Um das Ausbreiten des Coronavirus einzudämmen, hat die Bayerische Staatsregierung am Montag gesonderte Regeln für Gastronomie und Einzelhandel erlassen. Seit Mittwoch gelten für Gaststätten spezielle Öffnungszeiten und eine Einschränkung der Anzahl von Gästen. Wie ist die Lage in den Lokalen und Geschäften vor Ort?
"Es herrscht große Unklarheit und wir hängen alle in der Luft", berichtet Susanne Hahn, Betreiberin einer Volkacher Weinstube."Wir haben mittlerweile komplett geschlossen, da sich die Unkosten sonst nicht rechnen würden." Kleinere Betriebe hätten mit den auferlegten Regeln auf lange Sicht gesehen keine Chance, ihre Fixkosten zu decken. Auch die Mitarbeiter seien verunsichert, was nun geschehe. Zwar konnten die Anträge auf Kurzarbeit bereits gestellt werden, jedoch wisse niemand Bescheid, ob oder wer letztlich alles eine Berechtigung erhalte. "Wir fühlen uns im Stich gelassen", sagt Hahn.
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Auch der Kreisvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, Thomas Dauenhauer, ist äußerst besorgt. "Die Umsätze sind komplett ausgefallen. Nicht um 30 oder 40 Prozent, sondern auf null. Die Lage ist wirklich äußerst dramatisch." Erschwerend kommt hinzu: der ungünstige Zeitpunkt der Krise. Das Wintergeschäft falle in der Regel mau aus für die Geschäfte und daher besitzen diese derzeit nur wenig finanzielle Rücklagen, um Ausfälle aufzufangen, erklärt Dauenhauer.
Ein weiteres Problem bereitet ihm Sorge: "Die Unsicherheit nach der Krise. Denn die geht weiter", befürchtet Dauenhauer. Er erwartet Ausfälle weit über den April hinaus." In dieser Branche kann man nichts nachholen. Ein leer stehendes Zimmer kann ich nur jetzt verkaufen. Ein Mittagessen, das jetzt ausfällt, wird im Herbst nicht doppelt nachbestellt."
Was tun gegen den Ausfall?
Um die Liquidität der Betriebe weiter zu gewährleisten, schlägt Dauenhauer drei konkrete Maßnahmen vor: 1. Kurzarbeit sollte sofort und unbürokratisch angemeldet werden können. 2. Banken müssen auf Zinsen bis zum Jahresende verzichten. 3. Sofortige Liquiditätshilfen ohne Darlehen für Betriebe. Nur mit schneller und weitreichender Hilfe wäre es möglich, die Geschäfte zu unterstützen, sagt der Kreisvorsitzende.
Wie die Geschäfte und die Stadt reagieren
Viele Gaststätten stellen nun ihre Öffnungszeiten um oder richten Lieferdienste und Abholservices ein. Hierfür hat der Stadtmarketingverein Kitzingen zusammen mit dem Kitzinger Einzelhandel die Werbeaktion #kitzingengehtweiter gestartet. Frank Gimperlein, Vorstandsvorsitzender vom Stadtmarketing Kitzingen erklärt: "Darin werden die Bürger darüber informiert, welche Restaurants wann öffnen und wie der Einzelne helfen kann, den Einzelhandel zu unterstützen. Damit Kitzingen weiter gehen kann." Eine Checkliste, wer alles daran teilnimmt, gibt es im Internet unter www.kitzingen-kanns.de
Bewusstsein für Einzelhändler wecken
Auch der Einzelhandel versucht zu reagieren. "Wir müsse nun weiterdenken", erzählt die angehende Modefachverkäuferin Sabrina Stemplowski. "Für uns ist das Öffnen lebenswichtig, und so etwas wie Onlinehandel funktioniert nicht für jeden Betrieb." Die Stärke des Einzelhandels liege ja gerade im direkten Kontakt mit dem Kunden vor Ort, so Stemplowski weiter. "Aber ich bin zuversichtlich, dass uns da etwas einfällt."
Auch Susanne Hahn hofft, dass sich die Lage bis zum Ostergeschäft wieder entschärft. "Ich bin davon überzeugt, dass die Leute wieder kommen, wenn sich die Sache wieder beruhigt hat."
"Die Händler haben Verständniss für die derzeitge Situation", sagt Frank Gimperlein. Die Leute sollen aber dafür sensibilisiert werden, in der Zeit nach der Krise den Einzelhandel wieder zu unterstützen.
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