Mit seinen 22 Jahren zählt Michael Krauß zu einem der jüngsten Winzer Frankens, der sein eigenes Weingut führt. Im Januar 2020, kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie, hat sich der Abtswinder selbstständig gemacht. Zu dieser Zeit absolvierte er noch seine Ausbildung, die er später in Sommerach abschloss.
Mit dem eigenen Winzerhof ist für Michael Krauß ein Traum in Erfüllung gegangen. Viel Arbeit wartet seither auf ihn, viel Verantwortung lastet auf seinen Schultern. Doch davor hat er keine Angst.
Bis vor drei Jahren gehörten gerade mal 0,5 Hektar Weinberge zu dem mitten in Abtswind gelegenen Anwesen der Familie. Jetzt sind es fast sieben Hektar, die der ehrgeizige Jungwinzer bearbeitet. Damit soll die endgültige Größe noch nicht erreicht sein. Gut zehn Hektar, vielleicht etwas mehr, könne er sich vorstellen zu bewirtschaften, erzählt Krauß.
Rund um seinen Heimatort Abtswind liegen insgesamt 70 Hektar Rebfläche, die zwei, drei größere, sowie einige Kleinwinzer im Nebenerwerb bearbeiten. Tendenz eher abnehmend, wegen der Arbeit. Gerade ältere Leute, die keinen Nachfolger finden, so Krauß, hätten ihm immer wieder ihre Flächen angeboten.
Für ihn stand fest, dass er voll einsteigen wolle, nicht nur im Nebenerwerb. Sein Credo: "Wenn ich es hundertprozentig machen will, dann brauche ich auch hundert Prozent meiner Zeit." Die Entscheidung, die Sache ganzheitlich anzugehen, habe er mit der Familie bereits 2019 getroffen, als die Scheune auf dem Hof entkernt wurde.
Die Werkstatt ist jetzt Verkaufsraum, und der Weinkeller fasst 30.000 Liter
Sein eigenes Weingut zu führen hat Michael Krauß da schon länger gereizt. Von klein auf interessierte er sich für die Reben und für den Weinbau. Schon als Kind, im Südtirol-Urlaub mit den Eltern, sei er lieber mit in den Weinkeller gegangen als zum Wandern. Auch zu Hause zog es ihn mit in den Wengert, wenn dort gearbeitet wurde. So nahm sein Traum immer mehr Gestalt an.
Seine Eltern Frank und Ute unterstützen den ehrgeizigen Sohn, der auf dem heimischen Winzerhof schon einiges umgebaut hat. So wurde die alte Werkstatt renoviert und mittlerweile zum Verkaufsraum umgewandelt. In der Scheune hat er einen großen Lagerraum eingerichtet, gleich daneben befindet sich der Weinkeller mit den Edelstahltanks. Etwa 30.000 Liter passen rein, Krauß hätte gerne noch mehr Kapazitäten. Überhaupt, sagt er, brauche er mehr Platz. Deswegen will der 22-Jährige auf dem elterlichen Anwesen weiter renovieren und weiter bauen.
Im Kopf hat Michael Krauß viele Ideen, und auch was den Wein selbst angeht, will er manches ausprobieren, seine eigene Handschrift entwickeln und aufgeschlossen bleiben für Neues. So hat er sich ein spezielles Barrique-Fass angeschafft, ein so genanntes Re-Barrique. Es ist nicht rund wie ein normales Fass, sondern rechteckig, eine Konstruktion aus Edelstahl und Eichenholz, in der der Wein in Ruhe reifen kann. Die Bretter werden alle drei Jahre ausgebaut, abgehobelt und dann wiederverwendet. Aus der Pfalz stammt die Idee, die Krauß zum ersten Mal auf einer Messe gesehen hat.
In seiner Scheune hat der Abtswinder Jungwinzer auch ein Granitfass mit einem Fassungsvermögen von rund 90 Liter. Als neuester Clou steht ein Fass aus Abtswinder Sandstein bei ihm, für das er gerade die Zulassung beantragt.
Für die Weinberge hat sich Krauß als Ziel gesteckt, in den nächsten Jahren biologisch zu arbeiten und den kompletten Betrieb klimaneutral zu bewirtschaften. Zudem will er dort kleinere Strukturen fördern. Er möchte Bäume und Sträucher pflanzen, Steinriegel und Blühstreifen anlegen, um mit statt in der Natur zu arbeiten, wie er erzählt.
Sein Weinsortiment ist vielseitig, es reicht vom traditionellen Silvaner oder Müller-Thurgau bis hin zum Rotwein und Rosé. Dabei probiert Krauß gerne auch einiges aus, etwa eine Rotling-Beerenauslese, was eher selten sei.
Auf den Etiketten seiner Weinflaschen flattern schon mal Schmetterlinge
Seinen eigenen Weg geht der Jungwinzer auch bei den Etiketten auf den Weinflaschen. Facettenreicher sollen diese sein, so hat er als Motiv unter anderem Schmetterlinge oder ein Glücksspiel ausgesucht. Ein bisschen Rebellion sei das schon, sagt Krauß, das passe zu ihm. Der Flascheninhalt scheint nicht so schlecht zu sein. Erste Auszeichnungen hat er bereits bekommen.
Auch in Abtswind steckt der 22-Jährige voller Tatendrang. Dort ist er kürzlich zum Vorsitzenden des Heimat- und Fremdenverkehrsvereins gewählt geworden, der vieles im Ort veranstaltet. Verantwortung zu übernehmen, sagt er, gehöre für ihn eben dazu.