Unter stillem Protest sind am Montagabend etwa 200 Menschen durch die Kitzinger Innenstadt gezogen, um gegen die Corona-Politik der Regierung zu demonstrieren. Viele hielten brennende Kerzen in den Händen, aber das war es auch schon an sichtbarem äußerem Protest. Die Polizei begleitete die angemeldete Versammlung und äußerte sich am Tag danach zufrieden mit dem Ablauf.
Der stellvertretende Dienststellenleiter Armin Fuchs sprach gegenüber der Redaktion von einer „Veranstaltung ohne besondere Vorkommnisse“. Die Beamten begleiteten den Zug, der sich gegen 19 Uhr vom Bleichwasen aus in Bewegung gesetzt hatte und sich etwa eineinhalb Stunden lang schweigend durch die Stadt bewegte. Polizei und Versammlungsleiter Bernd Fahrmeier berichteten übereinstimmend von rund 200 Teilnehmenden.
Fahrmeier sprach angesichts der Polizeipräsenz von einer Begegnung „auf Augenhöhe“. Man habe sich nicht überwacht gefühlt, sondern eher den Eindruck bekommen, „dass die Polizei mitspaziert“ sei. Fahrmeier selbst zitierte den Slogan von der „Polizei als Freund und Helfer“. Überhaupt sei ihm ein „gutes Miteinander“ wichtig, sagt er im Gespräch mit der Redaktion.
Angefangen habe alles vor ein paar Wochen im kleinen Kreis. „Wir waren zu fünft, zu sechst, dann kamen über Mundpropaganda etwa 20 Leute“, berichtet der Bibergauer. Sie zogen vor Kurzem schon einmal durch Kitzingen, damals noch unangemeldet. Die Polizei „betreute“ laut Fuchs die Gruppe und erinnerte an die geltenden Bestimmungen.
Keine Plakate und keine Parolen, nur leicht politisch angehaucht
Fahrmeier erzählt von einem ersten angemeldeten "Spaziergang", an dem sich etwa 100 Menschen beteiligt hätten. Am vergangenen Montagabend waren es dann um die 200 im Alter von „6 bis 60 Jahren“, wie Fahrmeier sagt. „Vom Kleinkind bis zum Opa“, bestätigt Fuchs. Aus dem Zug heraus wurden weder Plakate oder Transparente gezeigt noch Parolen skandiert. „Ich wollte nicht, dass das ein politischer Demonstrationszug wird“, sagt Fahrmeier. Ein „gewisses politisches Statement“ schwinge aber natürlich mit.
Fahrmeier – das wird in dem Telefonat mit der Redaktion deutlich – ist kein Corona-Leugner. Das Virus, sagt er, gebe es, und man könne auch daran sterben. Er wehrt sich aber gegen einen Teil der staatlichen Maßnahmen, die er für überzogen hält, und er wünscht sich, dass die Politik „fairer mit dem Thema umgeht“. Und er sagt auch: „Die Wahrscheinlichkeit, eine Infektion zu 99,8 Prozent zu überleben, reicht mir.“ Zum Hintergrund: Von den bis heute über sieben Millionen bestätigten Corona-Erkrankungen in Deutschland endeten rund 111 000 tödlich. Das entspricht rund 1,6 Prozent.
Die Gefahr, dass die derzeit friedliche Bewegung von Radikalen und Krawallmachern unterwandert wird, bestehe immer. „Ich möchte aber vermeiden, dass es knallt“, sagt Fahrmeier. Er kann sich vorstellen, dass aus den "Montags-Spaziergängen" eine regelmäßige Veranstaltung wird, macht dies aber von künftigen Auflagen abhängig. Immerhin steht er als Versammlungsleiter in der Verantwortung, wenn etwas schiefgeht. Deshalb habe er „ein, zwei Nächte“ zuvor auch schlecht geschlafen. „Von den 200 Teilnehmern am Montag kannte ich vielleicht zehn oder 15 persönlich, den Rest nicht.“
Bei der Anmeldung des Zuges kommt es auf jedes Detail an
Angemeldet hatte er die Versammlung beim Kitzinger Landratsamt. Ein zweiseitiges Formular musste er ausfüllen: Plakate: ja oder nein? Abschlusskundgebung: ja oder nein? Welchen Weg wird der Zug nehmen? Auf jedes Detail kommt es an. Fahrmeier musste angeben, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Kerzen mitführen. Und es gab ein Vorgespräch bei der Behörde. Der Zug bewegte sich dann vom Bleichwasen über den Marktplatz hoch zum Falterturm und dort die B8 entlang – „um der Sache einen Hauch von Öffentlichkeit zu geben“, wie Fahrmeier sagt. Von dort ging es weiter über den Main, zurück zum Rosengarten und zum Schulgelände in der Kanzler-Stürtzel-Straße. An der Alten Mainbrücke war Endstation.
Auch in Wiesentheid gab es am Montagabend einen kleinen Protestzug. Eine Gruppe von etwa 20 Menschen traf sich nach Augenzeugenberichten am Rathaus und bewegte sich still in Richtung Gewerbegebiete.
In Volkach soll es an diesem Donnerstag, 30. Dezember, um 18 Uhr einen „Abschlussspaziergang“ in der Altstadt geben. So steht es im Chatdienst Telegram. „Wir versuchen, das zu verfolgen und im Auge zu behalten“, sagt Armin Fuchs von der Kitzinger Polizei.