Die Sitzung des Gemeinderates Mainstockheim war am Mittwoch geprägt vom Kalksteinabbau in der Zeit um 1900. Besonders betroffen ist der Bereich um die Einmündung des Wirtschaftsweges bei den Hausnummern Mühlweg 44 bis 56. Rechtsnachfolger der Kalksteinabbaubetriebe Reichel und Hoffmann sind nicht mehr bekannt.
Dass die jüngsten Erkenntnisse des Bergamts Nordbayern in Bayreuth nicht nur Gemeindebelange betreffen, machte die Anwesenheit von mehr als 20 Bürgern ersichtlich.
Wie Falk Seliger vom Bergamt ausführte, laufen Untersuchungen im Bereich bereits seit 2011, in den letzten Monaten 2016 erfolgten zusätzlich Aufschlussbohrungen. Sie bestätigten die besondere Gefährdung durch die Nähe zur Oberfläche, da sich die Gänge des Kalksteinabbaus mit Zugang beim Mühlweg 54 auch unter die Fahrbahn erstrecken.
Hinzu komme, dass die Gänge eine nur sehr geringe Mächtigkeit des Deckgebirges aufweisen. Das heißt das Deckgebirge kann plötzlich oder allmählich einbrechen. Einige Gangabschnitte sind nicht mehr begehbar.
Tempolimit und Parkverbot
Wegen der bereits 2011 festgestellten Verbruchgefährdung im Fahrbahnbereich vor allem durch dynamische Lasten wie Lkw wurde ein Parkverbot und eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Kilometer pro Stunde erlassen und das Füllen der Hohlräume empfohlen.
Ein ähnliches Bild ergab sich 2014: Wegen Ablösung ist ein Abschnitt in Richtung Mühlweg ebenfalls nicht mehr begehbar.
Das veranlasste das Bergamt zu der Mitteilung, dass der Untertage-Kalksteinabbau dauerhaft gesichert werden müsse, um die öffentliche Sicherheit zu wahren und Gefährdungen auszuschließen. Ursache für die Einbrüche ist der massive Muschelkalk, der sich aus weniger stabilen Zwischenschichten zusammensetzt und die Decke abbröckeln lässt.
Da die Sicherheit der Straße nicht mehr gewährleistet ist, empfahl das Bergamt das Öffnen und kontrollierte Auffüllen aller Strecken, die im öffentlichen Bereich liegen. Bis dahin müssen die Straße und mögliche Senkungen wöchentlich dokumentiert werden.
Für den öffentlichen Bereich ist die Gemeinde zuständig. Wie Seliger weiter ausführte, obliegt dem Eigentümer auch die Gefahrenbeseitigung auf seinem Grundstück.
Eine Kostenschätzung des Bergamts Nordbayern geht von Planungskosten um 20 000 Euro und Maßnahmen im Kreuzungsbereich mit den Hausnummern Mühlweg 43 und 54 von jeweils 250 000 Euro aus.
Aufatmen bei den Anwohnern
Horst Schiffler fragte nach möglichen Zuschüssen. Bürgermeister Karl-Dieter Fuchs und die VG Kitzingen sind bereits auf der Suche. Fuchs machte deutlich, er wolle echte Zuschüsse und keine Darlehen, die zurückgezahlt werden müssten. Er unterstrich, dass für die privaten Grundstücke derzeit nichts zu veranlassen sei und erntete sichtliches Aufatmen der anwesenden Eigentümer. Seliger bot der Gemeinde weitere kostenfreie Befahrungen der Abschnitte an.
An den Kosten störte sich Peter Brandner. Seliger wies darauf hin, dass grenzwertig kalkuliert worden sei, allerdings nach unten. Zu den Kosten ließ Fuchs weiter wissen, dass im kritischen Bereich die Hauptgasleitung, die Wasserleitung, Strom- und Telefonleitungen sowie der Kanal verlaufen. Bei den im kommenden Jahr anstehenden Kanalbefahrungen will Fuchs besonderes Augenmerk auf den gefährdeten Straßenbereich legen lassen.
Fuchs bat alle Grundstückseigentümer bis auf weiteres auf den Einsatz von Kompressoren und Presslufthämmern zu verzichten.
Der Gemeinderat beschloss schließlich die Grubenbaue bis zur Grundstücksgrenze beidseits des Mühlweges und darüber hinaus zu öffnen, auszuräumen, abzusichern und zu verfüllen. Mit der Planung wird ein Ingenieurbüro beauftragt. Das Bergamt Nordbayern wird um fachliche Unterstützung gebeten. Im Haushalt 2017 und in der Finanzplanung 2018 und 2019 werden entsprechende Mittel bereitgestellt.
Für die Überwachung der angeordneten Verkehrsbeschränkungen wird die Kommunale Verkehrsüberwachung eingesetzt.
Zudem wird eine wöchentliche Dokumentation zur Überwachung von Bewegungen, Rissen und anderen Veränderungen im Bereich des Mühlweges und des Wirtschaftsweges durchgeführt. Wer mit der Überwachung beauftragt wird, soll noch geklärt werden.