
Der Zweite Weltkrieg war eigentlich fast schon beendet, da erlebte das kleine Steigerwalddorf Ebersbrunn die Schrecken und Tragik des Krieges hautnah. Eine kurze, aber heftige Bombardierung am 5. April 1945 brachte viel Leid, Zerstörung und Tod nach Ebersbrunn. Zahlreiche Anwesen brannten nieder, zwei Wohnhäuser wurden total zerstört.
Warum ausgerechnet Ebersbrunn? Warum war das 100-Seelen-Dorf mitten im Steigerwald damals an einem schönen Frühlings-Donnerstag Ziel eines amerikanischen Luftangriffs? Eine schlüssige Antwort darauf gibt es auch 80 Jahre danach nicht wirklich.

Renate (74) und Richard Mahr (77) sind jedes Jahr aufs Neue tief getroffen von den damaligen Ereignissen. War das Ehepaar damals natürlich nicht selbst dabei, halten sie die Erinnerungen ihrer Vorfahren und vieler Dorfbewohner an diesen Tag hoch, zeigen Bilder und geben die Erzählungen von damals weiter im Gespräch mit dieser Redaktion.
Zwei Wohnhäuser und 16 Höfe wurden vernichtet
Sowohl der Hof des Mahr-Anwesens als auch das Eltern-Anwesen von Renate Mahr wurde damals getroffen. Zudem wurden 16 weitere Höfe, teilweise samt Vieh und Futtervorräten, durch den Luftangriff selbst und durch die unzähligen Feuer stark beschädigt und vernichtet. Sogar zwei Wohnhäuser im Ort waren nur noch Schutt und Asche – komplett zerstört.

An einem Eisenträger der Familie Mahr sind die Einschussstellen des Angriffs noch heute zu erkennen. Um diese Träger herum wurde wie im gesamten Ort alles wieder aufgebaut. Die Hilfsbereitschaft aller Einwohner von Ebersbrunn und den Nachbardörfern nennt Richard Mahr unbeschreiblich.
Angriffsziel Ebersbrunn – eine Verwechslung?
Neben dem hohen Schaden war die größte Tragödie am 5. April 1945 der Verlust zweier Menschenleben aus Ebersbrunn. Günther Mahr, damals ein knapp dreijähriger Bub, wurde beim Spielen im Sandkasten tödlich von den Schüssen getroffen. Die 57-jährige Bauersfrau Anna Katharina Beck starb unter den Trümmern ihres Kellers, der von Bomben getroffen und zerstört wurden.
Bis heute kursieren verschiedene Gerüchte und Mutmaßungen um den wahren Grund, warum Ebersbrunn von der amerikanischen Lufteinheit anvisiert wurde. Galt der Angriff einem Treffen hoher deutscher Generäle in einem benachbarten Schloss und es kam zu einer Verwechslung? Oder wurde Ebersbrunn mit Eberau bei Ebrach verwechselt und hätte dort ein Munitionslager Ziel des Angriffs werden sollen? Diese Fragen bleiben wohl weiterhin unbeantwortet.
Zum Gedenken an den 80. Jahrestag des Luftangriffs läuten am Samstag, 5. April ab 15 Uhr die Glocken der St.-Vitus-Kirche Ebersbrunn. Einen Tag später, am 6. April wird im 10-Uhr-Sonntagsgottesdienst, zelebriert von Pfarrer Martin Fromm, an diesen schrecklichen Tag und die Opfer von damals gedacht.