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Landkreis Kitzingen
Ein Jahr nach dem tragischen Maibaum-Unfall in Obernbreit: So gehen die Gemeinden mit der Maibaum-Aufstellung um
2023 fiel der Maibaum beim Aufstellen um und verletzte zwei Menschen. Was haben die Gemeinden für die Veranstaltungen in diesem Jahr daraus gelernt?
Am Vorabend des 1. Mai 2023 fiel der Maibaum von Obernbreit beim Aufstellen um und verletzte einen Beteiligten schwer.
Foto: Heiko Becker | Am Vorabend des 1. Mai 2023 fiel der Maibaum von Obernbreit beim Aufstellen um und verletzte einen Beteiligten schwer.
Andreas Brachs
,  Daniela Röllinger
 und  Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 04.05.2024 02:41 Uhr

Nach dem Unglück bei der Maibaum-Aufstellung in Obernbreit im vergangenen Jahr, bei dem zwei Menschen verletzt wurden, einer sogar schwer, hat die Gemeinde neue Regeln erarbeitet: Der Baum darf nur noch maximal zehn Meter hoch sein. Zudem wird er im Laufe des Tages aufgestellt – nicht mehr mit sogenannten Schwalben per Hand, sondern maschinell, mit Hilfe eines Frontladers oder Kranwagens, erklärt Bürgermeisterin Susanne Knof. Um das Risiko zu minimieren, wird beim Aufstellen kein Publikum dabei sein. "Abends ist die normale Feier, aber dann steht der Baum schon gesichert und fest."

Keine Änderung gibt es bei den Ausrichtern: Die Gemeinde beauftragt die Mitglieder der Schützen und des TSV im jährlichen Wechsel; die Personen werden einzeln vermerkt. Mit dieser offiziellen Beauftragung ist auch die Versicherungsfrage geklärt. Sie habe keine Rückmeldung bekommen, dass die Vereine mit der Neuregelung nicht einverstanden seien, was die Bürgermeisterin darauf zurückführt, dass der Schock über das Unglück bei allen sehr tief saß und teilweise noch sitzt.

"Das war für alle schlimm. So etwas will keiner nochmal erleben", sagt Knof. Ein Alkoholverbot für die Aufsteller besteht schon immer. Auch im vergangenen Jahr, als das Unglück passierte, sei niemand alkoholisiert gewesen. Das sei wegen des Unfalls von der Polizei kontrolliert worden.

Regelungen für die Maibaum-Aufstellung in der VG Iphofen

Vier selbstständige Gemeinden gibt es in der Verwaltungsgemeinschaft Iphofen, drei davon haben mehrere Ortsteile. "Fast jeder hat andere Regelungen", sagt VG-Geschäftsstellenleiter Leo Eckert. In Iphofen holen die städtischen Waldarbeiter den Baum im Wald; mit der Aufstellung wird traditionell die Feuerwehr beauftragt.

In anderen Orten sei das Fest "eine Veranstaltung des Brauchtums". Das bedeute, dass Vereine oder lose Zusammenschlüsse die Organisation und Aufstellung übernähmen, beispielsweise Burschenschaften oder die Dorfjugend. In diesem Fall übernehme die Gemeinde keine Haftung, betont Eckert.

So hat beispielsweise der Markt Willanzheim im Amtsblatt die Sicherheitshinweise zum Maibaumaufstellen abgedruckt und darauf verwiesen, dass das Holen und Aufstellen der Bäume nicht von der Gemeinde beauftragt wird. "Die Teilnehmer handeln in eigener Verantwortung und sind nicht über die Gemeinde oder eine Ehrenamtsversicherung versichert", schreibt Bürgermeister Ingrid Reifenscheid-Eckert.

Aufgestellt wird der Baum mit Aluminium-Stangenpaaren, fixiert wird er im Standloch mit Führungsschienen. Die Besucher müssen einen Sicherheitsabstand einhalten, Kinder sind zu beaufsichtigen. Leo Eckert spricht zudem von einem allgemeinen Alkoholverbot beim Holen und Aufstellen. Es gibt nur private Haftpflicht- und Unfallversicherungen, wenn überhaupt.

Einige Gemeinden achten darauf, dass die Beteiligten versichert sind

Am Dorfplatz in Rödelsee gibt es inzwischen einen stabilen Ständer für den Mai- oder Weihnachtsbaum, der zur Probe mit einem Baumstamm belegt wurde.
Foto: Burkhard Klein | Am Dorfplatz in Rödelsee gibt es inzwischen einen stabilen Ständer für den Mai- oder Weihnachtsbaum, der zur Probe mit einem Baumstamm belegt wurde.

Es geht auch anders: Einige Vereine, wie die Nenzenheimer Burschenschaft, haben für die Veranstaltung extra eine Versicherung, informiert Claudia Demmler. "Die meisten fragen uns nicht, aber denjenigen, die uns fragen, raten wir, eine solche Versicherung abzuschließen."

In Kitzingen sind die Veranstalter der Maibaum-Feiern in den Stadtteilen nach dem Obernbreiter Unglück nochmals sensibilisiert worden, die Sicherheitsvorschriften einzuhalten, erklärt die Stadtverwaltung. Die Feuerwehr Kitzingen ist für die Aufstellung des Maibaums am Gerätehaus verantwortlich und hat den Absperrbereich für die Zuschauer vergrößert. 

In den vergangenen Jahren kamen jeweils etwa 300 Gäste. Für die Aufstellung des Baumes sind aktive Feuerwehrleute verantwortlich, für die im Vorfeld ein Alkoholverbot gilt. Das Aufstellen des Maibaumes wird mit Hilfe von Stangen bewerkstelligt. In den 1980er-Jahren wurde der Maibaum noch am Marktplatz aufgestellt. Später wurde das Brauchtum aus Sicherheitsgründen auf das Gelände der Feuerwehr verlegt.

Die VG Kitzingen hat für die Maibaum-Aufstellung neue Auflagen erlassen

Nach dem Unglück in Obernbreit haben auch Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Kitzingen neue Auflagen für das Maibaum-Aufstellen erlassen, wie Bürgermeister Karl-Dieter Fuchs kürzlich im Gemeinderat Mainstockheim informierte. Unter anderem müssen die Aufsteller mindestens 18 Jahre alt sein und dürfen zum Zeitpunkt des Aufstellens keinerlei Alkohol konsumiert haben.

Zusätzlich muss es einen Sicherheitsabstand geben. Die Baumlänge wurde in Mainstockheim auf höchstens 15 Meter festgesetzt. Während in Mainstockheim die Burschenschaft den Maibaum aufstellt, beauftragt die Gemeinde Biebelried traditionell die Feuerwehren mit dieser Aufgabe, die Gemeinde Buchbrunn die Brauchtumsgruppe "Geometer".

Die Stadt Dettelbach verlässt sich beim Maibaum auf die dörflichen Gruppen

In der jüngsten Dettelbacher Stadtratssitzung fragte SPD-Stadtrat Stefan Ringelmann nach. Die Antwort von Bürgermeister Matthias Bielek: alles wie gehabt. Veranstalter in Dettelbach und den Ortsteilen sind weiterhin Vereine vor Ort. Klar ist: Jeder muss schauen, dass er eine entsprechende Versicherung hat. Darauf weise die Stadtverwaltung explizit hin. Eine "städtische Veranstaltung" sei das Maibaum-Aufstellen in keinem der Orte, erklärt Bielek.

Ringelmann, der auch Feuerwehr-Kommandant in Bibergau ist, beschreibt die Situation in seinem Heimatort so: "Den Maibaum stellt bei uns ein loser Zusammenschluss auf, der letztlich aus der Dorfjugend besteht." Die Feuerwehr habe mit der Veranstaltung nur insofern zu tun, als der Feuerwehrverein sich um die Bewirtung kümmere.

Am Ende hat jeder Ort seine eigene Tradition: Laut dem Dettelbacher Mitteilungsblatt lädt in Effeldorf die Feuerwehr ein, in Euerfeld die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) mit der Feuerwehr und in Mainsondheim die Burschenschaft mit dem SC Mainsondheim.

 
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