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Kitzingen
Energie-Notfallplan: Wie die Stadt Kitzingen die Menschen auf den Krisenwinter vorbereitet
Kühlere Flure, kälteres Wasser, weniger Licht: Mit einem Bündel von Maßnahmen reagiert die Stadt auf den drohenden Gas- und Strommangel. Wichtiger aber wäre, eine andere Frage zu klären.
Was tun, wenn im Winter in Kitzingen die Lichter ausgehen? Die Stadt hat darauf noch keine schlüssigen Antworten.
Foto: Markus Ixmeier | Was tun, wenn im Winter in Kitzingen die Lichter ausgehen? Die Stadt hat darauf noch keine schlüssigen Antworten.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:16 Uhr

Wenn es ganz schlimm kommt, so hat der Chef des Kitzinger Energieversorgers LKW prophezeit, dann bleiben im Winter nicht nur viele Wohnungen kalt, sondern es fließt auch kein Strom mehr. Blackouts nennen Fachleute diese ungeplanten Versorgungsunterbrechungen, vor denen auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund warnt. "Wir können flächendeckende Stromausfälle nicht ausschließen", heißt es dort. Was tun also, wenn in Kitzingen plötzlich die Lichter ausgehen?

Der Stadtrat hat am Donnerstagabend ein "Energie-Notfall-Programm" verabschiedet, ein Bündel an Maßnahmen, die aber eher darauf abzielen, Energie einzusparen, wie es die Bundesregierung von den Kommunen fordert. Antworten auf die viel drängendere Frage, wie es bei ausbleibenden Strom- oder Gaslieferungen in der Stadt weitergehen soll, liefert das Papier nicht. Nicht nur Manfred Paul (SPD) sorgt sich: "Was passiert mit den Kitas, Schulen, städtischen Wohnungen oder der sogenannten kritischen Infrastruktur wie der Kläranlage?" Auch Uwe Pfeiffle (FW-FBW) drängte darauf, sich besser gegen echte Krisensituationen zu rüsten, wie es zum Beispiel die Klinik Kitzinger Land getan habe.

Seitens des Zentralen Gebäudemanagements im Rathaus erklärte Patrick Fischer: "Wir sind gerade dabei, in Absprache mit der LKW ein Notfallkonzept zu erarbeiten." Um "sensible Bereiche" zu unterstützen, will Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) Rotes Kreuz, Feuerwehr sowie Technisches "mit ins Boot holen". Laut Fischer könnten Kitas im Falle eines Blackouts "sicherlich nicht mehr beheizt werden". Was aber möglich sei: ein zentrales Gebäude mittels Notstrom zu beheizen und dort möglichst viele Kinder unterzubringen. Auch anderswo in der Stadt soll es bei Bedarf Wärmestuben geben. Die IT im Rathaus ist nach Worten von Hauptamtsleiter Peter Grieb in der Lage, dank Bleiakkus im Keller einen Tag lang mit Notstrom auszukommen. Später lasse sich die Versorgung über ein Notstromaggregat regeln.

Die Bundesregierung fordert dazu auf, Energie zu sparen

Dem Stadtrat lag am Donnerstag ein von der Verwaltung ausgearbeitetes Konzept vor, das vorsieht, 10,8 Prozent Erdgas und fast 25 Prozent Strom zu sparen. Unterm Strich wären das 380.000 Kilowattstunden Gas und 616.000 Kilowattstunden Strom. Gebäudemanager Fischer stellte klar: "Es geht nicht primär darum, Kosten zu vermeiden; es geht darum, eine Verordnung der Bundesregierung umzusetzen, um Energie zu sparen." Die "Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über kurzfristig wirksame Maßnahmen", die seit 1. September in Kraft ist, fordert Kommunen auf, die meisten Büros nur noch auf maximal 19 Grad zu heizen, Durchlauferhitzer auszuschalten oder Baudenkmäler nachts nicht mehr zu beleuchten. "Ich wäre froh", sagte der OB, "wenn wir das alles nicht machen müssten."

Die Verwaltung hat sämtliche städtischen Gebäude auf den Prüfstand gestellt und vorgeschlagen: In allen soll die Temperatur reduziert werden, Rathaus und Bauamt sollen an Weihnachten und Fasching mehrere Tage geschlossen bleiben, die Sporthallen zwar geöffnet bleiben, aber nur noch auf 16 Grad geheizt werden. Das Konzept, so Fischer, sei mit "allen Hausleitungen abgestimmt". Auf Kritik stieß im Stadtrat die geplante Schließung des großen Saals im Stadtteilzentrum Siedlung. Dort, so Andrea Schmidt (Grüne), müssten in diesem Fall etliche bereits gebuchte Weihnachtsfeiern der Vereine entfallen. Laut Fischer spart die Stadt dadurch 18.000 Kilowattstunden Strom und 5000 Kilowattstunden Gas. "Jeden Kubikmeter Gas, den wir hier nicht brauchen, hat der Bürger zu Hause zur Verfügung."

Beim Bürgerzentrum soll im Winter die Heizung aus bleiben

Noch größer wäre der Effekt beim Bürgerzentrum am Main. Dort soll die Heizung über den Winter weitgehend aus bleiben. "Mittelgradig entsetzt" äußerte sich Gisela Kramer-Grünwald (Grüne) über diese Pläne. Gerade das Bürgerzentrum biete sich mit seiner zentralen Stadtlage als Wärmestube im Winter an. Fischer sagte, das Bürgerzentrum habe bei der Stadt "beantragt", mit Feststoffen zu heizen. Das BZ widerspricht: Man habe nie einen solchen Antrag gestellt, sondern lediglich angefragt, ob man einen Holzofen betreiben könne, wenn mal kein Gas geliefert werde.

Im Hallenbad Aqua-Sole hat die Stadtbetriebe GmbH bereits reagiert: Wasser- und Raumtemperatur sind um etwa zwei Grad heruntergeregelt, das beheizte und sonst weithin sichtbare dampfende Außenbecken ist bis auf Weiteres stillgelegt, und das besonders energieintensive Saunaparadies öffnet jetzt erst um 11 Uhr statt um 9 Uhr, um Energie zu sparen. Das Hallenbad selbst soll so lange wie möglich offen bleiben, weil dort nicht nur Schulen ihren Sportunterricht haben, sondern etwa auch Kinder das Schwimmen lernen, die in der Corona-Zeit zu Hunderten ausgesperrt waren.

Die Saunalandschaft im Kitzinger Aqua-Sole öffnet jetzt zwei Stunden später, soll aber genau wie das Hallenbad offen bleiben.
Foto: Verena Dambach | Die Saunalandschaft im Kitzinger Aqua-Sole öffnet jetzt zwei Stunden später, soll aber genau wie das Hallenbad offen bleiben.

Die größte Wirkung beim Stromsparen hätte eine Reduzierung der Straßenbeleuchtung. Von den ursprünglichen Plänen, nur jede zweite Laterne brennen zu lassen und damit 535.000 Kilowattstunden zu sparen, ist die Stadt aber wieder abgerückt. Zu kompliziert, hieß es. Nun will man prüfen lassen, ob es möglich ist, die Beleuchtung in Teilbereichen und für einige Stunden komplett auszuschalten. Der OB stellte die Frage: "Muss die B8 nachts beleuchtet sein wie eine Rollbahn am Flughafen?" Sich wieder verstärkt aufs Wesentliche zu konzentrieren, forderte auch Georg Wittmann (FW-FBW). "In Krisenzeiten müssen wir runter mit unseren Ansprüchen. Die Sorge um persönlichen Komfort darf nicht Hauptprämisse sein."

Notfallstufe Gas

Um kritische Situationen zu vermeiden, hat die Bundesregierung die Kommunen aufgefordert, möglichst viel Energie zu sparen. Man unternehme „alles, um das Ausrufen der Notfallstufe zu vermeiden“, heißt es beim Deutschen Städtetag. Aktuell gilt in dem dreistufigen „Notfallplan Gas“ noch die zweite Stufe, die sogenannte Alarmstufe.
Bei der dritten Stufe, der Notfallstufe, würde die Bundesnetzagentur entscheiden, welche Unternehmen noch mit Gas beliefert werden, welche rationiert oder gar abgeschaltet werden müssten. Privathaushalte, Krankenhäuser, Altenheime oder Schulen sind dabei allerdings gesetzlich besonders geschützt und werden möglichst bis zuletzt weiter mit Gas versorgt.
Quelle: Bundesnetzagentur
 
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  • Das Bürgerzentrum als Kultur-, Begegnungs- und Wärmestube in den Winterschlaf zu schicken, ist ein starkes Stück. Bei 5.800 Kwh Gasverbrauch (bisheriger jährlicher Vollbetrieb) ist recht wenig eingespart.
    Aber dass die dringend benötigte Nachhilfe im Haus nicht mehr stattfinden kann, weil gar nicht erst über eine Teilnutzung von den kleinen Nachhilfe-Zimmern gesprochen wird, ist nicht mehr nachvollziehbar. Nachhilfe in Deutsch ist nicht durch Online-Unterricht ersetzbar!
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  • delago
    Es wird immer nur sinniert, wie man Gas und Strom sparen könne, einschließlich "wertvoller" Tipps wie dem Waschlappen.

    Wie lange noch lassen wir es uns gefallen, dass grüne Ideologie wichtiger ist als das Wohl der Bürger und unserer Nation?
    Unter dem Befolgen eines Amtseids verstehe ich etwas ganz anderes als das Durchpeitschen des grünen Programms und die irrationale Ablehnung der Kernenergie.

    Noch nie habe ich an einer Demo teilgenommen. Jetzt aber bin ich bereit dafür, auch wenn die protestierenden Bürger von einigen Politikern schon vorab in die rechte Ecke gestellt werden.
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  • henner59
    Atomkraftwerke laufen lassen bzw. in Betrieb nehmen. Kohlekraftwerke laufen lassen bis die Krise vorbei ist, erst wenn alles mit Grünen Strom läuft, kann man aussteigen.
    So wie es jetzt läuft ist es Sabotage. Die Wirtschaft ist und bleibt unser Zugpferd ohne wenn und aber. Wir haben doch nicht geschafft um ein paar Ideologischen Spinner unseren Untergang zu bewilligen. Die sich selbst nicht dran halten, Wasser Predigen und selbst Wein saufen.
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  • erich-waldherr
    @henner59
    Die „Ideologischen Spinner“ (wenn damit nicht Putin gemeint ist) haben immer darauf hingewiesen und davor gewarnt, was jetzt möglicherweise droht. Den Untergang haben die zu verantworten, die daraus nicht die Konsequenzen gezogen haben. Die „Ideologischen Spinner“ trinken jetzt vielleicht Wein oder Champagner? Sie sind ggf. Leidtragende der Dummheit anderer!
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  • mpmonika
    Der OB hat völlig Recht:
    Warum müssen Straßen ohne Gehsteig überhaupt beleuchtet werden?
    Und warum entscheidet er nicht einfach in seiner Kompetenz als OBERBÜRGERMEISTER?
    Einfach mal machen!
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  • pressekkl
    Straßenbeleuchtung komplett aus 👍🏻 bin dafür. Ging früher auch und in der Nacht sollte es nunmal von Natur aus dunkel sein.
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  • delago
    ... und die Frauen dürfen nicht mehr allein aus dem Haus. Genau wie in Saudi Arabien.

    Im Ernst???
    Überlegen Sie doch mal, wieviel unsicherer unsere Städte dadurch würden.
    Straßenlampen stehen doch nicht aus Jux und Tollerei da.
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  • delago
    P.S. Wer den Luxus hat, auf Kernenergie zu verzichten, hat genug Strom für den täglichen Bedarf.
    Punkt.

    Ich ertrage das Herumgeeiere nicht mehr. Wer den Ehrgeiz hat zu regieren, muss auch die entsprechende Kompetenz mitbringen. Ansonsten soll er sich zum Teufel scheren.

    Und ich ertrage auch nicht , wenn - bar jeder fachlichen Kompetenz - gejammert wird, was für ein Teufelszeug die Kernenergie ist. Ich komme mir manchmal vor wie im tiefsten Mittelalter, als Aberglaube anstatt Wissen bzw. Bildung vorherrschte.
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  • sabbel
    "Wenn das Wörtchen Wenn nicht wär". Aktuell fehlt physisch kein Liter Gas, kein Liter ÖL, und kein Watt Strom. Einige Großverbraucher haben teilweise die Produktion eingestellt, aber nur aus wirtschaftlichen Gründen, wegen den horrenden Energiepreisen. Und genau so wird der Winter laufen, ohne eine einzige Gasmangellage oder sonstige Energieengpässe. Es wird lediglich schön teuer, um das europäische Volksvermögen abzuschöpfen. Hat schon mal jemand überlegt, wie die Ditte Notfallstufe überhaupt praktisch umgesetzt werden würde ? Marschiert da der Blockwart ins Bürogebäude ein, und stellt den Gashahn ab ??
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