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IPHOFEN
Einem Geheimnis auf der Spur
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 10.03.2018 02:47 Uhr

Lange war nur wenigen Eingeweihten klar, welch seltsame Umtriebe in der Flur zwischen Hellmitzheim und Dornheim stattfanden und welches Geheimnis die unscheinbaren Äcker dort bargen. Heute spricht Margarete Klein-Pfeuffer ganz offen von einer „archäologischen Sensation“. Was sich den Ausgräbern da im Kleinen und Größeren offenbarte, waren nicht nur Keramik- und Eisenteile aus dem sechsten bis achten Jahrhundert, sondern auch Spuren einer frühmittelalterlichen Siedlung. Die aus Dornheim stammende Prähistorikerin war begeistert – und ist es noch immer. Im Iphöfer Stadtrat warb sie am Montagabend gemeinsam mit Archäologin Anja Pütz um weitere Forschungsgelder.

Dass hier etwas im Untergrund schlummerte, ahnte der Dornheimer Karl Alt schon lange. Früh war er bei seinen Feld- und Flurgängen auf Scherben und Kacheln, Pfeilspitzen und Klingen, Beile und Werkzeuge gestoßen. Sein bedeutendster Fund war ein Flachkeil, mindestens 150 000 Jahre alt. Mit Margarete Klein-Pfeuffer, einer Nachbarin, sprach er über seine Entdeckungen. Sie verwaltet heute das Erbe Alts, Tausende archäologische Funde, die bald in einem Museum in Dornheim gezeigt werden sollen. 2010 ist Alt gestorben, zwei Jahre später begannen auf einem etwa acht Hektar großen Acker nahe Dornheim geomagnetische Untersuchungen. Sie bestätigten Alts Theorie einer großen keltischen Siedlung. Wo genau sie lag, hielt Margarete Klein-Pfeuffer lange geheim. Immer noch befürchten sie und ihre Mitstreiter, dass wertvolle Informationen verloren gehen könnten, wenn zu viele den Fundort kennen.

Ein Stück Landesgeschichte vor Ort

Immerhin handelt es sich nach Worten der Archäologin Anja Pütz um ein „Stück Landesgeschichte“, das Iphofen quasi „vor Ort“ habe. Es war ihre Antwort auf eine Nachfrage von Stadtrat Dieter Lenzer, welchen Nutzen denn die Stadt von den Grabungen habe. Sprich: Warum sie ihr noch einmal 12 000 Euro wert sein sollten, zusätzlich zu den schon geleisteten 17 000 Euro in den vergangenen sechs Jahren. Erfüllen sich Pütz‘ Hoffnungen, könnte sich bei einem weiteren Geländeschnitt das Bild einer Hofstruktur aus dem sechsten oder siebten Jahrhundert ergeben. „Wir erwarten, Nachweise von Häusern oder Gehöften aus dieser Zeit zu finden“, sagte sie. Dann könnten auch Drittmittel aus anderen Fördertöpfen fließen, wie die Archäologin auf Nachfrage von Stadtrat Klaus Brehm erklärte.

Sechs auf vier Meter groß soll die Grube sein, die Anja Pütz demnächst mit ihrem Team an der Zettelbach-Quelle ausheben will. Sie ist sich sicher: „Wir leisten für die Gegend Pionierarbeit.“ Auf eine frühmittelalterliche Siedlung dieser Größe sei man bisher nirgendwo in der Region gestoßen. „Wir haben die Chance zu sehen, wie eine Hofstruktur im sechsten oder siebten Jahrhundert aussah.“ Der Stadtrat hat die beantragten 12 000 Euro einstimmig bewilligt.

 
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