
Das war alles andere als leichte Kost, die Gedenkveranstaltung anlässlich des 80. Jahrestages des Luftangriffs auf Kitzingen am Samstagabend in der Alten Synagoge. Aber wie sollte es auch anders sein, angesichts der erschreckenden Zahlen: Mehr als 700 Menschen tot, 800 Wohnhäuser und 2020 Wohnungen zerstört – und das alles in nur acht Minuten.
Zahlen, die bei den einzelnen Akteuren der sehr gut besuchten und beeindruckenden Veranstaltung immer wieder eine Rolle spielten, ja spielen mussten. Ähnlich wie die Tatsache, dass dieser 23. Februar 1945 ein strahlend heller Tag mit einem blauen Himmel war, aus dem das Inferno fiel.
Am 80. Jahrestag brauche es mehr, als die "übliche" Gedenkfeier, so Oberbürgermeister Stefan Güntner. 174 Flugzeuge in fünf Wellen mit 2100 Bomben: In einer Stunde und 20 Minuten war schon alles vorbei. Massengräber gab es in Kitzingen, die Menschen hatten sich in Gewölbekellern sicher gefühlt, aber: "Die waren das nicht", so Güntner.
Den Schrecken aus erster Hand erfahren
Weit weg waren die Kriege lange Zeit, doch seit drei Jahren sind sie mit dem Krieg in der Ukraine nahe gerückt. "Kriege kommen nicht über Nacht, sie sind immer Mensch gemacht", so der OB.
Und deshalb seien auch die Zeitzeugen wichtig, um den Schrecken aus erster Hand zu erfahren, um das Vergessen zu verhindern. Und, das machte Dekanin Baderschneider deutlich, auch die Erinnerung daran dürfe nicht enden, kein Schlussstrich gezogen, kein Leid relativiert werden. Auch heute gebe es wieder diese Polarisation und diese Hetze gegen Menschen, die dem Krieg vorangegangen waren. Auch von ihr der Appell an die Zeitzeugen, sich zu erinnern und davon zu erzählen, um damit die nachfolgenden Generationen nachdenklich zu machen.

Dass dies gelingen kann, zeigten die vier Schülerinnen des Armin Knab Gymnasiums, Susannah Emmel, Sophia Kempf, Alena Keßelring und Theresa Groß. Ihre Fragen nach Verantwortung, danach, wie es an einem Tag war, der die Stadt in ein einziges Trümmerfeld verwandelte und dem Schluss daraus: "Krieg ist keine Naturkatastrophe, Krieg ist menschengemacht", berührte die Zuschauer tief.
Als Siebenjähriger im Bombenhagel die Mutter verloren
Und natürlich ging es bei der Schilderung der drei Zeitzeugen Herfried Apel, Karl Heinz Lindörfer und Josef Denninger über ihre Zeit im Keller, ihre Ängste und ihre Verluste an Mitmenschen auch um viele Emotionen. Spontan meldete sich mit Günter Krauß ein weiterer Zeitzeuge, damals sieben Jahre alt, der im Bombenhagel seine Mutter verlor. Passend zur Veranstaltung die Musikauswahl von Martin Blaufelder am Piano und Verena Hillenbrand an der Oboe.
Vor der Veranstaltung hatte sich das Bündnis für Demokratie mit dem Arbeitskreis Gewissen und der Integrationsbeauftragten Astrid Glos zu einer Mahnwache auf dem Landwehrplatz versammelt, an der sich rund 50 Menschen beteiligten.