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Volkach
Fachklinikum Mainschleife in Volkach gehört zu "Deutschlands besten Krankenhäusern": Das wird dort angeboten
Klein, aber fein: In Volkach behandeln Fachärzte fast alle chirurgischen Probleme. Die frühere Helios-Klinik wurde neu ausgerichtet. Was das für Patientinnen und Patienten bedeutet.
Der Anästhesist Stefan Schlereth legt im OP der Volkacher Klinik gerade einen Patienten schlafen: Die Operation geht gleich los.
Foto: Hanns Strecker | Der Anästhesist Stefan Schlereth legt im OP der Volkacher Klinik gerade einen Patienten schlafen: Die Operation geht gleich los.
Hanns Strecker
 |  aktualisiert: 22.10.2024 02:43 Uhr

Die Freude war riesig: Stolz berichtet die Geschäftsführerin des Fachklinikums Mainschleife, Christina Westphal-Jung, dass die Volkacher Klinik als eines der besten Krankenhäuser Deutschlands ausgezeichnet worden ist. Das Ranking erstellt das F.A.Z.-Institut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung seit 2018. Nun schaffte das kleine Volkacher Krankenhaus es in der Kategorie "Weniger als 50 Betten" in die Bestenliste. Grund genug, sich die ehemalige Helios-Klinik näher anzuschauen. 

Wie hat sich das Volkacher Krankenhaus zur heutigen Fachklinik entwickelt?

Höchste Konzentration: Dr. Hartmut Roth (links) bedient die Instrumente und kontrolliert auf dem  Bildschirm ihre Position.
Foto: Hanns Strecker | Höchste Konzentration: Dr. Hartmut Roth (links) bedient die Instrumente und kontrolliert auf dem Bildschirm ihre Position.

Nach der Auszeichnung schrieb die Geschäftsführerin an die Belegschaft, "dass die Auszeichnung ohne das kontinuierliche Engagement, das Beste für unsere Patientinnen und Patienten zu geben, nicht möglich gewesen wäre". Dabei hatte das Volkacher Krankenhaus in früheren Jahrzehnten stürmische Zeiten hinter sich.

Fotoserie

Es stand in den 1970er-Jahren und auch noch danach etliche Male vor einer Schließung. Gegründet als Distrikt-Krankenhaus Ende des 19. Jahrhunderts, wurde es zum Kreiskrankenhaus Volkach im damaligen Landkreis Gerolzhofen. Seit der Gebietsreform 1972 zum Landkreis Kitzingen gehörend, blieb neben der Kitzinger Klinik nur Volkach erhalten, während die Häuser in Dettelbach, Iphofen und Marktbreit geschlossen wurden. Aus Spargründen wurde die Klinik 1993 schließlich privatisiert. Die Asklepios-Gruppe übernahm das Haus, um es 1997 an Helios weiterzugeben.

2022 übernahm mit der Remedium Healthcare GmbH ein neuer Träger das Krankenhaus – mit einer völlig neuen Ausrichtung. Dem Krankenhaus wurde ein Facharzt-Zentrum angedockt, in dem auch die Klinikärzte arbeiten.

Hat das Fachklinikum Mainschleife Schwerpunkte bei den Operationen?

Das Zentrum der Facharztpraxis, wegen seiner Bauweise auch 'Schiff' genannt: Bis zu vier Ärzte können hier zeitgleich Sprechstunde halten.
Foto: Hanns Strecker | Das Zentrum der Facharztpraxis, wegen seiner Bauweise auch "Schiff" genannt: Bis zu vier Ärzte können hier zeitgleich Sprechstunde halten.

Der große Vorteil der Verbindung mit dem Facharzt-Zentrum: Steht eine Operation an, wird der Patient vor, während und nach der OP immer durch denselben Facharzt begleitet. Ein Schwerpunkt ist dabei die Fußchirurgie unter der Leitung von Chefarzt Volker Ettl. Er ist zugleich ärztlicher Direktor, der mit drei Oberärzten das gesamte Spektrum der Fußerkrankungen abdeckt.

"Bis zu 900 Füße haben wir in diesem Jahr operiert", sagt Ettl. Und ergänzt selbstbewusst: "Wir sind der große Player in der Fußchirurgie." Bayernweit gebe es nur noch in München eine Klinik, die mehr Fußoperationen hat. Das Haus habe hier ein großes Einzugsgebiet aus dem gesamten Bundesgebiet.

Für welche Operationen kommen Patienten noch nach Volkach?

Chefarzt Dr. Dirk Ziegler hat als Orthopäde und Unfallchirurg die Spezialgebiete "Schulter, Ellenbogen und Hand". Er implantiert zum Beispiel künstliche Schultergelenke und – als einziger orthopädischer Chirurg in der Region – künstliche Daumensattelgelenke.

Hanna Leibold leitet die Abteilung Physiotherapie, die im Volkacher Krankenhaus untergebracht ist. Dort können stationäre und ambulante Patienten behandelt werden.
Foto: Hanns Strecker | Hanna Leibold leitet die Abteilung Physiotherapie, die im Volkacher Krankenhaus untergebracht ist. Dort können stationäre und ambulante Patienten behandelt werden.

Ende 2022 konnten noch zwei weitere Fachärzte als Chefärzte gewonnen werden. Dr. Thomas Krause ist zertifizierter Kniechirurg und gilt als Spezialist bei Sportunfällen. Er ist zudem DFB-Arzt und mit den Nationalmannschaften viel im Ausland unterwegs.

Wie sieht es mit der Bauchchirurgie in Volkach aus?

Dr. Hartmut Roth ist ein ausgewiesener Spezialist auf dem Gebiet der Bauchchirurgie. Er behandelt zum Beispiel alle Arten von Bauchwandbrüchen über Gallensteine bis hin zu Erkrankungen des Enddarms.

Arzt und Schwester bei laufender OP: Über ein Spezialinstrument kann der Operateur in den Bauch des Patienten sehen.
Foto: Hanns Strecker | Arzt und Schwester bei laufender OP: Über ein Spezialinstrument kann der Operateur in den Bauch des Patienten sehen.

Eine besondere Spezialität von ihm ist die Beckenboden-Chirurgie, mit der dieser stabilisiert werden soll. In diesem Bereich hat er durch seine wissenschaftliche Tätigkeit zusammen mit Fachkollegen der Uni Erlangen ein überregionales Renommee erlangt.

Leidet auch das Fachklinikum Mainschleife unter Personalmangel?

Dazu sagt die Geschäftsführerin: "Personalsorgen haben wir nicht. Frei werdende Stellen können sofort nachbesetzt werden." Und Christina Westphal-Jung ergänzt: "Wir haben einen großen Pool von Stammpersonal."

Der frisch operierte Patient kann schon wieder lachen. Daneben Dr. Wolfgang Otremba bei der Visite. 
Foto: Hanns Strecker | Der frisch operierte Patient kann schon wieder lachen. Daneben Dr. Wolfgang Otremba bei der Visite. 

Die Menschlichkeit und Freundlichkeit sei entscheidend gewesen, dass der Krankenhausaufenthalt doch angenehm verlaufen ist, hört man von Patienten in Volkach mehrfach. Solche Erfahrungswerte sind übrigens auch für das F.A.Z.-Ranking wichtig.

Nimmt die private Fachklinik nur Privatpatienten auf?

Wichtig zu erwähnen ist, dass die Klinik mit privater Trägerschaft keinesfalls nur für Privatpatienten zur Verfügung steht. Behandelt werden Patienten aller Kassen. Da das Krankenhaus keine Intensivstation hat, müssen allerdings manche Notfälle nach erster Versorgung vor Ort an ein anderes Krankenhaus weitergegeben werden.

Dazu erklärt der stellvertretende ärztliche Direktor und Anästhesist Dr. Wolfgang Otremba: "Wir haben zwar außerhalb der normalen Dienstzeiten einen Hintergrunddienst, der immer eingreifen kann, aber für ganz spezielle Notfälle, insbesondere im internistischen Bereich, sind wir nicht ausreichend zertifiziert."

Bekannte Chirurgen in Volkach

Otte-Nagel: Erinnert sei an den Chefarzt Dr. Heinz Otte, der Mitte der 1980er-Jahre den "Otte-Nagel" erfand, der in der deutschen und internationalen Knochenchirurgie noch heute, in abgeänderter Form, verwendet wird.
Minimalinvasiv: Dr. Georg Klose revolutionierte als Chefarzt Ende der 1980er-Jahre die Chirurgie: Er war einer der ersten Mediziner, der die sogenannte Schlüsselloch-Chirurgie in Bayern etablierte. Gemeint ist die Operation mit kleinen Schnitten, durch die man mit einem Spiegelrohr den Körper von innen sehen und operieren kann. Dazu kamen Ärzte bis aus Australien und Japan, um diese damals neue OP-Technik zu erlernen.
Quelle: hs
 
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  • Ralf Eberhardt
    Gut, dass es diese "kleinen und feinen" Krankenhäuser gibt. Und toll, dass eine solche Auszeichnung nach Volkach geht. Und "Menschlichkeit und Freundlichkeit" hat dabei gottseidank auch eine Rolle gespielt, wie ein Patient zitiert wird. Hoffentlich bekommt das Dr. Lauterbach auch mit! Na ja, ich zweifle, der ist wohl eher vertieft in evidenzbasierte Studien aus dem Reiche der theoretischen Wissenschaften.....
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  • Dietmar Eberth
    Es gibt fast 2000 Krankenhäuser in Deutschland mit diversen intransparent erzeugten Rankings bei der manchmal die und manchmal das Krankenhaus vorne liegt. Da hätte Hr. Lauterbach viel zu tun, das alles zu beobachten.

    Er soll lieber mal bei seiner transparenten und nachvollziebaren Krankenhausreform bleiben, die jahrelang verschleppt wurde. Was haben sie gegen evidenzbasierte Studien? Dabei handelt es sich um Studien mit nachgewiesenen Zusammenhängen/Wirkungen.
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  • Ralf Eberhardt
    Wenn diese Studien z.T. von ehemaligen Mitarbeitern von Lauterbach stammen, ist die Evidenz offensichtlich. Ansonsten stützt er sich oft auf Harvard-Studien, was nicht ungewöhnlich ist, da in Deutschland - gerade in Bezug auf Corona - relativ wenig existiert. Aber ja: die SPD ist gewählt worden, also hat er auch eine Existenzberechtigung.
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