Die Staatsanwaltschaft Würzburg hat am Mittwoch Anklage wegen schwerer Brandstiftung gegen einen 56-jährigen Italiener erhoben, der in Volkach (Lkr. Kitzingen) die Kultkneipe Techtel-Mechtel in Brand gesetzt haben soll. Dies bestätigte der Würzburger Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach auf Anfrage dieser Redaktion. Wann genau der Prozess stattfinden wird, steht allerdings noch nicht fest. Denkbar ist laut Seebach noch dieses Jahr.
Es war der 9. April, morgens gegen 1.40 Uhr, als die Kultkneipe Techtel-Mechtel in Flammen stand. Anwohner waren durch einen explosionsartigen Knall aufgeschreckt worden. Die Volkacher Altstadt entging bei dem Brandanschlag nach Einschätzung der Feuerwehr nur knapp einer Katastrophe. Während der Gastraum der Kneipe vollständig ausbrannte, konnte die Feuerwehr eine Ausbreitung des Brandes in den engen Gassen noch rechtzeitig verhindern. Die Flammen schlugen mehrere Meter hoch aus dem Musiklokal. Nur mit Glück, so das spätere Fazit der damaligen Brandbekämpfer, konnten sich drei Mieter der darüberliegenden Wohnungen retten.
Feuer vorsätzlich gelegt
Schnell verdichteten sich Hinweise, dass es sich hier um einen Brandanschlag handelte, mutmaßlich verübt von einem 56-Jährigen. Der Mann, so der Vorwurf, soll nach der Trennung die Kneipe seiner früheren Lebensgefährtin angezündet haben. Brandfahnder der Kripo lokalisierten den Ausbruch hinter dem Tresen und stellten fest: Das Feuer wurde vorsätzlich gelegt. Die Wirtin selbst wohnte ebenfalls in dem Haus, verbrachte die Brandnacht aber bei einer Freundin.
Ihren Angaben zufolge hatte sie den 56-Jährigen 2019 bei einem Urlaub auf Gran Canaria kennengelernt. Er kam nach Deutschland, zog bei ihr ein und arbeitete als Kellner in der Kneipe. Wie die Frau gegenüber Medien berichtete, war sie kurz vor dem Brand von ihrem Ex bedroht worden.
Flucht in Richtung Gardasee
Der mutmaßliche Täter türmte anschließend, wurde aber wenig später in der Nähe des Gardasees festgenommen. Dabei seien frische Brandverletzungen bei ihm festgestellt worden, sagte Seebach. Anfang Mai kam der Mann dann mit dem Flugzeug in Frankfurt am Main an. Dort eröffnete ihm ein Ermittlungsrichter den Haftbefehl wegen schwerer Brandstiftung. Danach wanderte der 56-Jährige in Untersuchungshaft, wo er bis zum Prozess bleibt.
Grund dafür ist laut Staatsanwaltschaft zum einen die Schwere der ihm zur Last gelegten Tat und zum anderen eine mögliche Fluchtgefahr. Im Falle einer Verurteilung wird der Ex der Wirtin zur Haftverbüßung wieder nach Italien überstellt. Nur unter dieser Bedingung habe das EU-Partnerland einer Auslieferung zugestimmt.
Inzwischen kommen immer mehr Hintergründe der Tat zum Vorschein: Die Eifersucht des Mannes soll für das Ende der Beziehung zur Wirtin verantwortlich gewesen sein. Der Angeklagte war von der früheren Lebensgefährtin wenige Tage vor der Tat aus der gemeinsamen Wohnung verwiesen worden. "Es kam in den Folgetagen zu Bedrohungsszenarien und Äußerungen des Angeklagten – auch gegenüber Zeugen", erklärt der Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Das Feuer und seine Folgen hatten eine große Hilfsaktion der Volkacher Bevölkerung für die Wirtin des Techtel-Mechtel ausgelöst. Viele Mitbürgerinnen und Mitbürger – bis hin zum Bürgermeister, der Feuerwehr und den Sportvereinen – helfen seither der Wirtin, um ihr einen Neuanfang zu ermöglichen.