
Es wimmelt in der Turnhalle der St.-Hedwig-Grundschule in Kitzingen nur so an diesem Tag. Voller Aufregung scharen sich viele Schüler um rote Hula-Hoop-Reifen, legen jeweils eine Brotdose mit einem Stift daneben in die Mitte des Reifens und warten aufgeregt auf den Beginn einer Vorführung, wie es sie hier noch nicht gab: Gleich beginnt ein Kinderkonzert mit Musikern des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, kurz BRSO genannt.
Über 70 Schulen hatten sich für so ein Event beworben. Nur sieben sind ausgewählt worden, ein Konzert aus dem Musikvermittlungsprogramm des Orchesters zu erleben. Die Kitzinger Grundschule ist dabei.

Fünf Instrumentalisten aus dem großen Orchester haben ein Quintett gebildet. Sie führen Ausschnitte aus einem Streichquintett des französischen Komponisten George Onslow auf.
Nicht nur Münchner Schulen sollen das erleben dürfen
Um nicht nur Schülern in der Nähe von München die Möglichkeit zu geben, Weltklasse-Musiker hautnah zu erleben, kommen solche Ensembles in die kleineren Städte in ganz Bayern. Die Kosten für diese Konzerte werden vom BRSO getragen. "BRSO und du" heißt die Devise.

Aber zunächst wird gespielt. Mit einem frischen Satz aus Onslows Quintett fangen die Musiker viele Kinder ein. Mit großen Augen und vor allem gespitzten Ohren, oft mit offenen Mündern lauschen sie der herrlichen Musik.

Man hat beileibe nicht den Eindruck, dass die Musiker ein solches Kinderkonzert auf die leichte Schulter nehmen, voll konzentriert spielen sie, als säßen sie auf einer großen Konzertbühne. In Gesprächen hinterher freuen sie sich, wenn ihnen ein Satz besonders gut gelungen ist. Eine ernste Sache ist die Musik, nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
Aus welchem Holz die Instrumente gemacht sind
Organisatorin Maxie Neumann-Cosel vom Bayerischen Rundfunk, studierte Schulmusikerin und die Musiker des BRSO, Michael Friedrich und Anne Schoenholtz an der Geige, Christa Jardine an der Bratsche, Till Schuler am Cello und Naomi Shaham am Kontrabass zeigen den Kindern mit viel Elan und Gespür, aus welchem Holz die Instrumente gemacht sind. Rohe Geigenböden haben sie dabei und Bilder von den Bäumen, die das Holz liefern: Fichte und Ahorn für den Körper, Ebenholz für den Steg und Buchs für die Wirbel der Streichinstrumente.

Auch der Bogen wird erklärt, Pferdehaare zum Streichen der Saiten sind da eingespannt, die zusätzlich mit Baumharz eingerieben werden, damit der Ton auf der Saite kräftiger wird. Cellist Till fragt, ob denn die Haare von einem weiblichen oder männlichen Pferd kämen.
Warum die Haare der Stute nicht geeignet sind
Die Kinder sind sich einig, es muss eine Stute sein. Till stellt das schnell klar und hat viele Lacher auf seiner Seite, denn die Haare von der Stute sind nicht geeignet, da sie beim Pieseln immer mit Urin befeuchtet werden und dadurch nicht brauchbar sind.
Dann kommt die Brotdose ins Spiel. Natürlich dürfen die Kinder auch aktiv werden: Ein Haushaltsgummi wird über die Brotdose gespannt, der Stift darunter eingeklemmt, und schon ist ein Zupfinstrument entstanden. Mit Begeisterung lassen die Schüler Töne entstehen.

Und weil es so schön ist, selbst Musik zu machen, singen alle gemeinsam noch einen Kanon: "Es klingen die Saiten, wenn Bögen sie streichen, die Geige, die Bratsche, das Cello, der Bass, la la…" Das haben die Lehrer mit den Kindern vorbereitet, und so können alle gleich unter den Anfeuerungen der Musiker in die verschiedenen Gruppen des Kanons einsteigen.
Die jungen Zuhörer erklatschen sich eine Zugabe
Dazwischen erklingt immer wieder ein Stück Musik, mal leise, mal heftig, und so mitreißend, dass die Kinder auch zwischendrin spontan applaudieren, was die Musiker besonders freut. Am Ende erklatschen sich die jungen Zuhörer noch eine Zugabe, danach stehen noch einige bei den einzelnen Instrumenten und dürfen selbst den Bogen führen – ein Erlebnis!
Christa Tribula von der St.-Hedwig-Grundschule kann auf jeden Fall stolz und dankbar sein, ein solches Konzert erwirkt zu haben. Es wird sicherlich noch lange bei den Kindern nachwirken.