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Dettelbach
Dettelbach sieht eine Umzingelung von Windrädern: Was zu viel ist, ist zu viel
Stadtrat hat eine Reihe von Bedenken bei der Erweiterung der Flächen für Windräder. Derzeit ist man bei den Vorrangflächen 90 Prozent über dem Soll – das sorgt für Protest.
Wie viele Windräder verträgt Dettelbach? Die Fragen beschäftigte jetzt den Stadtrat.
Foto: Peter Kneffel, dpa | Wie viele Windräder verträgt Dettelbach? Die Fragen beschäftigte jetzt den Stadtrat.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 25.03.2025 02:36 Uhr

Der Wind hat sich gedreht: Der Trend geht eindeutig zu mehr Windkraft. Deshalb werden in Bayern gerade mehr Flächen ausgewiesen. Die Zahl der Windräder dürfte in den nächsten Jahren im Freistaat nach oben schnellen. Nur: Gibt es ein Zuviel? Eindeutig Ja sagt die Stadt Dettelbach. Die war und ist im Kern seit Jahren durchaus ein Windrad-Befürworter. In der jüngsten Stadtratssitzung wurden jedoch Bedenken laut: Wenn Orte wie Effeldorf und Euerfeld künftig von Windrädern regelrecht umzingelt zu werden drohen, müsse man sich dagegen wehren, so die einhellige Meinung.

Wie viel und wo gebaut werden darf, regelt das Windenergieflächenbedarfsgesetz, das gerade weitergeschrieben wird. Neu infrage kommende Gebiete wurden von der Regierung von Unterfranken zusammengetragen und an die Städte und Gemeinden zur Stellungnahme weitergereicht. Bisher waren in Unterfranken 1,1 Prozent für Windkraftanlagen vorgesehen. Die Zahl wurde nunmehr auf 1,8 Prozent angehoben. In Dettelbach gibt es insgesamt vier Vorranggebiete für Windräder: südöstlich von Bibergau, westlich von Effeldorf, östlich von Rottendorf am Mainfrankenpark und südwestlich von Euerfeld.

Insgesamt kommen nach der Anhebung der Fläche in Dettelbach 205 Hektar als mögliche Standorte infrage – enthalten sind in dieser Zahl die bereits bestehenden Gebiete und die neuen Flächen. Das Dettelbacher Gemeindegebiet umfasst 6094 Hektar, damit stünden künftig fast 3,4 Prozent der Gemeindefläche für Windkraft zur Verfügung.

Dettelbach liegt 90 Prozent über der Vorgabe

Damit liege man fast 90 Prozent über der Vorgabe von 1,8 Prozent, wie Stadtrat Ralph Peckmann flugs ausgerechnet hatte. Einverstanden ist man damit in Dettelbach nicht. Zudem wirft die Verteilung Fragen auf: Besonders betroffen von der Ausweitung sind Effeldorf und Euerfeld, dort sind künftig jeweils drei bis fünf Windräder möglich.

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Viel zu viel, wie Manuela Erk (Effeldorfer Liste) betonte. Ihre Kollegin Anja Heinisch (Freie Wähler) ergänzte: "Ich kann mir das für Euerfeld nicht vorstellen!" Und Hermann Göbel (CSU) fügte hinzu, dass "die Euerfelder Bauchschmerzen haben". Kommt alles so, wie es die neuen Pläne vorsehen, sei man von Windrädern geradezu umzingelt, so die einhellige Meinung im Gremium.

Bisher gibt es im Gebiet der Großgemeinde erst ein Windrad – eines mit Geschichte. Bei Neuses am Berg dreht sich ein privat betriebenes Windrad, das einige Schlagzeilen produziert hat. Das Windrad entstand Anfang 2015 zwischen Neuses am Berg und Schnepfenbach – nach zwölf Jahren Diskussion zwischen Unterstützern und Gegnern. Der Streit schlug Wellen und führte seinerzeit sogar bis vor das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig.

Ein 185 Meter hohes Windrad wurde 2015 auf der Höhe zwischen Neuses und Schnepfenbach gebaut.
Foto: Sabine Schramm, Archiv | Ein 185 Meter hohes Windrad wurde 2015 auf der Höhe zwischen Neuses und Schnepfenbach gebaut.

Einen weiteren Windräder-Streit gab etwa im gleichen Zeitraum in Bibergau. Dort wollte ein Investor sechs Windräder errichten. Die Planungen waren so umstritten, dass das Projekt 2015 aufgegeben wurde. Die Windparkpläne zwischen der Autobahn und der B 22 erledigten sich damals auch deshalb, weil es das Bürgerbegehren "Für Windkraft mit Abstand" gab, das von 1586 Dettelbacherinnen und Dettelbachern unterschrieben wurde. 

Neuer Anlauf in Bibergau

Aktuell wird in Bibergau ein neuer Anlauf genommen. Dort soll ein Bürgerwindpark mit vier Windkraftanlagen entstehen. Die Wertschöpfung bleibt im Ort, weshalb das Vorhaben unter guten Vorzeichen steht. 2026 ist der Baubeginn geplant.

Das Projekt dürfte eine Ausnahme bleiben: Bei den weiteren Anlagen sieht es eher nicht nach einer Bürgerbeteiligung aus – es dürfte das freie Spiel der Kräfte entscheiden. Mitreden oder mitplanen kann die Stadt dann nicht mehr. Nur wer die Pachtverträge hat, hat das Zepter in der Hand. Ein Umstand, der in Dettelbach zunehmend Bauchschmerzen verursacht.

Die neue Vorgehensweise sei "nicht ok", befand Herbert Holzapfel (Freie Wähler). Es gehe auch um den Schutz der Menschen vor einem Windrad-Wald. Zumal man sich vor dem weiteren Ausbau der Windkraft erst einmal Gedanken machen müsse, wie der Ausbau des Stromnetzes vonstattengehen soll.  

Die Windräder werden größer

Und auch das sorgt in Dettelbach gerade für Stirnrunzeln: Der Trend scheint zu immer größeren Windrädern zu gehen, wie Bürgermeister Matthias Bielek betonte. Größere Anlagen seien oft effizienter. Größere Rotoren und eine besser Technologie ermöglichen es, auch bei niedrigeren Windgeschwindigkeiten effizient Strom zu erzeugen. Die Turmhöhe liege inzwischen bei bis zu 180 Metern. Hinzu kommt der Rotor mit großen Durchmessern, was zu Gesamthöhen von über 240 Meter ermögliche. Zum Vergleich: Der Kitzinger Falterturm würde fünfmal in solche Windräder passen.

Auch wenn nicht klar ist, wie stark die Stadt auf die Erweiterung im Windenergieflächenbedarfsgesetz Einfluss nehmen kann, wurde ein Paket mit Wünschen, Anregungen und Forderungen geschnürt. Über allem steht eine Warnung: zu viel ist zu viel. Man stehe vor einer "Veränderung der Kulturlandschaft, wie wir sie seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt haben", brachte es der Bürgermeister auf den Punkt.

So könnte beispielsweise der Wartberg auf Euerfelder Gemarkung sein Gesicht in ungeahnter Weise verändern. Die Anhöhe, auf der ein größeres Kreuz steht, ist ein beliebtes Rastziel für Wanderer und Spaziergänger. Dieser Ort liegt mitten in einem der neu geplanten Windrad-Gebiete. Der Fernblick reicht bis zum Steigerwald, zur Rhön und der Frankenwarte. Künftig könnte ein Wald von Windrädern dazukommen. 

Weitere Infos: Bis 10. April sind die Pläne öffentlich im Personalamt des Landratsamtes Kitzingen einsehbar. Jeder Bürger hat die Möglichkeit zur Abgabe einer Stellungnahme. Online gibt es die Pläne unter www.region-wuerzburg.de, dann unter "Aktuelles".

 
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  • Edgar König
    Mit zwei, drei oder mehr Windkraftwerken auf dem Fuchsberg und Brand könnten wir Albertshöfer die geplagten Dettelbacher ein Stück weit entlasten.
    Mit den nötigen Stromtrassen könnt man im Nebeneffekt auch endlich wieder größere PV-Anlagen im Ort genehmigen.
    gez. R. König
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