks – sind beim Götz-Haus ebenfalls auffällig geschmückt.
Fassade hat sich gewandelt
Wie bei vielen historischen Gebäuden dieses Alters hat sich die Fassade auch beim Götz-Haus immer wieder gewandelt, wie Christine Konrad erläuterte. So wurden die einstigen Renaissance-Fenster teilweise gegen barocke Fenster ausgetauscht, und auch das heute sichtbare Fachwerk war nicht immer so zur Schau gestellt. Ein historisches Foto aus der Zeit um 1900, das Christine Konrad unter den Besuchern verteilte, zeigt das Haus noch voll verputzt.
Richtig spannend wurde es beim Rundgang im Inneren. Denn was man vom Markt aus nicht sieht: Das Haus verfügt noch über einen großen Anbau. Dort begann auch die Führung. Was sich an der Fassade bereits andeutete, bestätigte sich im Inneren: Die Erbauer gehörten nicht zu den Ärmsten. „Dieser Raum mag Ihnen heute klein erscheinen, zur damaligen Zeit war solch ein Zimmer aber ungewöhnlich groß“, erläuterte Konrad in einem vielleicht 15 Quadratmeter großen Raum.
Dass das Haus die Jahrhunderte überstand, liegt auch an seiner soliden Konstruktion, die für damalige Zeiten geradezu modern war. Deutlich wurde das im Dachstuhl, in den die Besucher ebenfalls klettern durften. Der Dachboden ist nämlich an einem Balken aufgehängt, eine Art selbsttragende Konstruktion, wie man sie in ähnlicher Form von Hängebrücken her kennt.
Prachtvolle Stuckdecke
Einen prachtvollen Schlusspunkt unter die Führung setzte der Blick in die ehemals gute Stube des Hauses im Obergeschoss. Hier wurde in der Zeit des Barock eine reich verzierte Stuckdecke eingebaut. Zwar müssen die über die Jahrhunderte hinweg aufgetragenen Farbschichten erst einmal entfernt werden, aber schon jetzt beeindruckt das Kunstwerk an der Decke, das wie ein Himmel über dem Zimmer hängt.
Abwärts ins ehemalige Ladenlokal ging es schließlich über eine eiserne Wendeltreppe wohl aus dem 19. Jahrhundert – auch sie ist ein Schmuckstück für sich. Wer wollte, konnte nach dem Rundgang bei einem kleine Flohmarkt noch Einrichtungsgegenstände des Hauses kaufen.
Das Haus hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Wie der Dettelbacher Konrad Reinfelder ebenfalls in den „Geschichtsblättern“ schreibt, ist 1599 der erste nachweisbare Bewohner ein Bartolomäus Schönkapp, Beamter beim Würzburger Fürstbischof. Danach wechselte das Haus häufig den Besitzer. In dem Gebäude waren laut Reinfelders Forschungen Metzger, Lebküchner, Weinhändler, Buchbinder und mehrere Kaufleute zu Hause – wie zuletzt die Familie Götz, die einen Textilwarenhandel betrieb.
Die große Frage, um die es in Dettelbach nun geht, zielt auf die künftige Nutzung des Gebäudes. Für Wohnzwecke ist es wohl nur bedingt geeignet, lautete eine Meinung unter den Besuchern am Sonntag. Vielleicht eine Mischung aus privater und öffentlicher Nutzung? Mit der Antwort wird sich der Dettelbacher Stadtrat zu beschäftigen haben.
Wie Christine Konrad am Sonntag sagte, müssten zunächst einmal die Befunduntersuchungen gemacht werden, danach könne man über ein Nutzungskonzept sprechen. Ideen aus der Bevölkerung sind im Rathaus übrigens ausdrücklich erwünscht, nicht zuletzt deshalb hatte am Sonntag die Führung stattgefunden.
Fest steht, dass eine Sanierung kein billiges Vergnügen wird. Eine Schätzung geht von knapp zwei Millionen Euro Kosten aus.