
Erneut voller Menschen war der Marktplatz in Großlangheim am Vormittag des 1. Mai, allerdings war bei manchen die gute Laune des Vorabends dahin. Unbekannte haben in der Mai-Nacht die geschmückte Birke abgesägt – und sich dabei an die ungeschriebenen Regeln eines alten Brauchs gehalten. Denn der Baum und seine Krone wurden gegen 4.20 Uhr gekappt, also vor Sonnenaufgang und der Morgendämmerung.

So lange etwa hätte aber die Dorfjugend das Frühlingssymbol bewachen müssen. Entsprechend zerknirscht wirkten die jungen Männer des Vereins "Neuer Keller" am Tag danach, als sie die Überreste der Nacht – und des prächtigen Maibaums – beseitigen mussten.
Maibaum im Beisein vieler Menschen aufgestellt
Am Abend zuvor hatten sie im Beisein des gefühlt halben Ortes bei herrlichem Wetter die hohe Birke aufgestellt, die sie im Lauf des Tages im Wald gefunden hatten. In Großlangheim ziehen die jungen Männer des Dorfes traditionell schon am Vormittag des 30. April los, um den passenden Baum zu suchen. Die jungen Frauen schmücken ihn dann am Nachmittag mit Fähnchen. Dieser lange Tag mit Bier im Gepäck schien den jungen Leuten allerdings zum Verhängnis geworden zu sein, da sie schließlich zu früh schlafen gingen.

Eine ältere Dorfbewohnerin war sich sicher, dass der Maibaum in dem Ort noch nie abgesägt worden sei. Entsprechend schadenfrohe Scherze durften sich die jungen Leute deshalb anhören – und sie werden das wohl den Wonnemonat über noch aushalten müssen.
Auch in Dettelbach hat es in der Nacht den Maibaum erwischt
Ein kleiner Trost bleibt den jungen Großlangheimern allerdings: Sie sind bei Weitem nicht die Einzigen, denen in der Mainacht dieser Streich gespielt wurde. Auch in Dettelbach haben Unbekannte den Maibaum abgesägt. Und im angrenzenden Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim müssen die Orte Bullenheim (Ortsteil von Ippesheim) und Weigenheim dieses Jahr ebenfalls ohne Maibaum auskommen.

Ungewiss ist, ob es dieselben Personen waren, die im Landkreis Kitzingen und südlich davon mit der Säge unterwegs waren oder ob die Maischerze unabhängig voneinander passiert sind. Einig war man sich hingegen auch am Morgen in Großlangheim: Am wichtigsten ist, dass bei diesem Brauch niemandem etwas passiert sei.