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Dornheim
Geheimnis auf der Spur: Wie Archäologen nach Alt-Dornheim suchen
Seit neun Jahren wühlen sich die Experten hinter Iphofen durch gewachsenen fränkischen Ackerboden. Was sie dabei entdecken, lässt sie hoffen – auf die nächste kleine Sensation.
Auf einem Acker zwischen Dornheim und Hellmitzheim betreiben Archäologen seit neun Jahren akribische Feldstudien. Ihre Funde sind vielversprechend.
Foto: Gerhard Krämer | Auf einem Acker zwischen Dornheim und Hellmitzheim betreiben Archäologen seit neun Jahren akribische Feldstudien. Ihre Funde sind vielversprechend.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 09.02.2024 00:30 Uhr

Noch ist es ein Rätsel, vor dem die Archäologie steht. Noch tagt zwischen Dornheim und Hellmitzheim regelmäßig das Scherbengericht. Aber irgendwann soll das Puzzle, das im Staub unscheinbarer Äcker verborgen liegt, gelöst sein. Dann wird es Antworten geben auf Fragen wie: Was hat die Menschen im frühen Mittelalter veranlasst, gerade hier zu siedeln? Wie sahen Wohn- und Arbeitswelt aus? Über welche Mittel und Werkzeuge verfügten die Leute in ihrem Alltag? Seit 2012 graben sich die Archäologen an der Quelle des Zettelbachs bei Dornheim durch die Erde – immer auf der Suche nach Spuren früher Besiedlung. 2018 dann die kleine Sensation: Reste einer Merowinger-Siedlung aus dem 6. bis 8. Jahrhundert. Immer wieder hat der Iphöfer Stadtrat die Mission verlängert, auch jetzt wieder.

Anfangs waren es Keramikscherben und Kleinteile, die von den Archäologen zusammengetragen wurden. „Super Funde“, wie Dr. Anja Pütz von der Friedrich-Schiller-Universität Jena sagt. „Aber keine Antwort darauf, wo auf dem acht Hektar großen Acker sich die Siedlung befand.“ Erst eine geophysikalische Untersuchung ergibt Hinweise auf ein Grubenhaus. Pütz und ihr Team öffnen eine zehn mal acht Meter große Fläche und stoßen in anderthalb Meter Tiefe auf eine verfüllte Grube. Ein erster großer Erfolg. Mittlerweile ist das Haus als Modell rekonstruiert und Teil einer Ausstellung im Knauf-Museum.

Geweihstücke deuten auf die Geschichte des Hauses 

Im Sommer 2020 übernimmt Pütz‘ Kollege Dr. Michael Marchert die Ausgrabungen. Die Suche erstreckt sich nun auf ebenerdige Gebäude. Dazu lässt der Archäologe ein 15 auf sechs Meter großes Areal vermessen – und stößt auf zwei weitere Häuser, die diesmal nicht auf Pfählen gegründet sind. Fundstücke aus dem näheren Umfeld dieser Häuser wie abgesägte Tiergeweihstücke lassen darauf schließen, dass dort einmal Kämme hergestellt wurden. An dieser Stelle stehen die Archäologen jetzt. „Um die Fundstelle besser verstehen und beurteilen zu können, müssten wir eine größere Grabungsfläche öffnen“, sagt Marchert im Stadtrat. Es ist auch ein Appell, den Forschungsauftrag zu verlängern.

Ausstellung im Knauf-Museum: So könnte das Grubenhaus ausgesehen haben, dessen Reste die Archäologen bei Dornheim entdeckt haben.
Foto: Gerhard Krämer | Ausstellung im Knauf-Museum: So könnte das Grubenhaus ausgesehen haben, dessen Reste die Archäologen bei Dornheim entdeckt haben.

Rund 44 000 Euro hat die Stadt Iphofen bisher in das Projekt investiert. Da darf man – wie es Dritter Bürgermeister Jörg Schanow in der Sitzung tut – schon einmal fragen: „Wann bekommen wir ein rundes Ergebnis?“ Aus der Sicht der Wissenschaft gibt es darauf keine klare Antwort, zumal in einem so unberechenbaren Fach wie der Archäologie. Marchert sagt: „Wir tasten uns heran und sind gerade am Anfang, die Funde zu verstehen.“ Die Kollegin Pütz kann sich vorstellen, dass in den Weiten der Landschaft die Ursprünge jenes im achten Jahrhundert erstmals erwähnten Dornheim verborgen sind. „Wir müssten eigentlich auch eine Kirche finden“, sagt Pütz. „Die wurde 742 urkundlich erwähnt.“

Auf die Grabungen folgen oft attraktive Ausstellungen

Der Stadtrat ist sich nach diesen Aussagen weitgehend einig, die Grabungen fortzusetzen und die Suche nach der Vergangenheit weiter voranzutreiben. Einen Eigenanteil von 7000 Euro muss die Stadt dafür tragen, gut angelegtes Geld, wie Zweiter Bürgermeister Hans Brummer findet. „Man erfährt so viel über die fränkische Geschichte.“ Otto Kolesch verweist auf die Ausstellungen im Knauf-Museum, die in der Regel auf die Grabungen folgen und „die uns viele Gäste nach Iphofen bringen“.

Im Frühjahr 2022 soll auch in Dornheim das lange geplante Museum öffnen und Exponate aus der 2012 begonnenen Feldstudie zeigen. Die Archäologen graben derweil weiter – in einer Stimmung aus Hoffen und Bangen. „Ich kann nicht versprechen“, sagt Anja Pütz, „ob wir das Rätsel um Alt-Dornheim je lösen können.“

 
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