zurück
IPHOFEN
Jungwinzer des Jahres: Wie Nicolas Olinger Qualität schafft
Freut sich über die Auszeichnung: Nicolas Olinger, am Fuß der Weinlage Iphöfer Kalb.
Foto: Ralf Dieter | Freut sich über die Auszeichnung: Nicolas Olinger, am Fuß der Weinlage Iphöfer Kalb.
Ralf Dieter
 |  aktualisiert: 28.10.2021 02:56 Uhr

Die frohe Botschaft erreichte ihn im Urlaub: Nicolas Olinger aus Iphofen ist von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) zum „Jungwinzer des Jahres 2021“ gewählt worden. Ein paar Tage später steht er in seinem Weinberg bei Iphofen und muss immer noch grinsen: „Das tut schon gut“, sagt er. „Auch wenn ich mich gar nicht mehr als junger Winzer fühle.“

32 Jahre jung ist Nicolas Olinger. Die Arbeit im Weinberg kennt er von Kindesbeinen an. Sein Großvater und dessen Bruder gründeten das Weingut Gebrüder Müller in Iphofen. Der Enkel will das Erbe nun in eine rosige Zukunft führen. 17 Hektar bewirtschaftet er. Die meisten Flächen liegen direkt vor der Haustür, in Iphofen. Sieben Hektar hat er noch in Mittelfranken. „Für einen Familienbetrieb ist das eine gute Größe“, meint Olinger. Die Arbeit lässt sich dank seiner drei Mitarbeiter und einer eingespielten Mannschaft während der Lese gut bewältigen. Zumal ihn sein Vater Josef und seine Schwester Christina sowie die Tante Hedi Thiergärtner ebenfalls unterstützen.

Erfahrungen in Neuseeland

Im Weingut Burrlein in Mainstockheim hat Nicolas Olinger Winzer gelernt. Danach zog es ihn in die weite Welt hinaus. In Neuseeland hat er neue Eindrücke gesammelt, bildete sich später in Berlin zum Sommelier fort und hat anschließend in Geisenheim studiert: Internationale Weinwirtschaft. Jetzt steht er am Fuß der Weinlage Kalb und schaut glücklich in Richtung Schwanberg. „Mir gefällt es hier“, beteuert er. Ein Generationswechsel sei in vielen fränkischen Betrieben im Gange, die Philosophie verändere sich vielerorts, die Herangehensweise. Nicolas Olinger hat seine eigene längst gefunden.

Seit 2012 baut er seinen Wein nach ökologischen Richtlinien an. Keine Mineraldünger, keine Herbizide. Die Zertifizierung als Bioland-Betrieb erfolgte 2020. „Das war mir vorher nicht wichtig“, sagt er. Viel wichtiger als ein Siegel ist ihm die Praxis, eine schonende Verarbeitung seiner Trauben. Die Lese von Hand ist selbstverständlich, dann kommen die Trauben so schnell wie möglich in die Presse und in die Gärtanks. Dort werden sie sich selbst überlassen. Kein unnötiger Pumpvorgang, kein Stress. „Wir lassen die Trauben bis zum nächsten Frühjahr im Tank“, erklärt Olinger. „Erst dann wird zum ersten Mal filtriert.“

Die frühreifen Sorten wie Bacchus und Müller-Thurgau hat Nicolas Olinger weitgehend ausgetauscht. Silvaner baut er vorwiegend an, dazu Burgundersorten wie Chardonnay, Weiß- und Spätburgunder. „Die kommen mit den veränderten klimatischen Bedingungen besser zurecht.“ Trockene Sommer, ergiebige Niederschläge im Winterhalbjahr: So prognostizieren die Meteorologen die Zukunft in Mainfranken. Das Jahr 2021 war so gesehen eine Ausnahme. Die Feuchtigkeit im Sommer hat auch Nicolas Olinger zu schaffen gemacht.

Auf 60 Prozent schätzt er den Ausfall in seinen Weinbergen. Der Falsche Mehltau (Peronospera) war mit Kupfer nicht mehr in Schach zu halten. Andere Mittel dürfen im Öko-Weinbau nicht verwendet werden. „Wir hatten zwölf gute Jahre“, sagt er. „Da lässt sich so ein Jahr auch verschmerzen.“ Zumal die Trauben, die jetzt geerntet werden, manche schlaflosen Nächte vergessen lassen. „Super Qualität“, sagt Nicolas Olinger und steckt sich eine Silvaner-Traube in den Mund.

Neue Kunden melden sich

Etwa 30 Prozent seiner Produktion liefert er an die Gastronomie, der Anteil an Privatkunden steigt nicht erst seit der Preisverleihung. Wegen Corona hat der 32-Jährige, der sich um den Vertrieb selbst kümmert, mit dem Online-Handel begonnen. „Der Aufwand ist größer geworden“, bekennt er. „Aber er lohnt sich.“

Ob er jetzt eine Berühmtheit ist? Nicolas Olinger muss bei der Frage lachen. Die Preisverleihung habe sich schnell herumgesprochen. Das schon. Stammkunden haben gratuliert, neue Kunden aus ganz Deutschland haben sich gemeldet. Nicolas Olinger weiß: Die Auszeichnung „Jungwinzer des Jahres 2021“ wird seinen Bekanntheitsgrad weiter steigern. Er kann sich die Teilnahme an weiteren Wettbewerben deshalb auch gut vorstellen.

Betriebsübergabe in Planung

Zunächst einmal steht aber die Ernte 2021 an und danach ein weiterer Meilenstein: die Betriebsübergabe. Aus dem Weingut Gebrüder Müller soll in Kürze das Weingut Olinger werden. Der 32-Jährige will in Iphofen Wurzeln schlagen. Die Zeit als „Jungwinzer“ neigt sich dem Ende entgegen. Nicolas Olinger weiß das – und will rechtzeitig die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen.

60 Prozent Ernteausfall wegen des Falschen Mehltaus – aber wenigstens versprechen die verbliebenen Trauben eine sehr gute Qualität: Nicolas Olinger bei der Ernte in Iphofen. Von der Idee des Bio-Anbaus will er trotz der Verluste in diesem Jahr keinesfalls abrücken.
Foto: Ralf Dieter | 60 Prozent Ernteausfall wegen des Falschen Mehltaus – aber wenigstens versprechen die verbliebenen Trauben eine sehr gute Qualität: Nicolas Olinger bei der Ernte in Iphofen.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Iphofen
Ralf Dieter
Ernte
Hotel- und Gastronomiegewerbe
Kunden
Mitarbeiter und Personal
Sommeliers
Weinberge
Weinbranche
Weingärtner
Weingüter
Ökologie
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top