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Kitzingen
Brasilianerin bezichtigt Stadt Kitzingen in Instagram-Video des Rassismus: Was ist an den Vorwürfen dran?
Eine Frau erhebt schwere Vorwürfe gegenüber der Stadt Kitzingen und dem Jobcenter. Doch die Recherchen in dem Fall deuten auf ganz andere Probleme hin.
Das Prinzip 'Kein Platz für Rassismus' (Symbolfoto) hat sich auch die Stadt Kitzingen auf die Fahnen geschrieben.
Foto: Valeria Witters | Das Prinzip "Kein Platz für Rassismus" (Symbolfoto) hat sich auch die Stadt Kitzingen auf die Fahnen geschrieben.
Barbara Herrmann
 |  aktualisiert: 09.02.2024 23:53 Uhr

Die Vorwürfe in ihren Videos auf Instagram wiegen schwer: Eine Schwarze Frau steht vor dem Rathaus in Kitzingen und hat ein Schild umgehängt mit der Aufschrift "Hilfe!! Ich werde verfolgt! Ich bekomme keine Hilfe, weil ich Schwarz bin!" Im Video erzählt sie, dass sie Brasilianerin sei und das Kitzinger Standesamt ihr die Eheschließung aufgrund ihrer Hautfarbe verweigert habe. Sie spricht darin mutmaßlich brasilianisches Portugiesisch, per Untertitel sind ihre Sätze auf Deutsch oder Englisch übersetzt.

Ähnliche Videos hat sie auch vor dem Kitzinger Jobcenter gedreht und auf Instagram veröffentlicht. Sie bezichtigt die Agentur für Arbeit darin der Manipulation, der Korruption und des Rassismus. Bei einem ist als Text in der Erklärung zu lesen: "Meine Tante hat keine Ruhe vor den Ämtern in Kitzingen. Ihren deutschen Ehemann durfte sie nicht im Ort ehelichen, weil sie eine Schwarze ist. Er verlor seinen Job, weil er eine schwarze Frau hat. Ja, im 20. Jahrhundert mitten in Deutschland. Bitte helft uns!"

Integrationsbeauftragte weiß von zahlreichen Hilfsangeboten

Die Recherchen dieser Redaktion entkräften allerdings diese Anklage und zeigen ein anderes Bild. Kitzingens Zweite Bürgermeisterin und Integrationsbeauftragte Astrid Glos spricht von zahlreichen Hilfsangeboten, die der Kitzingerin gemacht worden seien, ob beim Erlernen der Sprache oder bei Behördengängen. "Die Stadt hat viel versucht, um der Frau zu helfen", sagt Glos. Doch die Brasilianerin, die seit 2017 in Kitzingen wohnt, habe sich allem verweigert.

Zum Vorwurf der verhinderten Heirat schreibt Oberbürgermeister Stefan Güntner, dass im Sommer 2017 im Terminkalender des Standesamtes ein Termin zur Anmeldung der Eheschließung eingetragen gewesen sei. "Hier ist jedoch vermerkt, dass die erforderlichen Unterlagen unvollständig waren", informiert der OB.

Der Kitzinger OB wehrt sich mit Nachdruck gegen die Vorwürfe

Das deutsch-brasilianische Paar heiratete dann im September 2017 in Dänemark und habe, so Güntner, einige Tage später beim Standesamt Kitzingen eine Erklärung über die Namensführung abgegeben. Er betont: "Wir können uns nicht erklären, warum jetzt solche Vorwürfe gegenüber dem Standesamt im Raum stehen, und verwehren uns vehement gegen die Aussage, dass das Standesamt Kitzingen einer Person aufgrund seiner Hautfarbe (oder Nationalität, Herkunft, Geschlecht, Religion, Behinderung, Alter, sexuellen Orientierung) die Mitwirkung an einer Eheschließung verweigert."

Auch Kitzingens Pressesprecher Ralf Dieter nennt die Vorwürfe hanebüchen und verweist darauf, dass Menschen mit Migrationshintergrund Alltag für das Kitzinger Standesamt seien: Bei 25 Prozent der in Kitzingen geschlossenen Ehen hatte vergangenes Jahr zumindest ein Partner einen Migrationshintergrund. "Bei den Geburten – die ja im Standesamt beurkundet werden – war der Anteil mit 35,9 Prozent noch höher", informiert Dieter. Er  sieht den Rassismus-Vorwurf der Brasilianerin schon anhand dieser Zahlen als widerlegt an.

 
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  • richard351
    Warum ist man der Meinung, dass hier einseitig recherchiert wurde?
    Nachden einseitigen Vorwurfen der Betroffenen gegen das Amt wurde nun die Stellungnahme der Stadt eingeholt.
    Solche Behauptungen untergraben
    all diejenigen, denen wirklich Rassismus widerfährt.
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  • wolfgang@lenhard.info
    Ich denke, es geht hier v. a. um Bürokratie, wofür weder die ausführenden Ämter in Kitzingen, noch die betroffene Frau etwas können. Wenn man dieses schräge System nicht kennt, dann kann man schnell den Eindruck gewinnen, mutwillig ausgegrenzt zu werden.

    Aber mal ehrlich, wer hat sich noch nicht über merkwürdige Regelungen gewundert, wenn ein Dokument x Mal beglaubigt werden muss etc. Schönes Beispiel: Die Grundsteuerreform. Da kann man ja wirklich verzweifeln.
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  • manfred-englert@hotmail.de
    Da mußte nichts beglaubigt werden. Nach Einlesen in die Anleitung kein Problem. Die Daten, die Sie dort angegeben haben, liegen schon in den verschiedensten Ämtern, jedoch verbietet der Datenschutz, daß diese sich untereinander kurzschalten und austauschen. Also, nicht immer über unsere Bürokratie jammern sondern dafür sorgen, daß dieses unsägliche Thema Datenschutz etwas liberaler wird, was von Verbotsparteien jedoch nicht zu erwarten ist. Ich pflichte aber bei der Behauptung "Vorschrift ist Vorschrift" zu, daß wir Deutsche uns da ganz besonders hervortun. Weils halt Vorschrift ist.... Ob das die Grundlage zum 12jährigen Reich oder 40 Jahre Demokratie im Osten unseres Landes war?
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  • wolfgang@lenhard.info
    Sie meinen mit Verbotspartei vermutlich die CSU, oder? Die regiert nämlich seit 70 Jahren hier in Bayern und ist für die Ausgestaltung der Ausführungsbestimmungen und für die Digitalisierung hier in unserem Bundesland zuständig.
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  • manfred-englert@hotmail.de
    Anscheinend befassen Sie sich mit Politik in Sachen Datenspeicherung und Datenschutz überhaupt nicht! Diesen Schluß lassen Ihre Äußerungen zu. Verhindert hat die Datenspeicherung bis jetzt immer SPD, Grün und Links, zum steten Nachteil der Inneren Sicherheit und deren Behörden. In Sachen Bürokratie darf ich Sie auffordern, mal einen Blick ins Ausland zu werfen. Ich war beruflich jahrelang in Süd- und Mittelamerika und im Nahen Osten. Wenn Sie das erleben dürften, würden Sie über unsere Verwaltung anders denken! Und als Letztes: Wer hier zu nus kommt um Schutz zu suchen, ist hier Gast, uns als solcher habe ich mich an die Gesetzesmäßigkeiten des Gastlandes zu halten und dementsprechend anzupassen. Das wurde von mir im Ausland auch erwartet, ohne Asyl begehrt zu haben!!
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  • tommy33
    Aussage der Frau: „ Ja, im 20. Jahrhundert mitten in Deutschland. Bitte helft uns!"

    Soso, wir leben also noch im 20. Jahrhundert?? Wann war die Eheschließung in Dänemark? 1910?
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  • mona.froehling@googlemail.com
    Der Bericht ist leider etwas einseitig und verkürzt geraten. Es scheint zwar schon so, dass an den Vorwürfen der Frau nichts Großes dran ist, aber anscheinend wurde sie von der MP nicht näher zu den Hintergründen/Motiven befragt.

    Alleine die Stadt wurde nach ihrer Position befragt, und das führt die Autorin dann zu dem sehr subjektiven und wertenden Ergebnis:

    "Die Recherchen dieser Redaktion entkräften allerdings diese Anklage und zeigen ein anderes Bild."

    Entkräftet ist hier nichts, sondern es wurde nur die Position der Stadt dargelegt. Nähere Hintergründe, wie die Frau zu ihren Vorwüfen kommt, werden nicht dargelegt. Schon deshalb bleibt das Bild unklar. Journalistische Arbeit geht besser!
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  • U4564@gmx-ist-cool.de
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  • conmex@aol.com
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  • Albatros
    Diese Posse passt wohl eher auf RTL oder Frau im Spiegel. Vielmehr sollte man sich einmal Gedanken machen, warum Migranten uns ständig mit Nazivergleichen nötigen und wir gehorsam in Schockstarre verfallen. Könnte es vielleicht daran liegen, dass uns bestimmte Minderheiten ständig ein Schuldgefühl einflösen und ein großer Teil der Medienlandschaft dies unterstreicht!?
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Was hindert die Stadt Kitzingen daran die Frau wegen § 187 Strafgesetzbuch Verleumdung vor Gericht zu bringen.
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  • susanne_orf@web.de
    Egal welcher Minderheit man angehört bzw. sich zugehörig fühlt: es ist immer leichter die Schuld den Anderen zuzuschieben und diese des Rassismus, Sexismus etc. zu bezichtigen als sich an die eigene Nase zu fassen...
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  • familieschneiderrimpar@web.de
    Sollte diese Fakten korrekt sein hat die Dame jenen einen Bärendienst erwiesen ,die generell gegen Menschen mit Migration Hintergrund oder geschlechtsspezifisch anders sind.
    Ich hoffe das die Mehrzahl der intelligenten Leserschaft das so interpretiert.
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  • king_pansen
    Wie kommen Sie darauf?
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  • MedDeeg@web.de
    Die Mainpost hat NICHT mit der Frau gesprochen sondern nur mit den Behörden?
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  • chjoachim@web.de
    Auf eigenen Wunsch hin entfernt.
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  • crazycszocker@t-online.de
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • stahl01@t-online.de
    Selber nicht die Unterlagen vollständig haben und dann die Rassismuskeule schwingen. Ist auch einfacher als sich mal selbst zu reflektieren.
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  • MedDeeg@web.de
    In Dänemark hat es ja offenbar geklappt…
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