Das Knauf-Museum Iphofen zeichnet in diesem Jahr in seiner neuen Sonderausstellung "Als Franken fränkisch wurde …" die Lebensumstände der ersten Franken nach, die ab dem frühen 6. Jahrhundert n. Chr. aus dem Mittelrheingebiet in das Land am Main kamen. Eigentlich war die Ausstellung schon vergangenes Jahr geplant. Doch Corona hat den Museumsfahrplan durcheinandergebracht.
Jetzt hofft Museumsleiter Markus Mergenthaler, dass die Ausstellung stattfinden kann. Derzeit wird aufgebaut. In einem der Räume ist bereits ein inszeniertes merowingisches Doppelgrab einer Frau und eines Mannes platziert, eine Leihgabe des Würzburger Diözesanmuseums in der Pfarrkirche Sankt Johannes in Karlburg (Landkreis Main-Spessart).
Bei Dornheim siedelten Menschen in der Merowinger-Zeit
In einem Gemeinschaftsprojekt zwischen der Universität Jena, der Stadt Iphofen und dem Knauf-Museum haben Archäologen bei einer Grabung eine frühe fränkische Siedlung auf Dornheimer Gemarkung aus der Zeit der Merowinger erforscht. Ergebnisse und Funde aus dieser Grabung werden neben vielen anderen Objekten in der Ausstellung zu sehen sein. Die Endung "-heim" vieler Dörfer deutet auf deren Gründung in Zusammenhang mit den ersten Franken hin.
Funde aus Franken werden dabei mit solchen aus dem Rhein-Gebiet verglichen. Als Beispiele nennt Mergenthaler Töpfe oder Webgewichte. Diese sind mit hierher gebracht worden. Natürlich findet in diesem Zusammenhang auch die Einwanderungssituation den ihr gebührenden Raum.
Die Ausstellung sei eine spontane Idee gewesen, erzählt Mergenthaler, entsprungen aus der Frage, wo wir eigentlich herkommen. Es sei Ahnenforschung im weiteren Sinn. Die Ausstellung passe in die Reihe der heimatbezogenen Themen wie Main, Bullenheimer Berg oder Hexenwahn.
Eindrückliche Bilder beleuchten das Dunkel der Jahrhunderte
Mit ihrem kulturellen Einfluss veränderten die Franken das Gebiet für immer. Für diese nahezu schriftlose Zeit gibt die Archäologie nach Worten des Museumsleiters Zeugnis von den "ersten Franken" im Maingebiet. Mit Fundstücken aus Grabungen, Installationen von Gräbern, Projektionen und anderen Vermittlungsmedien entwickelt die Ausstellung eindrückliche Bilder dieser im Dunkeln liegenden Jahrhunderte.
Anhand von archäologischen Funden verschiedener Leihgeber beschäftigt sich die Ausstellung mit den Themen Tracht, Bewaffnung und Alltagskultur, aber auch mit Kunst und Glaubensvorstellungen der ersten Franken in Franken. Letzteres spiegelt sich auch in der Bestattungskultur. Augenmerk wird auf die sogenannten Reihengräberfelder gelegt, die sich konzentriert am südlichen Maindreieck finden. Für Mergenthaler ist es sehr interessant, was alles an Beigaben mitgegeben worden ist. Bei Frauen zum Beispiel eine Schere.
Ausgrabungen fördern Tierknochen zutage
"Spannend ist auch, was man damals alles gegessen hat", sagt der Museumsleiter. Bei Ausgrabungen an der Saale habe man Knochen von über 50 verschiedenen Tieren gefunden, in Dornheim nur Teile eines Ferkels. Wie das Alltagsleben ausgesehen hat, soll mit einem Hausmodell wie es in Dornheim ausgesehen haben könnte, dargestellt werden.
Leihgeber von Objekten wie zum Beispiel der Guttrolf aus Unterspiesheim, das Keramikensemble aus Seinsheim, der Goldanhänger aus Willanzheim oder die Adlerfibel aus Gochsheim sind laut Mergenthaler unter anderem das Museum für Franken in Würzburg, das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, das Historische Museum der Pfalz in Speyer, die Museen der Stadt Regensburg, die Diözese Würzburg, das LVR-Landes Museum Bonn und die Archäologische Staatssammlung in München. Im Museum für Franken in Würzburg wird zudem eine separate Ausstellungsinsel zum Thema "Frühmittelalterliche Burgen" zu sehen sein.