zurück
VOLKACH
Die Winzer hängen am Tropf
Speicher gut gefüllt: Agaringenieur Wolfgang Patzwahl (links) erklärt, wie das Bewässerungsprojekt in Volkach funktioniert.
Foto: Peter Pfannes | Speicher gut gefüllt: Agaringenieur Wolfgang Patzwahl (links) erklärt, wie das Bewässerungsprojekt in Volkach funktioniert.
Von unserem Mitarbeiter Peter Pfannes
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:44 Uhr

„Die Anlage garantiert uns Winzern bei Trockenheit und Hitze einen ordentlichen Ertrag“, zieht Winzer Thomas Jäcklein Bilanz. Vor fünf Jahren hat die Fernwasserversorgung Franken (FWF) gemeinsam mit 45 Volkacher Winzern ein zukunftsweisendes Pilotprojekt gestartet. Finanziert von der FWF und betreut von der Vinaqua-Gemeinschaft der Winzer wurde am Kirchberg in Volkach (Lkr. Kitzingen) eine Tropfbewässerungsanlage der Firma Netafim errichtet, die Winzer Jäcklein technisch betreut. Bei der Dürre in diesem Jahr ist die aus drei Oberflächenwasserspeichern bestehende Anlage für die Weinerzeuger ein Segen.

Am Donnerstag stellte Wolfgang Patzwahl vom Büro für Technik und Management im Wein- und Gartenbau (Sulzfeld) das Vinaqua-Wassermanagementsystem unterhalb der Wallfahrtskirche Maria im Weingarten vor. Das Pilotkonzept interessierte viele Winzer aus der Region, die durch die ausbleibenden Niederschläge in ihren nicht bewässerten Rebanlagen heuer erhebliche Trockenschäden, Ertrags- und Qualitätseinbußen hinnehmen müssen.

Wie funktioniert die Kirchberg-Anlage? Das Oberflächenwasser wird in einem 8000 Kubikmeter fassenden Becken am Fuße des Kirchbergs gesammelt und über Leitungen hinauf auf den Bergrücken gepumpt. Dort wird das Wasser in zwei weiteren Becken aufgenommen. Das Becken Ost fasst 15 000 Kubikmeter, das Becken West 10 000 Kubikmeter Wasser, zusammen bieten sie Platz für rund 33 Millionen Liter Wasser. Bei Bedarf können Jäcklein und seine Vinaqua-Mitstreiter per Computersteuerung das 30 Hektar große Weinbergsgebiet Tropfen für Tropfen bewässern.

„Die Winzer haben sich bereit erklärt, ihre Weinberge ganzjährig zu begrünen“, erklärte Patzwahl die Beweggründe für die FWF, das Millionenprojekt zu finanzieren. „Durch die Begrünung wird der Nitrateintrag in das Grundwasser um bis zu 30 Prozent reduziert“, so Patzwahl. Das hat positive Auswirkungen auf die Wasserqualität der zwischen dem Kirchberggebiet und dem Main liegenden Brunnenfelder der FWF.

Auf 35 Jahre haben sich die Winzer verpflichtet, die Bewässerungsanlage zu betreuen. Nach der Trockenperiode 2012 rentiert sich der Aufwand in diesem Jahr besonders. „Vor drei Jahren konnten wir durch die automatische Bewässerung sehr gute Öchslewerte erreichen“, erinnert sich Jäcklein. „Auch heuer werden wir eine bessere Weinqualität erzielen als in trockenstehenden Bereichen“.

Jäcklein und seine Mitstreiter verbringen pro Jahr rund 350 Stunden mit der Betreuung der Anlage. „Wir messen im Boden und am Rebstock und entscheiden dann, wann die Rebe Wasser braucht“, erläutert er das Prinzip. „Wasser per E-Mail“, nennt er die moderne Lösung für den heimischen Weinbau. Mit seinem Laptop im Auto kann er jederzeit den Wasserhahn auf- und zudrehen. Zu den Aufgaben der Winzer gehört auch die Pflege des Umfelds an den drei Teichen.

Bernhard Meusert, der mit seinen Winzerkollegen aus Fahr am Main zu dem Info-Termin gekommen ist, ist neugierig geworden. „Wer in seinen Weinbergen nicht per Hand bewässert hat, der hat extremen Stress in diesem Jahr“, so Meusert zu den Auswirkungen der Trockenheit. Viele Rebstöcke zeigen „Welkeerscheinungen“.

Volkachs Vinaqua-Winzer müssen sich in Sachen dramatischer Klimaentwicklungen weniger Kopfzerbrechen machen. Ihre Weinberge am Kirchberg stehen „voll im Saft“, das Pufferbecken im Tal ist randvoll. „Wir können stolz sein, dass diese Pilotanlage so gut funktioniert“, ist Winzer Jäcklein von sechs Jahren Tropfberegnungsbetrieb begeistert. Dass sich die Winzer bei den anfallenden Arbeiten mehr oder weniger einbringen, „ist wie in jedem Verein halt auch: Die einen machen mehr, die anderen weniger.“

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Volkach
Dürren
Weingärtner
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • i.reder@gmx.de
    Sehr geehrter Herr Pfannes,
    ein interessanter Artikel. Nur das wichtigste fehlt!
    Woher kommt das Wasser fürdie Weinberge.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten