Werden in Zukunft vermehrt Erdnüsse, Körnerhirse, Sesam, Schwarzkümmel oder auch Augenbohnen auf den Feldern in Unterfranken angebaut? Das könnte angesichts der Klimaveränderungen durchaus sein. Das eigens gegründete Forschungszentrum für Landwirtschaft in Trockenlagen in Schwarzenau zeigte bei einem Feldtag seine Erfahrungen mit diesen Früchten.
Der zum dritten Mal angebotene Feldtag stieß auf Interesse bei Landwirten aus der gesamten Region, die dazu zur Versuchsfläche bei Neuses am Berg gekommen waren.
Dort boten die Fachleute Einblicke in ihre Versuche zum Anbau von alternativen Pflanzen in der Landwirtschaft, die bislang nicht hierzulande heimisch sind. Dazu gehören die oben genannten Feldfrüchte. Weiterhin konnte man sich über Future Crop, übersetzt etwa Zukunftspflanzen, wie die Nischenkulturen Kichererbsen, Linsen, Quinoa oder Chio informieren. Außerdem hatte sich ein Fachmann mit dem Thema des Maisanbaus in Trockenlagen beschäftigt.
Peter Doleschel: Regenreiche Jahre wie 2024 werden die Seltenheit
Projektleiter Peter Doleschel von der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) erklärte, dass dieses Jahr zwar wegen der bislang vielen Niederschläge ein besonderes sei. Doch solche Jahre werde es in Zukunft nicht mehr allzu oft geben, orakelte er. Um sich also auf verstärkte Hitze- und Trockenheitsperioden einzustellen, sei die Forschung zu alternativen Kulturangeboten in Schwarzenau "richtig und wichtig".
Auf den in Richtung Neuses am Berg gelegenen 2,5 Hektar Fläche wird vieles ausprobiert. Zunächst stellte Janina Goldbach die Versuche mit Hirse vor, dem fünftwichtigsten Getreide auf der Welt und Grundnahrungsmittel in Afrika. Rund 100 verschiedene Sorten seien auf den hiesigen Feldern im Test.
Hirse habe Potenzial, auch weil es glutenfrei sei, und böte zudem eine gute Alternative zum Mais, gerade an trockenen Standorten und in trockenen Jahren. Zudem, so die Fachfrau, benötige man keine zusätzlichen Maschinen zur Ernte.
Jakob Kunzelmann (LFL) berichtete, dass man bei vielen der exotischen Kulturen noch am Anfang stehe. Einige könnten durchaus auch in unseren Breiten bestehen. Er zeigte zunächst die Augenbohnen, die ursprünglich aus Afrika stammen und einen hohen Proteingehalt besitzen.
Hirse als eine Alternative zum Maisanbau
Bei Erdnüssen werde derzeit vieles ausprobiert, mit Sorten aus Bulgarien und Usbekistan. Beim Anbau von Sesam stehe man noch am Beginn der Versuche, anders als beim Schwarzkümmel, der bereits auf einer Fläche von 15 Hektar in Bayern angebaut werde.
Schließlich wurde der Maisanbau thematisiert: Johannes Beyer zeigte Versuche mit kleineren oder größere Abständen beim Pflanzen, wie auch eine Unterpflanzung mit Klee oder Stangenbohnen. Silo-Hirse nannte er eine gute Alternative zu Mais, auch für Biogasanlagen. Zum Abschluss wurde ein Verfahren gezeigt, bei dem man durch gezielte Bodenbearbeitung Unkraut bekämpfen kann.
Landwirte experimentieren längst schon selbst mit exotischen Pflanzen
Die Landwirte nutzten den Feldtag zum Austausch und zu Fragen. Dass man sich längst eifrig mit den alternativen Pflanzen beschäftigt, war schnell zu merken. Für Andreas Gutmann aus Rimpar etwa hat die Körnerhirse "auf jeden Fall Potenzial", auch für seine Arbeit als Schafhalter. "Man überlegt schon, ob man solche Sachen verstärkt ausprobieren soll", sagte er.
Für Landwirt Otto Weigand aus Hellmitzheim ist Hirse längst nichts mehr Exotisches. "Wir bauen sie im fünften Jahr an. Es muss vom Betrieb her passen, und bei uns passt es." Man könne die Hirse mit den eigenen Maschinen bearbeiten. Für die Schweinemast und auch als Mehl lasse sie sich gut verwenden. Für ihn sei der Feldtag wichtig, sagte Weigand: "Man lernt immer was dazu."
Dieses Jahr hat es genau so wie im letzten Jahr regelmäßige Niederschläge in der vollen Breite gegeben, so dass sich heuer sogar die unteren Grundwasserstockwerke von den Dürrejahren gut erholt haben.
Den Klimawandel, die Erderwärmung kann man nicht leugnen, aber eine angebliche Wasserkrise in Unterfranken ist schlicht und einfach völlig übertrieben an den Haaren herbei gezogen.
gez. R.König