Augsburg schaltet nachts seine Ampeln ab, Aachen die Beleuchtung von Gebäuden und Denkmälern. In Berlin hat der Bundespräsident verfügt, dass sein Amtssitz, das Schloss Bellevue, nicht mehr angestrahlt wird. In Zeiten von Gasknappheit und drohender Energiekrise knipst halb Deutschland das Licht aus.
Auch vor dem romantischen Städtchen Iphofen macht die Diskussion nicht Halt. Dort will sich Bürgermeister Dieter Lenzer nicht nur die Sache mit den Straßenlaternen "etwas genauer anschauen". Lichte Ideen sind willkommen, aber schon vor Jahren stellte man sich im Rathaus die bange Frage: Kann eine Stadt ihre Bürgerinnen und Bürger des Nachts einfach im Dunkeln tappen lassen?
In den Bürgerversammlungen begegnete Lenzer diesem Thema in den letzten Wochen immer wieder. "Sehr intensiv" hätten die Leute dort über Energiesparen und Klimawandel diskutiert – und dabei die Frage aufgeworfen, was man im Kleinen tun könne, um an der riesigen Herausforderung mitzuarbeiten. Die Straßenbeleuchtung nachts für einige Stunden zu dimmen oder ganz abzuschalten war einer der Vorschläge, der einfach und schmerzlos umsetzbar sein sollte, sagte er am Montagabend im Stadtrat.
Die Straßenbeleuchtung ist in Bayern öffentliche Pflicht
Aber ganz so einfach ist die Sache dann doch nicht. Bayern ist eines von nur vier Bundesländern, in der die Straßenbeleuchtung als öffentlich-rechtliche Pflicht gilt. Das Bayerische Straßen- und Wegegesetz schreibt vor, dass die Gemeinden innerhalb geschlossener Ortslagen "nach ihrer Leistungsfähigkeit die öffentlichen Straßen zu beleuchten" hätten. Darauf wies im Stadtrat auch Harald Berninger hin.
Viele Gemeinden fürchten offenbar, bei Unfällen haftbar gemacht zu werden. Dabei lässt das Gesetz ein Hintertürchen, auf das der oberbayerische Verein "Paten der Nacht" verwiesen hat. Die gemeinnützige Organisation hat vor einem Jahr den Fachanwalt für Verwaltungsrecht Wolf Herkner auf den Fall angesetzt. Dieser durchleuchtete das Gesetz und kam zu dem erhellenden Schluss, dass es keine generelle Beleuchtungspflicht für öffentliche Flächen gebe. Denn: "Ist die jeweilige Maßnahme nicht 'dringend erforderlich', wird sie auch nicht zur gemeindlichen Pflicht." Kommunen könnten also durchaus einen Großteil ihrer Laternen zu verkehrsarmen Zeiten dimmen oder ganz abschalten.
Bis 4.30 Uhr könnten die Laternen in Iphofen aus bleiben
Iphofens Bürgermeister könnte sich dies für die Zeit von Mitternacht bis etwa 4.30 Uhr vorstellen. Allzu groß dürfte der Spareffekt jedoch nicht sein. Die Stadt hat ihre etwa 1100 Laternen in allen sieben Stadtteilen schon vor Jahren auf effiziente LED-Technik umgerüstet und zahlt dafür jährlich knapp 40.000 Euro an Stromkosten. Noch geringer ist der Effekt, wenn Laternen nur gedimmt statt abgeschaltet werden, wozu einige Stadträte tendierten.
Die Stadt würde eher auf andere Art Zeichen setzen, etwa gegen die wachsende Lichtverschmutzung. Laut einer Studie des Deutschen Geoforschungszentrums hat die Lichtverschmutzung in Bayern zwischen 2012 und 2016 um jährlich etwa zehn Prozent zugenommen. Sie ist ein Problem für Mensch, Tier und Pflanze. Vögel oder Fledermäuse werden in ihrer Orientierung gestört, Bäume werfen ihr Laub nicht ab, weil sie unter dem Lichteinfluss im Sommermodus verharren, und beim Menschen gerät die innere Uhr durcheinander, was sich langfristig auf dessen Gesundheit schlägt.
Obwohl die schädliche Wirkung bekannt ist, gibt es in Deutschland keine konkreten Vorschriften zum Umgang mit Licht. In Bayern regelt zwar seit 2019 ein Gesetz, dass öffentliche Gebäude ab 23 Uhr nicht mehr angestrahlt werden dürfen. Aber nicht alle halten sich daran, die Aufsicht darüber führen in Bayern die Landratsämter.
Doch es gibt auch eine andere Seite: die der Sicherheit. Vor allem Frauen und ältere Leute haben in der Dunkelheit Angst, auf die Straße zu gehen, wie das Bundeskriminalamt 2019 in einer Studie veröffentlicht hat. Die Frage ist, ob es in Wohnstraßen oder Baugebieten immer höchste Intensität braucht. 10 bis 15 Lux sind nach Beobachtung der "Paten des Lichts" keine Seltenheit. Das ist bis zu 80 Mal stärker, als der Vollmond nachts die Straßen erhellt, nämlich mit 0,2 Lux.
Bürgermeister kündigt Gespräche mit Energieversorgern an
Iphofens Bürgermeister Lenzer will demnächst gemeinsam mit den Energieunternehmern N-Ergie und Bayernwerk überlegen, welche Möglichkeiten es gibt, bei der Straßenbeleuchtung den Hebel anzusetzen. Nach der Sommerpause soll es zudem Gespräche auf Expertenebene geben, an welchen Stellen der Stadt überall Energie gespart werden kann. Das ist auch der Auftrag, den Dritter Bürgermeister Jörg Schanow der Verwaltung mit auf den Weg gegeben hat.
An leuchtenden Beispielen im Freistaat mangelt es derzeit nicht. So hat Augsburg angekündigt seine historischen Gebäude nachts nicht mehr anzustrahlen, Passau erwägt, Eis-Arena und Saunen zu schließen, und Nürnberg will im Winter die Büros der Stadtverwaltung nur noch auf 18 bis maximal 20 Grad heizen. Die Stadt München hat bereits die Wassertemperatur in ihren Schwimmbädern gesenkt. "Die Beleuchtung nachts ganz auszuschalten", sagt Stadtrat Berninger, "wäre aus Sicherheitsgründen ein Rückschritt."
Also kann man durchaus die Beleuchtung ausknipsen. Der einzige der wirklich negativ betroffen sein könnte, ist der Zeitungsausträger
oder meinen sie der Edeka und Aldi werden nur am Tag beliefert..
und frische Brötchen beim Bäcker seiner Wahl dürfen es ja auch gerne sein...
und noch ein Aspekt..
im Schutz der Dunkelheit wird halt dann wieder mehr eingebrochen...
die Berichte dazu für den Herbst hat die MP bestimmt schon auf Wiedervorlage
Und wieso kann man sein Anwesen nicht mit einem Bewegungsmelder + dazu evt kamera ausstatten. Wenn die Straße dunkel ist, fällt das sogar mehr auf wenn sich da plötzlich Licht angeht.