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Kitzingen
Jan Delay kommt nach Kitzingen: In der Region hat er viele gute Erfahrungen gemacht
Jan Delay tritt am 10. Juni mit "Disko No. 1" in Kitzingen auf. Im Interview spricht er über gute Erinnerungen an Würzburg, Popmusik und weshalb alles bei ihm "funky" ist.
Sänger Jan Delay bei einem Konzert in Hamburg im Mai 2023. Am 10. Juni tritt er mit seiner Band in Kitzingen auf.
Foto: Marcus Brandt, dpa | Sänger Jan Delay bei einem Konzert in Hamburg im Mai 2023. Am 10. Juni tritt er mit seiner Band in Kitzingen auf.
Linda Hener
 |  aktualisiert: 22.05.2023 02:26 Uhr

Frage: Herr Delay, Ihr Auftritt am 10. Juni in Kitzingen am Stadtbalkon ist der erste der Open Air-Saison – Zufall oder hat das einen Hintergrund?

Jan Delay: Das ist Zufall, irgendeiner ist immer der Erste. 

Kitzingen – kommen da bei Ihnen Erinnerungen auf?

Delay: Ja, an Würzburg, das in der Nähe liegt. Würzburg ist bei mir abgespeichert, weil es für die überschaubare Größe der Stadt schon lange viele Clubs hatte. Ich habe häufig in Würzburg aufgelegt und wir haben auch mit den Beginnern dort gespielt. Also bin ich sehr oft da gewesen. Und schon vor "Bambule", das Album das 1998 erschien, gab es das Würzburger Osterjam. Da kamen alle HipHopper, Graffiti Writer, Breakdancer, Produzenten. Alle, die zur deutschsprachigen HipHop-Szene gehört haben, die kamen Anfang der 90er ins Airport.

Also gute Erinnerungen?

Delay: Ja, weil Würzburg eine Bühne geboten hat. Die haben uns Hamburger DJs alle eingeladen. Die Erinnerung ist dabei, die Bereitschaft und die Liebe für unsere Kunst und die Kunst von anderen und dass das alles honoriert wurde – von Anfang an.

Jan Delay bei einem Auftritt in Würzburg 2006.
Foto: Daniel Biscan | Jan Delay bei einem Auftritt in Würzburg 2006.

Seit über 30 Jahren sind Sie musikalisch unterwegs, posten in den Sozialen Netzwerken Fotos und Videos. Aus Dankbarkeit?

Delay: Das ist das Spiel mit dem Medium. Dankbar bin ich immer, dafür brauche ich kein Instagram. Als Musiker ist man aber gut beraten, daran zu erinnern, dass man Musik macht. Und ich finde cool, einen Content zu generieren, der wertig ist. Mein Vorteil ist, dass ich seit über 30 Jahren Musik mache und das heißt, ich habe schöne Fotos und wertvolle Schätze von früher, die sonst keiner hat. Dann finde ich es besser, so etwas zu posten als ein Bild von meinem Essen.

"Ich liebe Madonna, ich liebe Prince."
Jan Delay über Popmusik

In der Pressemitteilung zu Ihrer Festival-Tour heißt es: "Ich bin ein Popschwein aus Überzeugung."

Delay: Das ist nicht abfällig gemeint, sondern bedeutet, ich mag poppige Sachen, Melodien, Musik, die was reißt, provoziert. Ich mag das große Ding. Auch in einer Zeit, in der ich Vollblut-HipHopper war, hatte ich nie Probleme damit, zu sagen: "Ich liebe Madonna, ich liebe Prince." Ich liebe die gesamte Popmusik der 80er. Als ich anfing aufzulegen, habe ich, was sonst kaum jemand gemacht hat, Popsongs in Rapstücke reingemixt, neben Michael Jackson auch irgendwelchen Trash-Kram. Popmusik ist einfach mein Geschmack. Ich stehe auf schöne Melodien und das macht das Erfolgsrezept aus.

Pop ist für Sie also nichts Negatives?

Delay: Gar nicht! Ich war immer derjenige, der Pop vor den "heiligen Gralshütern des HipHop" verteidigt hat. HipHop ist auch Pop, denn Pop bedeutet einfach nur "populäre Musik" und gerade ist HipHop die populärste Musik auf der ganzen Welt. Mehr Pop geht gar nicht.

Jan Delay (rechts) bei einem Auftritt in Würzburg 2006.
Foto: Björn Szostak | Jan Delay (rechts) bei einem Auftritt in Würzburg 2006.

Wie beschreiben Sie dann Ihren eigenen Musikstil?

Delay: Kurz gefasst: Hauptsache funky. Der Rap und Reggae ist funky, die Lyrics sind funky, der Rock auch. Und wenn man es ausweiten möchte: das Schönste aus allen Facetten der schwarzen Musik, angereichert mit Lyrics, um die sich Gedanken gemacht wurde.

Apropos Lyrics, wie haben sich die Inhalte verändert? Welche Themen beschäftigen Sie heutzutage?

Delay: Letztendlich haben sich die Themen nicht groß verändert. Wenn es so war, dass ich eine Platte mit kritischen Texten gemacht habe, war es bei der nächsten aber gar nicht so, weil ich keinen Bock habe, die ganze Zeit über Politik zu reden. Man muss aufpassen, wenn man die Art Musik macht, so wie ich, die eigentlich Tanzmusik ist, dass man dabei nicht zu viel Textschwere über die Leichtfüßigkeit der Musik legt. Am Ende des Tages sind die Themen, die ich dann anpacke, aber fast die gleichen, als wir 15 oder 16 waren. Natürlich sind die Texte und Reime viel besser, aber die Themen deckungsgleich: Angst um die Welt in puncto Klima, Gesundheit und Umwelt, globaler Rechtsruck – stellvertretend in Deutschland. Und genau diese Themen sind auf dem ersten Album, der Absolute Beginner EP von 1993.

Noch zu Disko No. 1, die Band, die Sie begleitet: Was ist das für eine Zusammenarbeit?

Delay: Die Band ist sehr gut in dem, was sie macht, Koryphäen. Auf der anderen Seite sind das auch ganz liebe Menschen. Wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft von Leuten, die lieben, was sie machen und unglaublich gut sind, aber auch jeden Tag eine Herausforderung suchen, in dem, was sie tun, und gleichzeitig unheimlich gerne zusammen sind. Nur wenn eine solche Liebe regiert, kann Liebe überschwappen und das Publikum schickt das zurück und so schaukelt sich das Ganze hoch. Gegründet habe ich die Band für mein zweites Album, das hieß "Mercedes Dance" und kam 2006 raus.

Die Open-Air-Tour ist der Schwerpunkt der kommenden Monate, richtig?

Delay: Im vergangenen Sommer haben wir die reguläre Tour noch mitgemacht, die wegen Corona geschoben werden musste, so hatten wir in vier Monaten 56 Gigs. Jetzt ist mal ein bisschen "douce" angesagt und es laufen nur die Festivals. Weitere Projekte sind ungelegte Eier, da spreche ich noch nicht drüber (grinst).

 
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