
Für Thorsten Klein, geschäftsführender Gesellschafter der Firma Carl Klein GmbH, war der Bau der Winzerhalle ein logischer Schritt zu einem umfassenden Dienstleister für Wein- und Kellereiprodukte einschließlich Ausbau und Abfüllung. Seit vier Generationen steht die 1918 gegründete Firma für qualitativ hochwertige Kellerei- und Brennereiartikel. Warum nicht also auch einen Service von der Traube bis in die verkaufsfertige Flasche anbieten?
Klein weiß, dass es schon immer in Weinorten "den Nachbar" gegeben hatte, der den Wein mit ausgebaut hatte. Hier sei ein Stück weit die Idee geboren, als 100-prozentiger Dienstleister die Weine der Kunden im Lohn auszubauen. Denn, auch das fiel Klein auf, mitunter sei man sich beim nachbarschaftlichen Ausbau nicht mehr einig gewesen. "Manchmal funktioniert das nicht auf Dauer", meint Klein. Und ergänzt: "Wir sind 100 Prozent neutral, wir haben keine einzigen Trauben und sind kein Wettbewerber für Kunden."

Zum anderen gebe es Situationen, in denen Betriebe investieren müssten. In neue Technik zum Beispiel. So eine gekühlte Gärung eigentlich ein Muss. Manche Betriebe seien zu klein für solche Investitionen.
Franken und die Kleinteiligkeit
"Die fränkische Weinwelt lebt von der Kleinteiligkeit", meint Klein. Mit der Dienstleistungskellerei, laut Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (Veitshöchheim) handelt es sich um die erste in Franken, unterstütze man ein Stück weit diese Struktur, ist der Geschäftsführer überzeugt. Damit könnten auch kleinere Betriebe wirtschaftlich erfolgreich weitergeführt werden. Größere Betriebe zum Beispiel könnten Teilbereiche auslagern, um sich auf ihr Premiumsegment zu spezialisieren.

Es gebe aber auch Quereinsteiger, weiß Diplom-Oenologe Olaf Stintzing, der Technische Betriebsleiter der Winzerhalle. Diese seien zu einem Weinberg gekommen, hätten gute Ideen, benötigten aber Unterstützung beim Weinausbau. Die gibt es laut Stintzing in der Winzerhalle. 300 Liter sollten es aber sein.
Seit 2022 in Betrieb
So entstand als Abteilung der Carl Klein GmbH die 2000 Quadratmeter große Winzerhalle im ConneKT. Das energieeffiziente Gebäude wurde in den Jahren 2020 bis 2021 erbaut. "Die Halle stand schnell, die Technik hat über ein Jahr gedauert", erzählt Klein. In Betrieb genommen wurde es 2022. Das wäre auch schon einige Zeit früher möglich gewesen, aber es sei kein Schaltkasten zu bekommen gewesen, erinnerte Klein an Lieferengpässe während der Corona-Zeit. Insgesamt wurden laut Klein 3,5 Millionen Euro investiert.

Die Halle ist gut strukturiert. Während der Weinlese stehen drei Traubenannahmesysteme, eine Sortieranlage und vier Pressen bereit.
In Reih und Glied stehen die Edelstahl-Tanks in der Halle. 280 Stück sind es, wobei der kleinste 200 Liter und der größte 9000 Liter fassen. "Jeder ist einzeln kühlbar", erklärt Stintzing. Viel Elektronik ist verbaut, die den Mitarbeitenden in der Halle, die mit einem ausgeklügelten Lüftungssystem wegen der Gär-Gase ausgestattet ist, sofort Auskunft geben.

Während der Hauptlesezeit sind bis zu acht Leute beschäftigt, fünf zählen zum festen Team. Das ist auch die Zeit der größten Herausforderung: "Die Trauben müssen schnell und sauber verarbeitet werden." Manchmal auch kurzfristig, weil die Lese auch wetterabhängig ist. Deshalb gebe es auch ein riesiges Kühllager. Dort könnten die Trauben erst einmal in Boxen bei sieben Grad Celsius gelagert werden, um die Arbeit besser verteilen zu können.

Sind die Tanks befüllt, liegt es am einzelnen Winzer. "Manche kommen erst zur Füllverkostung", erzählt Stintzing. Die sei aber auch verpflichtend. Manche Winzer schauten aber auch dreimal die Woche vorbei, vor allem während der Gärung." Aber es könne – nach Absprache – jeder so oft kommen, wie er wolle. Die Analytik machen firmeneigene Labore.
Digitalisierung im Weinkeller
Die Tanks sind anonymisiert. "Offiziell weiß niemand vom anderen", erklärt Stintzing. An jedem Tank hänge eine Kellerkarte, auf der die wichtigsten Daten zum Inhalt gespeichert sind. Ein Stück weit Digitalisierung im Weinkeller.

Möglich sei auch der Weinausbau in Holzfässern. Die müssten dann aber im Eigentum des Kunden sein. Apropos Kunden. Aktuell sind es laut Klein 52. Die kommen aus allen Himmelsrichtungen, natürlich überwiegend aus Franken, aber auch aus Göttingen, Regensburg, Dachau, vom Bodensee oder von Eichstätt. 45 Hektar beträgt die Fläche, aus der die Trauben angeliefert werden.
Zum Abfüllen steht dann eine Flaschenabfüllanlage zur Verfügung mit Etikettierung und Kartonierung. Auch eine Bag-in-Box-Abfüllanlage gibt es.

Neben der Halle hat die Firma noch ein Grundstück. "Wir können den Betrieb spiegeln und um 1000 Quadratmeter erweitern", erläutert Klein. "Wir haben das Bestreben, aus den Trauben den bestmöglichen Wein zu machen", verspricht Klein.
