zurück
Kitzingen
Bürgerbegehren Kitzinger Steigweg: Entscheidende Frage bleibt offen
Die Bürgerinitiative reicht im Rathaus gut 2700 Unterschriften für einen Stopp des Wohnprojekts am Schützengelände ein. Der Oberbürgermeister stellt dabei die Gretchenfrage.
Mehr als 2700 Unterschriften übergab die Bürgerinitiative für 'Bauen im  Einklang von Mensch und Natur' am Montag im Rathaus (von links): Bürgermeisterin Astrid Glos, Bürgermeister Manfred Freitag, Oberbürgermeister Stefan Güntner sowie die BI-Mitglieder Martin Schwab, Frank Pfeuffer, Stadtheimatpfleger Harald Knobling, Gabriele und Wolfgang Dietrich.
Foto: Eike Lenz | Mehr als 2700 Unterschriften übergab die Bürgerinitiative für "Bauen im  Einklang von Mensch und Natur" am Montag im Rathaus (von links): Bürgermeisterin Astrid Glos, Bürgermeister Manfred Freitag, ...
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:51 Uhr

Mit der Übergabe der Unterschriftenlisten hat am Montag das Bürgerbegehren zum Stopp des geplanten Wohnbauprojekts am Kitzinger Schützengelände den offiziellen Weg durch die Instanzen angetreten. Das Aktionsbündnis ließ sich im Sitzungssaal des Rathauses von Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) den Empfang von 372 Listen mit insgesamt 2711 Unterschriften quittieren. „Damit haben wir die erforderliche Zahl der Unterschriften um über 100 Prozent übertroffen“, sagte Frank Pfeuffer, einer der Sprecher der Bürgerinitiative. „Das ist ein eindrucksvoller Beweis, dass das Bürgerbegehren von weiten Teilen der Kitzinger Bevölkerung getragen wird.“ Wenn das Begehren alle Formalien erfüllt und durch den Stadtrat geht, könnte es im April oder Mai 2022 zur entscheidenden Abstimmung kommen.

Die BI verweist auf das Klima und den Verkehr

Mit ihren Signaturen haben sich die Unterzeichner der Forderung der BI angeschlossen: keine massive Bebauung auf dem 18 000 Quadratmeter großen Gelände am Steigweg. Die BI nutzte im Rathaus die Gelegenheit, um noch einmal ihre Standpunkte darzulegen. Martin Schwab richtete den Blick auf die zahlreichen alten Bäume, die „wenigen vorhandenen Verbündeten“ im Kampf gegen den Klimawandel. Gabriele und Wolfgang Dietrich erinnerten an die „gewachsenen Grünflächen“ der Oberen Anlagen, die wichtig für Gesundheit und Klima seien.

Pfeuffer selbst verwies auf das Verkehrsgutachten, wonach es täglich zu 1300 zusätzlichen Autofahrten komme, und das an zwei Knotenpunkten der West- und der Nordtangente, die schon jetzt überlastet seien. Schwab befürchtet zudem eine Gefährdung der vielen Schülerinnen und Schüler, die auf der Westtangente morgens und mittags mit dem Fahrrad unterwegs seien.

In Stadtheimatpfleger Harald Knobling hat die Bürgerinitiative einen der prominentesten Fürsprecher. Er sei zwar kein Mitglied der BI, so Knobling, wende sich aber aus fachlicher Sicht gegen das Projekt, einen „ortsgestalterisch problematischen Einzelfall“. Die geplanten Wohnblöcke zerstörten die Geschlossenheit des Stadtbildes. „Die Stadt verliert ihr Gesicht.“ Für Knobling nimmt die Planung zu wenig Rücksicht auf den Charakter des Geländes und folgt der „Gewinnmaximierung anonymer Investoren“. Eine solche Verdichtung am Berg würde die Stadt „grundlegend verändern“. Es drohe eine „Klein-Trabantenstadt“ mit negativen sozialen Folgen. Knobling appellierte an die Stadt, das Gelände selbst zu entwickeln.

Der OB fragt nach dem Ziel des Bürgerbegehrens

Für OB Güntner stellte sich an diesem Morgen die Frage: „Was ist das eigentliche Anliegen des Bürgerbegehrens?“ Selbst wenn jetzt die Änderung des Bebauungsplans gestoppt würde, sehe der bestehende Plan „sehr großzügige Baufenster“ vor. Soll heißen: Ein Investor könnte angesichts der baulichen Leitplanken in dem Mischgebiet schon heute umfangreich bauen. Sollte die BI das Ziel verfolgen, dass das Gelände gar nicht bebaut würde, sei die Frage: Wer entschädigt bei Bodenrichtpreisen von 150 bis 200 Euro pro Quadratmeter den Eigentümer? Für Güntner ist klar: „Ich habe als Stadt keine drei Millionen Euro rumliegen, um das Grundstück zu kaufen und einen ordentlichen Verlust damit einzufahren.“

BI-Sprecher Pfeuffer sagte, er habe von den Unterzeichnern nur das Mandat, die Änderung des Bebauungsplans und damit das massive Wohnbauprojekt zu stoppen; er glaube aber, dass die Mehrheit sich nicht gegen eine schonende Bebauung wenden würde. Nach wie vor sei man für Gespräche offen. Bleibt es beim Status quo und erfüllt das Begehren alle Kriterien, wird der Stadtrat in seiner Sitzung am 20. Januar die Zulässigkeit feststellen, laut OB eine „Formalie“. Dann muss das Bürgerbegehren gemäß Gemeindeordnung binnen drei Monaten in einen Bürgerentscheid münden, bei dem die BI mindestens 3361 Ja-Stimmen (20 Prozent der Stimmberechtigten) benötigt, um ihr Ziel zu erreichen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Kitzingen
Eike Lenz
Bebauungspläne
Bürgerbegehren
Bürgerinitiativen
CSU
Martin Schwab
Rathäuser
Stefan Güntner
Verkehrsgutachten
Wolfgang Dietrich
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • goller-kitzingen@t-online.de
    Stimmt das was der OB behauptet? Für jedes Bauvorhaben ist eine Erschließung zwingend erforderlich. Die fehlt bislang. Dann wäre zu fragen, ob ein Wohnhaus unmittelbar neben einem Schießstand auf Grundlage des bestehenden Bebauungsplans zugelassen werden kann? Der bisherige Bebauungsplan sieht nämlich eine Einhausung des Schießstands vor (s. Homepage der Stadt Kitzingen, Bebauungsplan Nr. 72). Und wenn es tatsächlich zu einer Baugenehmigung kommen sollte, dann ist in erster Linie die Stadt als Planungsbehörde schadensersatzpflichtig für Planungsfehler. Sie hat schließlich den Bebauungsplan erlassen, der Wohnhäuser neben dem Schießstand vorsieht (§§ 40 ff BauGB). Die Bürgerinitiative hat daran keine Schuld. Sie verhindert nur, dass nach einer bisher unsinnigen Planung durch eine neue Planung eine weitere Verschlechterung eintritt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten