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Iphofen
Einschulung in Deutschland: Wie eine ukrainische Familie in Iphofen noch einmal ganz neu anfängt
In mehreren Grundschulen im Kreis Kitzingen verteilt werden ukrainische Kinder eingeschult. Auch Miroslava ist darunter. Wie ihre Familie einen neuen Anfang macht.
Erste Klasse, Kindergarten, neuer Job: Familie Vykhrystiuk muss wegen des Kriegs in der Ukraine noch einmal neu anfangen. Im Bild (von links): Arina, Maryna, Maksim, Dmytro und Miroslava.
Foto: Tabea Goppelt | Erste Klasse, Kindergarten, neuer Job: Familie Vykhrystiuk muss wegen des Kriegs in der Ukraine noch einmal neu anfangen. Im Bild (von links): Arina, Maryna, Maksim, Dmytro und Miroslava.
Tabea Goppelt
 |  aktualisiert: 10.02.2024 18:29 Uhr

Im Kreis und wieder im Kreis: Mit einem Tretroller rast Miroslava Vykhrystiuk durch den Innenhof des Weinguts Wirsching. Seit einigen Wochen hat die Sechsjährige aus der Ukraine dort ihr neues Zuhause gefunden, zusammen mit ihren Geschwistern Arina (14) und Maksim (3) und ihren Eltern Maryna (36) und Dmytro (33). Die Familie wirkt gefasst und angekommen in Iphofen, doch alle erleben nun aufregende Neuanfänge: Miroslava wird eingeschult, ihre große Schwester wechselt in die Brückenklasse; ihr kleiner Bruder startet in einen neuen Kindergarten und ihr Vater in einen neuen Job. 

"Am Anfang hatten wir viel Angst", sagt Mutter Maryna über die Ankunft in Deutschland. Schon im April floh die Familie aus der Ukraine, der Vater konnte erst vor wenigen Wochen nachkommen. Nach einer kurzen Zeit in einer Erstaufnahmeeinrichtung in Schweinfurt fand sich die Wohnung in Iphofen, mithilfe von Klaus Fröhlich. Der Iphöfer engagiert sich seit Beginn des Ukraine-Kriegs in der Hilfe für Geflüchtete und übersetzte beim Treffen mit der Familie. 

"Glück im Unglück": Doppelte Einschulung für Miroslava

Links ist Miroslava Vykhrystiuk bei ihrer Einschulung in der Ukraine zu sehen, im rechten Bild zeigt die Sechsjährige ihren Schulranzen für die Einschulung in Deutschland.
Foto: Maryna Vykhrystiuk, Tabea Goppelt | Links ist Miroslava Vykhrystiuk bei ihrer Einschulung in der Ukraine zu sehen, im rechten Bild zeigt die Sechsjährige ihren Schulranzen für die Einschulung in Deutschland.

"Sie hat Glück im Unglück, weil sie schon einmal eingeschult wurde", sagt ihre Mutter über Miroslava, das mittlere Geschwisterkind. Jetzt habe Miroslava zumindest die Möglichkeit, sich noch einmal feierlich einschulen zu lassen. Alle drei Kinder hatten in der Ukraine schon ihre Plätze gefunden: Maksim im Kindergarten, Miroslava in der ersten Klasse und Arina in der weiterführenden Schule.

Ob die Einschulung in Deutschland so feierlich wird wie in der Ukraine, bleibt allerdings abzuwarten. "An jeder Schule ist das unterschiedlich", sagt Mutter Maryna. Vater Dmytro zeigt direkt Fotos und Videos von Miroslava in einer festlichen Bluse mit aufgestickten Rosen. Die Kinder ziehen mit Blumen in der Hand in die Schule ein, ältere Schülerinnen und Schüler singen im Hintergrund. Später ist Miroslava mit den anderen Erstklässlern im Park Karussell gefahren, erzählen die Eltern.

Unterschiedliche Traditionen zum Schulstart

Geschenke gibt es auch in der Ukraine zum Schulanfang, aber erst einmal für die Lehrerinnen und Lehrer. Sie bekommen Blumen von den Kindern, erklärt Fröhlich. Für die Schülerinnen und Schüler gibt des Maryna Vykhrystiuk zufolge ebenfalls Kleinigkeiten, allerdings individuell in der Klasse vereinbart. "Das machen die Eltern zusammen, damit alle Kinder das Gleiche haben", sagt Fröhlich. Für den Schulanfang in Deutschland wird Miroslava eine Schultüte bekommen, verrät Maryna. "So, wie das hier gemacht wird" will die Mutter die Einschulung feiern. 

Eine 'Zuckertüte' für den ehrenamtlichen Helfer Klaus Fröhlich (zweiter von links). Maryna (Mitte) hatte ihm als Dankeschön für seine Hilfe einen Strauß mit kleinen Aufmerksamkeiten zusammengestellt. 
Foto: Klaus Fröhlich | Eine "Zuckertüte" für den ehrenamtlichen Helfer Klaus Fröhlich (zweiter von links). Maryna (Mitte) hatte ihm als Dankeschön für seine Hilfe einen Strauß mit kleinen Aufmerksamkeiten zusammengestellt. 

Im vergangen Schuljahr besuchten Miroslava und ihre Schwester bereits die Willkommensklasse in Iphofen. Die Schüler der Grundschule hätten sie dort ebenfalls mit Musik empfangen: "Die Kinder haben ein ukrainisches Lied einstudiert und ein paar ukrainische Worte", sagt Fröhlich. Ukrainische Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen wurden in der Willkommensklasse gemeinsam unterrichtet. 

Neubeginn mit großen Unsicherheiten

Nun wird sich Miroslava der größten Herausforderung stellen, verglichen mit ihren Geschwistern. Sie nimmt am regulären Unterricht teil, zusammen mit deutschen Kindern. Die große Schwester besucht erst einmal eine Brückenklasse, um intensiv Deutsch zu lernen. Und der Kleine im Kindergarten wird wohl am schnellsten Deutsch lernen, da ist sich die Familie sicher.

Das bringt Unsicherheit für die Sechsjährige. "Sie freut sich noch nicht so", sagt Fröhlich. Gerne würde sie in die Willkommensklasse zurückkehren statt in die neue erste Klasse zu gehen. Kontakt zu deutschen Kindern hatte sie bereits in der Ferienbetreuung oder in Tanzgruppen. "Das war gut, weil sie das in der Ukraine auch gemacht hat", sagt Fröhlich. Er selbst habe die Sechsjährige immer wieder hingebracht: "Ich wollte eigentlich nach Hause gehen und sie wieder abholen." Doch er musste draußen auf der Bank sitzen bleiben: Miroslava habe die Sicherheit gebraucht, dass eine bekannte Person auf sie wartet.  

Von der Brückenklasse bis in den Kindergarten

Maksim Vykhrystiuk beim Spielen an seinem ersten Tag im Kindergarten in Iphofen.
Foto: Maryna Vykhrystiuk | Maksim Vykhrystiuk beim Spielen an seinem ersten Tag im Kindergarten in Iphofen.

Der Schulweg bleibt schon einmal gleich, die Willkommensklasse hatte auch an der Dr.-Karl-Heinz-Spielmann Grund- und Mittelschule Unterricht. Die 14-jährige Arina begleiten die Nachbarn zur Brückenklasse an die neue Schule, das Armin-Knab-Gymnasium in Iphofen.

Arina hat den Eindruck, dass deutsche Schulen besser ausgestattet sind und die Atmosphäre entspannter ist. "Was ihr sehr gut gefallen hat: Dass hier alle während der Pause rausgehen ohne Telefon, weil es nicht erlaubt ist. Dass miteinander gespielt wurde und versucht wurde, in Kontakt zu kommen", sagt Fröhlich. Und der dreijährige Maksim habe seinen ersten Tag im Kindergarten in Iphofen gut verbracht.

Große Zuversicht und viel Dankbarkeit

Immer wieder betont die Mutter, wie dankbar sie dafür sind, in Deutschland so gut aufgenommen zu sein. Iphofen gefalle der Familie sehr gut, es sei sehr ruhig. Die Heimatstadt der Familie, Nowa Kachowka, liegt im Süden der Ukraine und hat über 40.000 Einwohner. "Wir wissen nicht, wie lange es dauert und wie unsere Chancen sind, zurückzugehen. Deswegen möchten wir hier etwas machen, soweit es irgendwie geht", sagt Maryna.

Andrea Wirsching vom Weingut Wirsching hat die Familie in einer leerstehenden Wohnung aufgenommen. Auf dem Weingut beginnt nun Dmytro auch zu arbeiten, der Vertrag ist schon unterschrieben. Für den Familienvater ebenfalls eine Herausforderung: Was erwartet ihn auf der Arbeit? Wie wird das Team ihn aufnehmen? Und dann kommt die neue Sprache noch dazu.

Maryna habe bereits einen Termin im Jobcenter, um eine Stelle zu finden. Viele Neuanfänge, die stressig sein müssen; doch die Mutter der Familie strahlt große Zuversicht und Resilienz aus: "Ja, eine gewisse Anspannung ist da. Doch die Bedingungen, die wir hier vorgefunden haben, die Deutschland insgesamt bietet, machen es viel leichter."

Der Schulstart in Zahlen

Mit 94 ukrainischen Kindern an Grundschulen, die in Regelklassen unterrichtet werden und gesonderte Sprachförderangebote erhalten, rechnet das Schulamt im Landkreis Kitzingen. Davon besuchen 21 Kinder die erste Klasse, verteilt über den Landkreis.
138 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine werden weiterführende Schulen besuchen. An acht Standorten gibt es sogenannte Brückenklassen, in denen intensiv Deutsch unterrichtet wird, aber auch weitere Fächer wie Englisch oder Mathematik.
Quelle: Schulamt
 
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  • schnuffelteddybaer@yahoo.de
    Was auch immer der Grund ist warum er ausreisen durfte ist doch sch.... egal. Er ist hier unterstützt seine Familie und liegt nicht auf der faulen Haut rum sondern arbeitet, auch wenn es mit Sicherheit nicht sein Beruf ist den er in seiner Heimat gemacht hat. Ich wünsche der Familie alles Glück der Welt und das sie ihren Weg ohne große Hindernisse weitergehen können.
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  • margarete-leleithner-fife@web.de
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  • hansi07
    Das Thema des Artikels ist doch das Ankommen der Familie in ihrem neuen Umfeld und vor allem der Kinder in der Schule.
    Wenn Lehrer und Mitschüler ein bisschen aufgeschlossen sind, klappt das sicherlich sehr gut.
    Ich kenne einen Fall vor etlichen Jahren: Bei einer Schülerin, die damals ohne Deutschvorkenntnisse in die dritte Klasse eingeschult wurde, (nachdem sie den Jahrgang bereits zuhause in ihrer Muttersprache besucht hatte) erfuhren die Lehrer der Realschule gut 2 Jahre später erst am Elternsprechtag, dass die Schülerin eine andere Muttersprache als Deutsch hat.
    Voraussetzung ist natürlich, dass sie Freundinnen und Freunde mit der "neuen" Sprache findet.

    Jugendliche ab der Pubertät und Erwachsene tun sich mit dem Zurechtzufinden deutlich schwerer.
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  • pmueller55
    Mal eine einfache Frage an die Kritiker:
    "Sind sie bereit ihr Land zu verteidigen, mit allen Konsequenzen für Leib und Leben?" 😎
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  • giacomo
    @Werner12 und Alfisti: Es wird schon Gründe dafür geben, dass manche Männer die Ukraine verlassen dürfen Dmytro ist ja nicht der einzige. Aber das ist ja auch völlig Nebensächlich und daher sind Ihre Fragen überflüssig. Ich wünsche der Familie alles, alles Gute! Es wird wohl noch eine lange Zeit dauern bis sie in die Ukraine zurückkehren kann. Falls sie sich dazu entschließt hier zu bleiben, sind sie in meinen Augen willkommen.
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  • susanne_orf@web.de
    Und wenn ich mich recht erinnere, ist es ukrainischen Männern die drei oder mehr Kinder haben, erlaubt auszureisen.
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  • susanne_orf@web.de
    Vielleicht ist der Vater aus irgendwelchen Gründen nicht (mehr) wehrfähig.

    Es wäre zwar interessant zu wissen, warum er nachkommen konnte, aber er und seine Familie haben ein Recht auf Privatsphäre (und Gründe, die dazu führen, nicht (mehr) kriegstauglich zu sein, sind häufig sehr privater Natur).

    Freuen wir uns einfach, dass er so schnell eine Anstellung gefunden hat und die gesamte Familie sich sehr zu bemühen scheint.
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  • hansi07
    Drittes Kind berechtigt zur Ausreise. So kenne ich das von Bekannten.

    Und Sie haben Recht, wenn es ein anderer Grund wäre, ginge uns der nichts an.

    Viel Glück und eine gute Aufnahme wünsche ich der Familie in der neuen Heimat. Egal ob vorübergehend oder auf Dauer.
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  • Alfisti
    Wird uns nicht die ganze Zeit erzählt, dass nur Frauen und Kinder nach Deutschland kommen (dürfen), weil die Männer alle gegen die Russen kämpfen?
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  • Werner12
    Wieso ist der Vater in Deutschland und nicht in der Ukraine um sein Land zu verteidigen ?
    Soweit ich weiß ist es allen wehrfähigen Männern verboten das Land zu verlassen.
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    Was sollen diese sinnfreien Kommentare. Jeder hat das Recht vor einem Krieg zu fliehen. Ich wünsche der Familie alles Gute und viel Glück für ihre Zukunft.
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  • Werner12
    Das erzählen Sie mal der Familie die bei uns im Ort untergekommen ist.
    Die haben jeden Tag Angst um ihren Vater.
    Er sah es aber als seine vaterländische Pflicht an sein Land zu verteidigen.
    Er hatt übrigens sogar 4 Kinder.
    Wer im Weinberg arbeitet ist mit Sicherheit auch fähig eine Waffe zu halten.
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  • kleinhenz_philipp@web.de
    …und sich möglicherweise erschießen zu lassen. Guter Plan!
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  • p.kriebel@gmx.net
    Sagt einer der jeden Abend gemütlich auf dem Sofa sitzt.
    Ich würde mir so ein Urteil nicht anmaßen , oder waren sie schon mal vor so einer Wahl gestanden ( Flucht oder Krieg)
    Ich wüßte nicht, wie ich reagieren würde.
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  • margarete-leleithner-fife@web.de
    Väter von mindestens 3 Kindern dürfen ausreisen.
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  • dbuettner0815@gmail.com
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