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Volkach
Bundestagswahl: CSU-Basis hofft auf Jamaika und Kanzler Laschet
Die CSU feiert in Volkach ihre Abgeordnete Anja Weisgerber und ein bisschen auch sich selbst. Dabei wird auch am Wahlabend Kritik an der Schwesterpartei CDU laut.
Als die wiedergewählte Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber im Volkacher Pfarrheim eintrifft, zeigen die Gäste begeistert Flagge.
Foto: Peter Pfannes | Als die wiedergewählte Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber im Volkacher Pfarrheim eintrifft, zeigen die Gäste begeistert Flagge.
Peter Pfannes
 |  aktualisiert: 01.10.2021 02:51 Uhr

Eine Wahlparty sollte es am Sonntagabend eigentlich nicht werden. Zu einer emotionalen Feier entwickelt sich das Treffen der CSU im Volkacher Pfarrheim aber dann doch. Als Anja Weisgerber, Direktkandidatin des Bundeswahlkreises Schweinfurt-Kitzingen, mit dem vorläufigen Ergebnis (40,9 Prozent) im Rücken den Saal betritt, applaudieren ihr die rund 70 Anwesenden stehend. Worte des Dankes richtet die 45-Jährige an Familie, Team und Wahlhelfende. Tränen stehen ihr in den Augen – ein emotionaler Moment einer sonst eher ruhigen Veranstaltung.

Kurz vor 18 Uhr warten im katholischen Pfarrheim in Volkach etwa 15 CSU-Anhänger auf die ersten Hochrechnungen zur Bundestagswahl. Wahlprognosen flimmern über die Leinwand, unterbrochen immer wieder durch das stotternde Internet. Barbara Rinke wagt ihre eigene Prognose. "25 bis 26 Prozent für die CDU/CSU" tippt sie, und trotz schwacher Umfragewerte im Vorfeld ist sie zuversichtlich: "Wir werden stärkste Fraktion."

Die Frage Laschet oder Söder ist abgehakt – zumindest offiziell

Während die Schriftführerin im CSU-Kreisverband sich weiter um das Wohl der Gäste kümmert, spekuliert Ernst Kraus mit einem Überholmanöver auf der Zielgeraden. "Ich hoffe, dass wir die SPD noch übertreffen und einen Sieg einfahren." Seit 40 Jahren ist Kraus Mitglied der CSU. "Ich bin überzeugt, dass wir am Ende einen Vorsprung vor der SPD haben und damit den neuen Bundeskanzler stellen", sagt er. Die Frage "Laschet oder Söder?" haben Kraus, Rinke und alle anderen Befragten abgehakt. Geschlossen tragen sie die Entscheidung mit, dass Laschet für das Amt des Bundeskanzlers kandidiert. Zumindest offiziell wird darüber nicht mehr diskutiert. Für die Regierungsbildung wünscht sich Kraus eine Jamaika-Koalition mit FDP und Grünen.

Das langjährige CSU-Mitglied Ernst Kraus ist zuversichtlich für den Wahlendspurt.
Foto: Peter Pfannes | Das langjährige CSU-Mitglied Ernst Kraus ist zuversichtlich für den Wahlendspurt.

Um 18.43 Uhr trudelt die erste Hochrechnung ein: CDU/CSU (24,7 Prozent) und SPD (24,9) befinden sich auf Augenhöhe. Die weiteren Ergebnisse: AfD 11,3, FDP 11,2, Grüne 14,8, Linke 5,0, Andere 8,1. Während die mittlerweile 25 Gäste das erste Ergebnis regungslos zur Kenntnis nehmen, ist Barbara Becker zufrieden. "Es könnte nach diesem turbulenten Wahlkampf glimpflich für uns ausgehen", sagt die Kitzinger CSU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete. "Erleichtert bin ich erst, wenn das Endergebnis feststeht." Sie tippt auf Armin Laschet als Bundeskanzler und zollt ihm Respekt.

Mancher hätte gerne mehr über Themen gesprochen   

Auch Becker hofft auf ein Jamaika-Bündnis aus Schwarz, Grün und Gelb. Beim Wahlkampf hätte sie gerne mehr über Themen gesprochen. "Unser Ziel, Deutschland zum Start-up-Land, zum Gründerland zu machen, kam überhaupt nicht durch", sagt sie mit Blick auf die jüngste Wahlkampfstrategie der CDU. Ein dickes Lob hat sie für die Ortsverbände parat. Mit Infoständen, Haustürwahlkampf, Telefonaktionen und Plakatkleben hätten die Helfer tolle Arbeit geleistet. "Auf die Leute kann man sich verlassen", sagt sie. Und schiebt auf Fränkisch nach: "Da halt mer zam." Sollte die Aufholjagd gegenüber der SPD letztlich erfolgreich sein, sei dieser Erfolg vor allem diesen Wahlhelfern zu verdanken.

Familie Zeißner aus Waigolshausen vertreibt sich die lange Wartezeit mit Kartenspielen.
Foto: Peter Pfannes | Familie Zeißner aus Waigolshausen vertreibt sich die lange Wartezeit mit Kartenspielen.

Die zweite Hochrechnung um 19.14 Uhr kommentiert Gerlinde Martin: "Ich bin glücklich, dass die Linke wohl nicht mitregieren wird." Die Kitzinger Kreisgeschäftsführerin und Bezirksrätin der CSU freut das Abschneiden Weisgerbers besonders: "Anja ist so fleißig." Auch Volkachs CSU-Ortsvorsitzender Simon Rinke lobt sie: "Anja macht hier im Wahlkreis einen klasse Job und hat die Wiederwahl verdient." Zu Laschets Einsatz sagt er: "Der hat einen guten Wahlkampf gemacht."

Weisgerber sieht das Ergebnis als Verdienst ihrer Arbeit 

Als Anja Weisgerber gegen 19.45 Uhr eintrifft, bildet Simon Rinke zusammen mit den CSU-Anhängern ein blau-weißes Spalier und überreicht Blumen. Ihre Wiederwahl sieht Weisgerber als "Verdienst für die letzten acht Jahre Arbeit im Bundestag". Als Erfolgskonzept nennt sie ihren Einsatz für die Menschen, die wüssten: "Die kümmert sich und setzt sich in Berlin für uns ein." Beim Bundestagswahlkampf freut sie besonders, dass man jetzt auf Augenhöhe mit der "siegessicheren SPD" sei. "Wir haben bis zum Schluss weitergekämpft."

Mit stehendem Applaus empfangen CSU-Ortsvorsitzender Simon Rinke (links) und etwa 70 Gäste Anja Weisgerber im Volkacher Pfarrheim.
Foto: Peter Pfannes | Mit stehendem Applaus empfangen CSU-Ortsvorsitzender Simon Rinke (links) und etwa 70 Gäste Anja Weisgerber im Volkacher Pfarrheim.

Weisgerber spannt einen Bogen zum Sport: "Man darf nie aufgeben und muss um jede Stimme kämpfen." Das aktuelle Wahlergebnis zeige, dass die Menschen in Deutschland Rot-Rot-Grün nicht wollten. "Die Bevölkerung will kein linkes Bündnis." Die Regierungsbildung werde aber noch "spannend". Ein Jamaika-Bündnis sieht sie dabei als gute Konstellation für Stabilität und Aufbruch in einem modernen Land. Fast wortgleich wird man es an diesem Abend auch von Parteichef Markus Söder hören. An eine Wiederauflage der großen Koalition mit der SPD glaubt Weisgerber jedenfalls nicht.

 
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