Es ist ein historischer Schatz, der sich da an der Mainstockheimer Straße, gleich hinter dem Domizil des Kitzinger Rudervereins, befindet. Weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit steht dort ein Gartenpavillon, der derzeit vor allem durch ein Schutzdach und eine blaue Plastikhaube die Blicke auf sich zieht. Am Sonntag, dem Tag des offenen Denkmals, war der Pavillon mit Einschränkungen zu besichtigen, begleitet vom Architekten Steffen Meyer-Erlach und Vertretern der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.
Der Architekt hat sich mit der Geschichte des Gebäudes beschäftigt und in Archiven herausgefunden, was es damit auf sich hat. Errichtet wurde der Bau im frühen 19. Jahrhundert, wohl als Garten- oder Sommerhaus, ein sogenanntes Salettl. Auf verschiedenen Postkartenansichten ist das Gebäude gut zu sehen.
Andere Forschungen schlossen aus, dass es jemals im Besitz der Familie von Deuster stand, deren Schloss direkt gegenüber thronte. Es gibt jedoch eine Ansicht des Kitzinger Stadtansichten-Malers Josef Walther von 1857, auf dem das Gebäude erkennbar ist.
Im Buch "Kitzing am Mayn, darüber da eine starcke steinerne Bruck gehet" von Erich Schneider wird vermutet, dass der Pavillon im Auftrag des Brauereibesitzers Adam Kleinschroth entstanden sein könnte. Es findet sich aber auch der Name Carl Sebastian Leo, der ein bekannter Weinhändler und Seidenfabrikant war. Die 1843 im klassizistischen Stil erbaute Seidenbandfabrik und der Pavillon zeigen Ähnlichkeiten an Fenstern und Türen; nur der Haupteingang ist anders.
Ein dendrochronologisches Gutachten (Holzaltersbestimmung) ergab, dass der Pavillon um 1833 erbaut wurde. Aus dieser Zeit gibt es zwar viele Baupläne und Bauwerke, der Pavillon befindet sich aber nicht darunter. Wer das etwa neun Meter hohe und sechs mal sechs Meter große Sandsteingebäude errichtet hat, ist ebenfalls offen.
Der Pavillon bietet im Inneren noch Reste von Stuck und Tapeten
Als die nahe gelegenen Deuster-Keller von der Universität Bamberg im Rahmen eines Forschungsprojektes digital vermessen wurden, vertrat Volker Rößner als Projektleiter die Ansicht, dass der Bau nicht ohne Kenntnis der königlichen Architekten Leo von Klenze und Friedrich von Gärtner entstanden sein dürfte.
Mit Ausnahme des mit einem Schutzdach versehenen Originaldachs aus verzinktem Blech zeigt sich der Pavillon innen stark sanierungsbedürftig, frühere offenbar vorhandene Zugänge wurden zugemauert. Im Obergeschoss finden sich hinter einfachen Farben Reste von Tapeten und Stuck.
Wie es mit der Sanierung weitergeht und was aus dem Pavillon werden könnte, entscheidet jetzt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit Sitz in Bonn als Eigentümerin. Ihr ist auch an Vorschlägen für eine Nutzung nach der Instandsetzung gelegen. Architekt Steffen Meyer-Erlach wäre dankbar für Bildmaterial, aus dem der frühere Zustand des Pavillons, insbesondere die Dachgestaltung, ersichtlich ist.
Danach wurde es still um den Pavillon. Aus dem Augen aus dem Sinn.
Schön jedenfalls, dass er erhalten bleibt.