Risse in fast allen Räumen sind die Zeichen der Einsturzgefahr, die das Kitzinger Tierheim bedroht. Grund sind alte Kalksteingruben unter den Gebäuden, die einzubrechen drohen.
Die Risse werden immer größer
Das Absacken des Tierheims ist deutlich erkennbar. Kein Raum, der nicht an den Wänden, im Boden oder der Decke Risse hat. Mauern neigen sich, Betonpfeiler zeigen Spalten, Fliesen sind zersprungen. „Die Rissbildung schreitet schnell voran“, sagt Tierheimchefin Angela Drabant bei einem Gespräch mit Verantwortlichen des Tierschutzvereins, der das Haus 1963 auf dem städtischen Grundstück errichtete.
Die Gefahren für die Gebäude hat das Bergamt in einem Schreiben Mitte März festgestellt. Knapp fünf Meter trennen das Tierheim und das angeschlossene Wohngebäude von den bis 1908 betriebenen Bergbaustollen. Dass die Gruben nachgeben, sieht das Bergamt. Wie schnell, wissen die Experten nicht: „Neben einer ständigen und langsamen Entwicklung können auch plötzliche Ereignisse nicht ausgeschlossen werden.“
Kein Plan für den Ernstfall
Um auf der sicheren Seite zu sein, werde jetzt die Rissbildung überprüft und dokumentiert, so Tierschutzvereinsvorsitzender Gerd Menche. Messapparaturen würden nach Ostern angebracht. Neben der Beobachtung der Schäden fordert das Bergamt noch einen Notfallplan, falls die Lage sich plötzlich zuspitzt.
Das wäre zumindest gegenwärtig eine Katastrophe: „Wir haben Angst, dass die uns sagen, innerhalb von zwei Tagen müsst ihr raus“, sagt Drabant. Ein Ausweichquartier für die rund 50 Tiere gebe es bisher nicht.
Selbst wenn der Extremfall nicht eintritt, fehlt jede Zukunftsperspektive. „Wir können weder sanieren, noch einen Neubau machen“, so Drabant zur finanziellen Situation. Alleine die Verfüllung der Gruben unter dem Tierheim wird nach einer Schätzung des Bergamts 850 000 Euro kosten – ohne Planung, Bauleitung und -überwachung gerechnet.
Stadt in der Verantwortung
Bliebe ein Neubau des Tierheims, der mindestens ebenso viel kosten könnte, wie die Sanierung des ausgehöhlten Hangs. Ein Alternativstandort ist laut Menche angedacht, aber ebenso unsicher wie eine Finanzierung des Neubaus, die der Verein alleine niemals stemmen könne.
Allerdings sieht die stellvertretende Vorsitzende des Tierschutzvereins, Iris von Crailsheim, die Stadt in der Verantwortung. Schließlich übernehme das Heim mit der Aufnahme herrenloser oder ausgesetzter Tiere eine kommunale Aufgabe und das „ausgesprochen kostengünstig“.
Nachdenken über neuen Standort
Das wird im Rathaus nicht ignoriert. Angesichts der teuren Verfüllung werde sich der Stadtrat in naher Zukunft mit der Problematik befassen müssen, so Hilmar Hein, Leiter der Tiefbauabteilung. Dies könne auch zum Nachdenken über einen neuen Standort führen. Ob das rechtzeitig kommt, bevor das Tierheim wegen akuter Gefahr die Pforten schließen muss, wird sich zeigen.