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VOLKACH
Bürger entscheiden über Hotelbau: Argumente für den Sonntag
Bürgerbegehren zu Hotelbau       -  Hotelier Ralph Düker steht am Ufer des Mains. Auf dem Grundstück rechts im Hintergrund will er ein Hotel bauen. Ein Ratsbegehren spricht sich dafür, ein Bürgerbegehren dagegen aus. Abgestimmt wird darüber am Sonntag, 29. Juli.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa | Hotelier Ralph Düker steht am Ufer des Mains. Auf dem Grundstück rechts im Hintergrund will er ein Hotel bauen. Ein Ratsbegehren spricht sich dafür, ein Bürgerbegehren dagegen aus.
Guido Chuleck
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:53 Uhr

Die Volkacher Bürger stimmen am Sonntag, 29. Juli, darüber ab, ob Hotelier Ralph Düker an der Mainlände ein Hotel bauen darf oder nicht. Bürgermeister und Stadtrat sprechen sich mit einem Ratsbegehren für das Hotel aus; eine Bürgerinitiative ist mit ihrem Bürgerentscheid dagegen.

Was bisher geschah?

Die Vorgeschichte: Ein Hotel direkt am Main, zwischen Campingplatz und Mainbrücke – diese Idee kam dem Volkacher Winzer und Hotelier Ralph Düker, Inhaber der Altstadthotels „Schwane“ und „Turmdieb“ sowie des Weingutes „Schwane“ im Oktober 2015 nach dem Stadtratsbeschluss, die Mainlände mit einer Neugestaltung aufzuwerten. Düker tat sich mit dem Berliner Architekten Ralf Pfeiffer zusammen mit dem Ziel, dort ein Hotel zu errichten.

Doch schnell regte sich Widerstand in der Bevölkerung. Der mündete in ein Bündnis aus den örtlichen Grünen, dem Bund Naturschutz und dem Verein Landschaftsschutz Mainschleife (Lama). Das Bündnis initiierte ein Bürgerbegehren, und 1870 Unterschriften ließen daraus einen Bürgerentscheid gegen das Hotel werden.

Der Stadtrat hatte mit 20:0 den Hotelplänen sein Einvernehmen erteilt und stellt daher dem Bürgerentscheid ein Ratsbegehren gegenüber, das das Hotel befürwortet.

Die Argumente des Hoteliers

„Die komplette Mainlände soll erschlossen werden, vom Campingplatz über den Wohnmobilstellplatz bis zum Kanuverleih. Und dort wäre ein Hotel genau richtig, um Main und Wein erlebbar zu machen.“ Das sagt Ralph Düker, der das Hotel betreiben und später seinen Kindern – eine Winzerin, eine Hotelierin, ein Betriebswirt – übertragen will. „Es gibt immer mehr, gerade junge Leute, die dort abends im Staub sitzend den Sonnenuntergang bewundern“, sagt er. Das Hotel mitsamt einer Terrasse würde nicht nur dem „Sundowner“ ein gewisses Etwas verleihen, sondern die Mainlände insgesamt aufwerten und wegen der Achse Mainlände – Stadt „einen Mehrwert für Urlauber und Volkacher bieten“.

Lesen Sie auch den Standpunkt zum Thema: Abstimmung über Mainhotel: Demokratischen Entscheid akzeptieren

Das gastronomische Erlebnis würde sich auf Weine vom Weingut Schwane sowie von Partnerwinzern der Mainschleife in einem weintypischen Bistro konzentrieren. Was Düker klarstellt: „Die Gewerbesteuer des Hotels zahlen wir dort, wo sie anfällt, und das ist in Volkach.“

Der Bau im Hochwasserbereich stellt den Architekten Ralf Pfeiffer vor eine Herausforderung. „Die Auflagen sind immens hoch“, sagt Düker. Für die Oberflächenversiegelung – gut 100 Quadratmeter für die notwendigen Stelzen sowie Treppenhäuser und Aufzüge – sind laut Bauvorbescheid Ausgleichsflächen zu schaffen. 90 Prozent der hohen Bäume bleiben stehen. Außer zwei Bäumen müssten das Gestrüpp sowie einige Hausgärten weichen. Das ausgekofferte Parkdeck unter dem Hotel gilt als Rückzugsfläche, die bei Hochwasser überflutet wird und ein zu starkes Ansteigen des Mains verhindert. Die Folge: Das Hotel ist mit dem Hochwasserpegel Trunstadt verbunden; bei Hochwasseralarm wird es evakuiert.

Sein Hotel, sagt Düker, könne nur dort entstehen, wo es geplant sei, und es ordne sich den markanten Punkten Stadtpfarrkirche, Maria im Weingarten und der Mainbrücke unter. „Wir würden uns freuen, wenn die Volkacher sich mutig entschließen würden, das Projekt zu unterstützen. Wir versprechen gefühlvollen und weitsichtigen Umgang mit den vorhandenen Ressourcen“, schließt er sein Plädoyer für das Hotel. Sprechen sich die Bürger gegen das Hotel aus, wird er seine Pläne „bis auf Weiteres“ nicht weiter verfolgen.

Die Positionen des Dreierbündnisses

„Wir haben nichts gegen das Hotel – aber bitte nicht an diesem Ort!“ Das ist die Grundhaltung des Vereins Lama, der mit der Idee gegründet worden ist, dieses Hotel zu verhindern. Im Gespräch mit dieser Redaktion stellen die Spitzen des Dreierbündnisses, die beiden Lama-Vereinsvorsitzenden Elmar Erhard und Birgit Rottmann-Barth sowie Willi Freibott und Anita Wagenhäuser vom Bund Naturschutz und Regina Hetterich von den Grünen, ihre Positionen klar.

Gegen die Familie Düker hege man keinerlei Abneigungen; vielmehr gehe es „um die Sache“. Die geplante Verschönerung des Mainvorlandes stößt bei allen auf Zustimmung. „Aber diese wertvolle Fläche darf nicht an einen Privatinvestor übergeben werden“, sagt Erhard.

Auf dem Grundstück befinden sich Hausgärten von Bewohnern der Altstadt, die keinen Garten besitzen und laut Bündnis verschwinden würden. Dass für 8000 Quadratmeter Grund und Boden 52,50 Euro pro Quadratmeter zu bezahlen wären, hält das Bündnis angesichts dieses „Filetstücks der Stadt“ für zu wenig. Außerdem lägen die Grundstücke im amtlich festgesetzten Überschwemmungsbereich und müssten im Hochwasserfall als Ausweichfläche dienen. Das Bündnis sieht durch den Bau des Hotels auf Stelzen den Hochwasserschutz beeinträchtigt. „Uns ist der Dämmerschoppen am Altstadtbrunnen lieber als ein Sundowner am Main“, so die Überzeugung der Gegner.

Jüngst hatte das Bündnis – wie zuvor der Investor – mit einem Hubwagen die Höhe des Hotels im Vergleich zur Mainbrücke dargestellt. Das Hotel ist gut 300 Meter von der Brücke entfernt. Der Hubwagen störte die Sicht in Richtung Maria im Weingarten nicht, wie Willi Freibott zugegeben hatte.

Anita Wagenhäuser befürchtet dennoch schädliche Umwelteinwirkungen und eine Verunstaltung des Orts- und Landschaftsbildes: „Ein genehmigter Bau zieht weitere Bauten nach sich – siehe Kanuverleih.“ Wenn das Bündnis auch hofft, den Bürgerentscheid zu gewinnen, so sei man auch im gegenteiligen Fall bereit, den Bürgerwillen anerkennen. „Wir werden aber das dann folgende Verfahren, das mit der Änderung des Flächennutzungsplanes beginnt, genau beobachten und uns dazu äußern“, sagt Erhard.

Die Haltung von Bürgermeister Kornell

Der Stadtrat hat dem Hotel einstimmig sein Einvernehmen erteilt, „weil wir glauben, dass es für die Zukunftsentwicklung unserer Stadt und insbesondere für eine unserer Stärken, den Weintourismus, eine gute und richtige Investition ist“, argumentiert Bürgermeister Kornell. Damit würden auch Arbeitsplätze geschaffen, was für die Stadt weitere Steuereinnahmen über den Anteil an der Einkommenssteuer bedeutet. Zudem kassiert die Stadt Volkach auch Gewerbesteuer. Insgesamt, so Kornell, „erhöht dieses Hotel an dieser Stelle die Aufenthaltsqualität am Main, nicht nur für die Urlauber, sondern auch für die Volkacher“. Denn die Neugestaltung der Mainlände soll auch für die Volkacher attraktiv werden und bleiben.

Wegen der Neugestaltung der Mainlände hatte es bereits Bürgerworkshops gegeben. Jetzt denkt Kornell darüber nach, sie erneut anzubieten. Auch bei der Änderung des Flächennutzungsplanes seien die Bürger eingeladen, sich mit konstruktiven Vorschlägen zu beteiligen.

Das Hotel soll nicht nur im Hochwasserschutzgebiet, sondern auch im Außenbereich entstehen. Aber „wenn keine öffentlichen Belange entgegenstehen, geht das auch“, sagt der Bürgermeister und nennt als Beispiel dafür das Nachhaltigkeitszentrum in Handthal. Und zur Frage des Grundstückspreises sagt Kornell: 52,50 Euro pro Quadratmeter kostet jeder Gewerbegrund in Volkach.

Bürgerentscheid und Ratsbegehren in Volkach

Daten und Fakten zum Ratsbegehren und zum Bürgerentscheid über den Hotelbau an der Volkacher Mainlände:

Wahltag: Sonntag, 29. Juli, 8 bis 18 Uhr.

Wahlberechtigte mit Ortsteilen (Stand: 23. Juli 2018): 7295.

Ausgegebene Briefwahlunterlagen: rund 1675.

Wahllokale: Volkach (Grundschule), Rimbach (mit Wahlberechtigten aus Krautheim), Eichfeld (mit Dimbach), Escherndorf (mit Köhler), Gaibach, Obervolkach, Astheim und Fahr.

Die Frage des Bürgerbegehrens: „Sind Sie dafür, dass die Stadt Volkach ihre Grundstücke im Mainvorland zwischen Mainbrücke und Campingplatz für einen Hotelbau weder veräußert noch sonst zur Verfügung stellt und alle rechtlich zulässigen Maßnahmen ergreift, um eine Hotelbebauung zu verhindern?“

Die Frage des Ratsbegehrens: „Sind Sie dafür, dass die Stadt Volkach einer Volkacher Familie städtische Flächen für den Bau eines Hotels in der geplanten Mainpromenade zur Verfügung stellt, um den Nutzwert und die Anziehungskraft des Mainvorlandes aufzuwerten und damit die Volkacher Stadtentwicklung zu fördern, um durch die Investitionen Arbeitsplätze zu schaffen, um Kaufkraftgewinn für die örtliche Wirtschaft und städtische Steuereinnahmen zu ermöglichen, damit Volkach attraktiv für Einheimische und Gäste bleibt?“

Die Wahlberechtigten haben je eine Stimme für das Rats- und für das Bürgerbegehren. Ebenso darf die Stichfrage angekreuzt werden. Sie entscheidet, wenn beide Begehren eine Mehrheit bekommen sollten. Gültig ist ein Begehren, wenn mindestens 20 Prozent der Wahlberechtigten, derzeit 1459 Bürger, darüber abstimmen (Quorum).  

An das Ergebnis des Entscheides, der einem Stadtratsbeschluss gleichgesetzt ist, ist der Stadtrat mindestens ein Jahr gebunden. Text: gch

 

ONLINE-TIPP
Die Ergebnisse des Bürgerentscheids, Berichte und Kommentare finden Sie am Sonntagabend auf www.mainpost.de/kitzingen

 
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Kommentare
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  • M. D.
    Ich denke der Quadratmeterpreis von 52,5 € ist ein Schnäppchen. 3 Dinge sind wichtig für die Grundstückauswahl Lage, Lage und nochmals Lage. Ein Grundstück im am Meer ist doch auch wesentlich teuerer als eines in der Walachei.
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  • M. S.
    "Für die Gültigkeit einer Stimme darf nur eines der beiden Begehren angekreuzt werden" Das ist meinens Wissens nach falsch, es darf bei jedem Begehren und bei der Stichfrage je 1 Kreuz gemacht werden! Das sollte dringend aufgeklärt werden.
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  • A. B.
    Hallo, "AufdenPunkt"!
    Sie haben recht. Uns ist ein Fehler unterlaufen. Jeder Stimmberechtigte hat drei Stimmen: eine für den Bürgerentscheid über das Ratsbegehren, eine für den Bürgerentscheid über das Bürgerbegehren und eine für die Stichfrage. Sie entscheidet, wenn beide Bürgerentscheide eine Mehrheit bekommen sollten. Ist im Bericht nun korrigiert.
    Freundlichen Gruß
    Main-Post, Redaktion Kitzingen
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  • M. S.
    Die Korrektur im Nachhinein und nur online liest fast niemand. Um den Fehler auszugleichen, wäre die Korrektur in der Samstagsausgabe notwendig!
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  • K. K.
    wenn ….. ! ??

    nur eine " Bindung für ein Jahr vorgesehen ist ! ; ist der ganze Aufwand Käse !!!
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