Die Weinregion Franken erlebt derzeit einen Wandel, viele kleine Weingüter geben auf. 2013 existierten noch 4270 Weinbaubetriebe in der Region, aktuell sind es nur noch 2877. Doch es gibt auch eine gegenläufige Entwicklung.
Junge Winzerinnen und Winzer engagieren sich mit viel Leidenschaft im Weinbau, entdecken alte Methoden wieder und führen neue Ideen in die Herstellung ein. Die Redaktion stellt vier Jungwinzer aus dem Landkreis Kitzingen vor, die für den Beruf brennen und für ihre Weine von renommierten Jurys prämiert wurden.
Christian Ottenbreit (39) aus Obernbreit: Vom Weinmagazin "falstaff" für den besten Müller-Thurgau Deutschland und vom Eichelmann-Weinführer als Entdeckung des Jahres prämiert
Wenn Christian Ottenbreit mit der Rebenschere im Weinberg steht, dann ist er auf dem für ihn schönsten Platz der Welt. "Das fühlt sich für mich wie Urlaub an", sagt er. "Dieser Job ist mein Traumberuf."
Dabei wollte der Obernbreiter nie Winzer werden. Zur Ausbildung wurde er von seinem Vater verdonnert, "damit ich nicht nur rumhänge". Zwei Jahre lang war er eher unmotiviert, aber dann hat es ihn gepackt. "Ich wollte lernen, wie man den besten Wein herstellt." 2018 gründete Ottenbreit sein eigenes Weingut, inzwischen bewirtschaftet er 7,5 Hektar.
Zum Start pflegte der junge Familienvater noch ein Image als Rockerwinzer, "Sex & Rock´n Roll" stand auf seinem ersten Silvaner-Etikett. Mit den Jahren wurde das Design seiner Etiketten immer dezenter, der Inhalt dafür noch auserwählter. Mit so wenig Eingriffen wie möglich und besonderen Holzfässern feilt er immer weiter an der Qualität. Seit 2022 bewirtschaftet er seine Weinberge außerdem konsequent biologisch, die Reben profitieren davon.
Maximilian Zang (29) aus Nordheim: Das Bio-Weingut wurde vom Vinum Weinguide als Entdeckung des Jahres ausgezeichnet
Maximilian Zangs Eltern sind Pioniere des Bio-Anbaus, sie verzichten schon seit 1990 auf den Einsatz von Herbiziden und Kunstdünger in den Weinbergen der Familie. "Diese Naturverbundenheit und Nachhaltigkeit ist genau das, was mir auch gefällt. Da bin ich mit meinen Eltern auf einer Linie", sagt der junge Önologe.
Nach dem Studium 2019 kam Zang darum gerne zurück auf den elterlichen Hof in Nordheim, hilft seitdem, das Weingut fit für die Zukunft zu machen. "Mein Ziel ist es, den Boden so gut aufzubauen, dass unsere alten Weinstöcke nicht bewässert werden müssen." Im Frühling blüht es auf den Weinbergen der Familie wie in einem Blumengarten. "Durch die Pflanzen wird der Boden gut durchwurzelt und natürlich gedüngt, es bildet sich Humus, das Wasser wird besser gehalten", erklärt der Winzer.
Sein Anspruch ist es, die Weine im Zusammenspiel mit der Natur zu optimieren. Das Sortiment des Weingutes hat er bereits gestrafft, die Weinanbaufläche von zehn auf sieben Hektar reduziert. "Ich möchte nicht Masse produzieren, sondern unseren Wein durch Qualität abgrenzen", erklärt er sein Ziel.
Philipp Luckert (35) aus Sulzfeld am Main: Der Zehnthof Luckert wurde vom Vinum Weinguide als Fränkisches Weingut des Jahres prämiert
Etwas anderes als Winzer werden, das kam für Philipp Luckert nie in Frage. "Mir hat es schon als Kind Spaß gemacht, im Weinberg zu sein", sagt er. "Ich liebe es noch immer." Dass man in diesem Beruf eine Pflanze über das gesamte Jahr begleite und am Ende mit der Flasche ein eigenes, fertiges Produkt in der Hand halte, sei für ihn "unglaublich erfüllend".
Nach Studium und Praktika auf Weingütern in der Pfalz und in Österreich kam Luckert 2014 zurück in die Heimat. Seitdem arbeitet er zusammen mit seinem Vater und seinem Onkel auf den 20 Hektar Weinbergen des Zehnthofs rein biologisch. "Dieser Weg macht als einziger Sinn, wenn man die bestmöglichen Weine herstellen will", sagt der junge Winzer.
Die Weine des Guts reifen ausschließlich in Holzfässern, Luckert ist für die roten Trauben verantwortlich. "Auf die Qualität immer noch eins draufzusetzen, immer noch besser zu werden, das ist mein Anspruch, und das macht diesen Beruf so unglaublich spannend für mich."
Michael Völker (42) und Melanie Drese (45) aus Kitzingen: Ihre Weine unter dem Label 2Naturkinder werden in alle Welt exportiert
Bloß weg von den Bocksbeuteln, den Weinfesten und den Weinproben im Sakko, so dachte Michael Völker als Jugendlicher. Sechs Generationen seiner Familie waren Winzer, er wollte das auf keinen Fall weiterführen. Der Kitzinger studierte Philosophie, arbeitete zusammen mit seiner Frau Melanie Drese als Medienmanager in London. Dort, weit weg von der Heimat, entdeckte das Paar seine Liebe zum Wein.
"In London kam damals Naturwein auf. Wir haben ihn probiert, waren sofort fasziniert", erinnert sich Völker. Die beiden gaben ihre Jobs auf, zogen nach Kitzingen. Das Weingut blieb nun doch in Familienhand, doch die "2Naturkinder" machen alles radikal anders als die Generationen vor ihnen. Ihr Wein wird rein biologisch angebaut, von Hand geerntet und im Keller gelten konsequent die Naturwein-Regeln.
"Mehr als 50 Zusatzstoffe sind bei der konventionellen Produktion erlaubt, wir verwenden keinen einzigen", erklärt Völker. Es werden kein Schwefel und keine Zuchthefe zugesetzt, der Wein gärt spontan. Dieser Mut und die Hingabe des Paares zahlt sich aus – mit von Jahr zu Jahr besseren Ergebnissen und einer hohen Vielfalt im Geschmack.