
Ist es Zufall oder gibt es einen gemeinsamen Nenner? Die Kitzinger Stadtverwaltung verliert gerade vier ihrer Führungskräfte in neuralgischen Positionen: Die Kämmerin geht, ebenso die Leiterin der Volkshochschule und der Leiter des Sachgebiets Kultur und Veranstaltungen. Der Leiter für die Bereiche Schule, Sport und Kinderbetreuung gibt seine Führungsfunktion auf.
Dass sich in Kitzingen gerade so viele Wechsel in verantwortlichen Funktionen vollziehen, lässt aufhorchen. Zumal es für die verbleibende Mannschaft eine Menge Mehrarbeit bedeutet, wenn das Führungspersonal von der Brücke geht – zumindest bis zur Neubesetzung, meist aber noch in der Einarbeitungszeit für die Nachfolger. Die Abgänge im Einzelnen:
Die Kämmerin geht nach elf Monaten wieder
Bei der Nachbesetzung der Leitung in der Kämmerei hatte die Stadtverwaltung kein glückliches Händchen. Kämmerin Patricia Ebenhöch war erst Anfang November 2023 als Nachfolgerin von Elisa Müller gekommen, die das Rathaus wenige Monate zuvor verlassen hatte. Müller hatte die Kämmerei drei Jahre lang geleitet.
Ebenhöch geht nach elf Monaten, in denen sie krankheitsbedingt selten an Stadtratssitzungen teilgenommen hat. Den Haushaltsplan der Stadt für 2024 hatte ihre Stellvertreterin, Franziska Hager, mit dem Team der Kämmerei erstellt. Offiziell ist die Stelle der Kämmerin seit 14. Oktober vakant "und soll zum nächstmöglichen Termin neu besetzt werden", wie es von der Verwaltung heißt. Das sei allerdings erst im zweiten Quartal 2025 zu erwarten. Noch laufen Ausschreibung und Auswahlverfahren; zehn Interessenten haben sich beworben.
Angesichts dieses langen Übergangs werden nochmals Stellvertreterin Hager und das Kämmerei-Team den Haushaltsplan erarbeiten. Von OB Stefan Güntner kommt dafür Lob: "Die Arbeit von Frau Hager und ihrem Team ist nicht hoch genug einzuschätzen."
Nachfolge der Vhs-Leitung kommt zum Jahreswechsel
Einen kürzeren Wechselzeitraum gibt es in der Leitung der Volkshochschule. Cornelia Rauh beendet ihre Arbeit für die Stadt nach 14 Jahren offiziell zum 31. Dezember. Schon im Januar 2025 soll die Nachfolge geregelt sein. Von 17 Bewerbern auf die ausgeschriebene Position "sind zwei vielversprechende Bewerber ausgewählt worden". Sie stellen sich nun dem Personalausschuss vor.
Ab 1. November unbesetzt ist eine Stelle, die erst in diesem Jahr besetzt worden war: Frank Gimperlein kam im Januar vom Stadtmarketingverein Kitzingen zur Stadtverwaltung. Er wurde Sachgebietsleiter für Kultur und Veranstaltungen und hat damit eine wichtige Scharnierfunktion zum Einzelhandel und seinen Aktionen wie Stadtfest und Kitzinger Frühling inne sowie große Bedeutung für Veranstaltungen in der Stadt wie Promenadenweinfest oder Open-Air auf dem Bleichwasen.
Neue Veranstaltungschef-Stelle nach nicht einmal einem Jahr vakant

Deren Organisation, die bisher in der Stadtverwaltung nebenbei mitgemacht werden musste, war heuer gebündelt und damit in feste Hände gelegt worden. Doch nach nicht einmal einem Jahr ist damit erst mal Schluss. Nachdem Gimperlein seinen Abschied angekündigt hat, will die Verwaltung intern und dann mit dem Stadtrat nochmals über den Stellenzuschnitt diskutieren. Ausgang wie Nachbesetzung: offen. Dabei drängt gerade mit Blick auf die 2025 anstehenden Veranstaltungen eine schnelle Lösung.
Interner Wechsel des Leiters für Schule/Sport/Kinderbetreuung
Ebenfalls seinen Chef verliert das Sachgebiet Schule, Sport, Kinderbetreuung. Jonas Wirth hatte kürzlich um eine Veränderung (im Beamtendeutsch: Umsetzung) gebeten; er wechselt intern ins Amt für Sicherheit und Ordnung und bleibt der Stadtverwaltung somit erhalten, aber ohne Leitungsanspruch.
Wie beurteilt Oberbürgermeister Stefan Güntner die personellen Veränderungen? Auf Anfrage der Redaktion erklärt er: "Personalwechsel sind nie erstrebenswert, aber zum Glück ist die Zahl der Abgänge sehr gering. Mit der Finanzverwaltung, der Vhs, dem Sachgebiet Schule/Sport/Kinderbetreuung sowie dem neu geschaffenen Sachgebiet Kultur/Veranstaltung sind in den letzten Monaten wichtige Posten vakant geworden", erklärt Güntner.
Der OB weiter: "Dabei hat jeder Mitarbeiter seine ganz eigene, individuelle Motivation für einen Berufswechsel geltend gemacht. In jedem einzelnen Fall hat die Stadt intensive Gespräche mit den jeweiligen Mitarbeitern und gemeinsam denkbare Lösungswege gesucht. Letztendlich sind die Entscheidungen der Mitarbeiter, die oft auch privater Natur sind, zu respektieren."
Wie aber kann sich die Stadt angesichts dieses Aderlasses als attraktiver Arbeitgeber präsentieren? "Dank Angeboten wie der IGB-Card (Gesundheitsangebote des Arbeitgebers, Anm. d. Red.), dem Rad-Leasing und Arbeitszeitmodellen, die beispielsweise Gleitzeit und Homeoffice umfassen, sowie anderen Vergünstigungen ist die Stadt Kitzingen tatsächlich seit vielen Jahren ein attraktiver Arbeitgeber", findet der OB.
Welche Verantwortung haben OB und Stadtverwaltung?
Wie andere Kommunen und viele Branchen in der freien Wirtschaft befinde sich allerdings auch die Stadt im Wettbewerb um gute Mitarbeiter. "Aus diesem Grund wird aktuell ein Recruiter gesucht, um die Stadt Kitzingen als attraktiven Arbeitgeber noch bekannter zu machen, als Marke zu etablieren und die Mitarbeiterbindung zu stärken", erklärt Güntner. Die Stadt Kitzingen engagiere sich seit vielen Jahren als Mit-Organisator der Berufsinformationstage und präsentiere sich auf Portalen wie Linkedln, Instagram oder Facebook.
Bisher, so das Fazit des OB, habe man alle offenen Stellen zeitnah und fast alle im ersten Bewerberverfahren wiederbesetzen können. "Es gibt in beinahe allen Fällen eine Auswahl an geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern. Auch Auszubildende bewerben sich nach wie zahlreich", erklärt Güntner. Einen Mangel gebe es wie bei anderen Kommunen im Bereich IT wegen starker Konkurrenz mit der freien Wirtschaft.
Eine nicht ganz so optimistische Sicht auf die aktuellen Vorgänge hat Personalratsvorsitzender Wolfgang Zürrlein: "Die Neubesetzungen bedeuten für die Kolleginnen und Kollegen in den jeweiligen Abteilungen zunächst einmal Mehrarbeit und sind deshalb natürlich bedauerlich." Mit Blick auf die Abgänge sieht der Personalratsvorsitzende auch die Verwaltung in der Verantwortung: "Die möglichen Gründe für die Kündigungen sollten intern hinterfragt und aufgearbeitet werden."
Schon allein wegen der Kosten dieser überdurchschnittlichen Fluktuation aber auch wegen des allgemeinen Betriebsklimas und der Effizienz ist es aber wichtig , dies professionell zu bearbeiten.
Deshalb sollten auch (kommunale ) Verwaltungsorganisationen den Mut haben - mit geeigneter externer Unterstützung - den internen Istzustand (kritisch) zu analysieren und daraus konkrete Handlungsansätze für Führungskultur und Leitungsmanagement zu formulieren.
Dieser Prozess ist zwar oft mühsam und kostet auch Geld , ist aber hilfreicher und letztlich kostengünstiger als dauerhafte interne Baustellen.
Ein Jobrad reicht dafür sicher nicht - und auch wenn natürlich immer persönliche Aspekte eine Rolle spielen:diese werden ja massgeblich von (Un)zufriedenheit im Arbeitsalltag beeinflusst.
Hand Sartoris