
"Wonders", "Beautiful Madness", "Best Bad Friend" – wer Radio hört, trifft eher über kurz als über lang auf einen Hit von Michael Patrick Kelly. Am Freitag, 16. Juni, kommt der irisch-amerikanische Musiker, der schon als Kind mit der Kelly Family durch Europa tourte und seit vielen Jahren als Solokünstler Erfolge feiert, für ein Konzert nach Kitzingen.
Michael Patrick Kelly: Eine Tour bedeutet schon viel Reiserei und viele Kilometer. Aber wenn ich auf der Bühne stehe und singe, ist das vergessen. Konzerte sind mein Lebenselixier. Da bin ich jeden Abend high, ohne irgendeine Substanz zu nehmen. Die Menschen geben uns Musikern ganz viel positive Energie, wenn sie mitmachen, wenn sie sich freuen, aber auch, wenn sie bei einem Song sentimental werden und mal Tränen fließen. Das ist der Grund, warum ich das mache.
Kelly: Backstage liegt tatsächlich immer ein Sheet, auf dem steht, wo man ist – und auch, was zu beachten ist. Wenn man zum Beispiel in einer Stadt schon um 22 Uhr aufhören muss. Aber ich gebe zu, es ist schon vorgekommen, dass ich mich am Ende des Konzert vom Publikum in Hannover verabschiedet habe, obwohl wir gar nicht in Hannover waren (lacht).
Kelly: Ich war noch nie dort. Das ist nicht allzu weit von Bad Kissingen weg oder täusche ich mich? Ein Freund von mir, der Bandchef von "Sing meinen Song", kommt aus der Region. Aber ein Bild von Kitzingen habe ich noch nicht vor Augen. Ich mag es, nicht nur die Hallen und Bühnen zu sehen, sondern auch die Stadt, in der ich bin. Manchmal google ich die Orte und schaue mir die historischen Fakten an. Wenn's fürs Sightseeing keine Zeit gibt.
Kelly: Das haben wir bewusst so gewählt. Wir haben die B•O•A•T•S-Tour in großen Arenen gespielt und dafür bin ich dankbar. Aber mir ist wichtig, auch dorthin zu gehen, wo es nicht so viele Konzerte gibt. Ich habe früher in Fußgängerzonen mit der Musik angefangen, warum sollte ich mir heute zu schade sein, in kleinen Städten zu spielen? Wir hatten für dieses Jahr auch Anfragen aus München und Berlin, aber die haben wir abgelehnt.
Kelly: Ich mache Musik, seit ich klein bin. Wenn man viele Songs geschrieben hat, sucht man als Songwriter das Besondere, womit man inspirieren, ja auch Hoffnung geben kann. Ich sehe in meiner Arbeit nicht nur Entertainment und möchte mit meiner Musik etwas in den Herzen der Menschen bewegen. Das Feedback, das ich bekomme – dass ein Song einer Frau Kraft gegeben hat, eine schwere Chemotherapie durchzustehen, dass ein Paar meine Lieder als Soundtrack zu seiner Hochzeit gewählt hat, dass sie durch eine schöne oder schwere Zeit begleitet haben – ist für mich sehr wertvoll und motiviert mich. Ich bin kein politischer Künstler. Ich versuche, Werte zu vermitteln und das auf Basis wahrer Geschichten, die das echte Leben schreibt. Wir hören so viele bad news in den Nachrichten, dabei gibt es doch auch viele good news. Nicht alle Leute sind zynisch und pessimistisch und reden nur vom Ende der Welt. Dabei will ich die weltweiten Krisen keinesfalls leugnen. Aber man sollte nicht immer nur auf ein halbleeres Glas schauen – ich will das halbvolle zeigen.
Kelly: Es gibt schon Entscheidungen, die schwer fallen. Wenn Leute viel Geld bieten und ich die Anfragen trotzdem ablehne. Aber mir sind, wie gesagt, Werte wichtig. Ich werde auch manchmal gefragt, warum in meinen Videos keine halbnackten Frauen tanzen wie in vielen anderen. Das muss jeder Künstler selbst entscheiden. Für mich muss die Musik von sich aus, ohne sex sells, überzeugen können. Es geht mir um mehr als nur darum, die Standards der Musikbranche zu erfüllen. Ich bin kein Künstler, den das Management wie eine Marionette in der Hand hält. Ich versuche meinen eigenen Weg zu gehen.
Kelly: Ich freue mich schon und bin dankbar, dass mein Album in einigen Ländern Goldstatus erreicht hat. Aber Erfolg ist für mich in erster Linie nicht eine quantitative, sondern eine qualitative Sache.
Kelly: Nein, das ist völlig ok. Aber Paddy ist eher eine Verniedlichung, ein Spitzname. Ich bin kein Teenager mehr, sondern ein erwachsener Mann und wollte deshalb als Solokünstler mit ganzem Namen auftreten. Auch wenn Michael Patrick länger und vielleicht schwerer zu merken ist.
Kelly: Ich bin sehr dankbar, dass meine Eltern mir ein sehr alternatives Leben gegeben haben. Auch wenn das ständige Reisen einen Preis hatte. Damals gab es ja keine Handys und WhatsApp. Freundschaften zu pflegen, ist nicht leicht, wenn man immer unterwegs ist. Aber ich bin dankbar für mein crazy life (lacht), die Zeit mit meinen Eltern, die sechs Jahre im Kloster und heute als Solokünstler, das habe ich ja dann bewusst gewählt. Etwas ändern würde ich deshalb nicht. Aber ich bereue schon, wenn ich vielleicht Menschen verletzt habe. Jeder hat schon mal jemanden enttäuscht und in dieser Hinsicht würde ich manchmal gerne die Zeit zurückdrehen. Davon handelt unter anderem der Titelsong von "Boats".