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Ebern
80 Jahre Kriegsende: Als Luftangriffe Ebern und Umgebung bedrohten
Der nördliche Landkreis stand wegen seiner Rüstungsindustrie besonders im Fokus. Vielerorts wird nun an den Schrecken des Krieges und die Befreiung durch die Alliierten erinnert.
Der Bahnhof von Treinfeld wurde am 17. Februar 1945 Ziel eines Luftangriffes. Besonders auf Rüstungsgüter hatten es die Alliierten abgesehen. 
Foto: M. Künzel | Der Bahnhof von Treinfeld wurde am 17. Februar 1945 Ziel eines Luftangriffes. Besonders auf Rüstungsgüter hatten es die Alliierten abgesehen. 
Bearbeitet von Lukas Reinhardt
 |  aktualisiert: 31.03.2025 02:33 Uhr

Das Jahr 1945 war eine Zäsur. Auf die Befreiung von der NS-Diktatur durch die Alliierten folgte der Frieden. Doch bis zur vollständigen Kapitulation der deutschen Wehrmacht waren die Menschen im Land dem Schrecken des Krieges ausgesetzt, auch im Landkreis Haßberge.

An diesen Schrecken wird bis heute erinnert, besonders aber 80 Jahre nach Kriegsende. So berichtet Manfred Künzel am 9. April um 19.30 Uhr im Streitgebäude Klein-Nürnberg 11A, Ebern, über den Fliegerangriff auf den Bahnhof in Treinfeld im Februar 1945, wie Kreisheimatpflegerin Christiane Tangermann mitteilt. Die Stadt Ebern und der Heimatkundliche Gesprächskreis laden zu dieser Veranstaltung ein.

Zeitzeugen schildern ihre Erfahrungen

Was im Frühjahr 1945 geschah, daran erinnern Erzählungen von Zeitzeugen. Dieser Bericht von Christiane Tangermann etwa beruht unter anderem auf den Zeugenaussagen von Anneliese Kirstner, geborene Ullrich, und den Beschreibungen ihres Vaters, des Stationsvorstehers Johann Ullrich, sowie Berichten von Eckehard Kiesewetter, schreibt die Kreisheimatpflegerin.

Nach der Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944 nahm die Zahl der Luftangriffe auf Ziele in den Haßbergen zu, und die amerikanischen Truppen rückten verstärkt in dieses Gebiet vor, schreibt Tangermann. Bis dahin lebten die Menschen in der Region weitgehend von den Kriegsereignissen des europäischen Festlandes abgeschirmt, im Gegensatz zu den zerstörerischen Erlebnissen, die Bewohner aus dem Ruhrgebiet berichteten. Doch nun kündigten die ersten alliierten Luftangriffe deren Vorrücken an.

Nachts musste die Stadt verdunkelt werden, um keine Lichtspuren nach außen zu lassen. Verstöße gegen das Verdunklungsgebot wurden mit hohen Strafen geahndet, da die Stadt ein wichtiges Ziel für die Amerikaner darstellte, so Tangermann weiter.

Rüstungsindustrie Ziel amerikanischer Angriffe

Als die Kugelfischer-Produktion aufgrund der Bombardierung der Werke in Eltmann im Jahr 1944 nach Ebern verlagert wurde, stieg die Produktion erheblich. Neben den Werkhallen in Ebern wurden auch Lagerstätten in den Tanzböden von Maroldsweisach, Pfaffendorf, Pfarrweisach, Rentweinsdorf und Untermerzbach sowie in vier Gaststätten in Ebern genutzt. Auch die Specke und Nebengebäude von Eyrichshof dienten als Lager.

Diese Lagerstätten machten die Bahnhöfe entlang der Strecke Ebern (Maroldsweisach, Pfaffendorf, Pfarrweisach, Rentweinsdorf) zu wichtigen Zielen der Alliierten, schreibt Kreisheimatpflegerin Christiane Tangermann. Die Bahnhöfe dienten als Umschlagplätze für Kugellager und andere Fertigprodukte, die an Einrichtungen der Wehrmacht und Rüstungsfirmen geliefert wurden.

Die Reichsbahn brachte das nötige Material in die Haßberge und von Ebern aus wurden verschiedene zivile Rüstungsfirmen versorgt. In dieser Zeit verzeichnete der Bahnhof das höchste Waggonaufkommen seiner Geschichte, was die Alliierten dazu veranlasste, Bahnhöfe und Züge zu bombardieren.

Zugreisende suchten Schutz in Bahnhofsgebäude

Obwohl die amerikanischen Einsatzpläne einsehbar waren, konnte nicht ermittelt werden, von wo die Angreifer kamen oder wie viele Flugzeuge am Angriff auf den Bahnhof in Treinfeld am 17. Februar 1945 beteiligt waren. Zeugenaussagen, so Tangermann, deuten darauf hin, dass es sich um zwei amerikanische Flugzeuge handelte. Anhand der Geschosse (12,7 mm) und der Position britischer Truppen im Norden Deutschlands lässt sich diese Annahme stützen.

Der Bericht über den Luftangriff auf den Bahnhof von Treinfeld beruht unter anderem auf Schilderungen des damaligen Bahnhofsvorstehers Johann Ullrich.
Foto: Repro M. Künzel | Der Bericht über den Luftangriff auf den Bahnhof von Treinfeld beruht unter anderem auf Schilderungen des damaligen Bahnhofsvorstehers Johann Ullrich.

Die Maschinen flogen im Tiefflug aus Richtung Altenstein und drehten zwischen 13 und 14 Uhr über dem Baunachgrund, bevor sie ihren Angriff aus Obermanndorf kommend begannen. Der Angriff erfolgte aus geringer Höhe und derart plötzlich, dass die Zugreisenden in Panik aus den Waggons flohen und Schutz im Bahnhofsgebäude suchten, schreibt die Kreisheimatpflegerin in ihrem Bericht. Am Ende blieben mehrere Tote und Verletzte zurück.

Bereits am 1. November 1944 hatten alliierte Flugzeuge den Bahnhof in Pfarrweisach unter Beschuss genommen und den Lokomotivführer verletzt. Am 17. Februar 1945 kam es zu einem massiven Angriff auf Rentweinsdorf, bei dem ein 46-jähriger Fuhrunternehmer starb. Im April 1945 verstarb Isabella Vollkommer in Unterpreppach.

In Klein-Nürnberg regnete es Dachziegel 

Einer der verheerendsten Angriffe, so Christiane Tangermann, fand am 4. April 1945 um 9.30 Uhr in Ebern statt, als Tiefflieger eine Kolonne von Wehrmachtsfahrzeugen entlang des Marktplatzes bis Klein-Nürnberg beschossen. In Klein-Nürnberg regnete es förmlich Dachziegel und Fensterscherben. In der Pfarrkirche wurden mehrere historische Glasbilder zerstört. Bei diesem Angriff kamen die Rotkreuzangestellte Ida Dorothea Vogel aus Wasmuthhausen und der 56-jährige Stepan Habermann aus Unterpreppach, ein sogenannter "Volkssturmmann", ums Leben. 

Die Angriffe forderten auch auf Seite der Alliierten Opfer, an die der Gedenkstein bei Salmsdorf erinnert.

 
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