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Volkach
Nach Feuer im "Techtel-Mechtel": Spezialauftrag für Volkacher Feuerwehr
Diesmal ist es kein Brand-, sondern ein Hilfseinsatz für die anrückende Wehr. Warum sie der Einsatz in der ausgebrannten Bierkneipe vor besondere Herausforderung stellt.
Aufräumen nach dem vernichtenden Feuer: Schwerstarbeit leisteten die Feuerwehrler am Samstag im Inneren der ausgebrannten Volkacher Kneipe 'Techtel-Mechtel'.
Foto: Robin Tschischka, FFW Volkach | Aufräumen nach dem vernichtenden Feuer: Schwerstarbeit leisteten die Feuerwehrler am Samstag im Inneren der ausgebrannten Volkacher Kneipe "Techtel-Mechtel".
Hanns Strecker
 |  aktualisiert: 11.02.2024 16:31 Uhr

Am frühen Samstagmorgen rücken erneut Feuerwehrfahrzeuge in der Volkacher Altstadt an und halten im Bereich der Schelfengasse. Fast 20 Feuerwehrmänner springen aus ihren Autos, holen schweres Gerät aus den Schubläden und bringen es vor die Bierkneipe "Techtel-Mechtel". Die Straße wird für beide Richtungen gesperrt. "Brennt es schon wieder? Ist was passiert?", fragt sich der eine oder andere Anwohner. Ein Deja-Vu-Gefühl steigt auf. "Nicht schon wieder!", ängstigt sich ein Neugieriger.

Doch die Feuerwehr ist diesmal nicht zum Löschen erschienen, sondern für eine ganz besondere Aktion: Nach dem Brand in der Nacht des 9. April will sie das verbrannte und hochgiftige Inventar aus dem völlig zerstörten Innenraum des Lokals schaffen. Bürgermeister Heiko Bäuerlein selbst beginnt die Arbeiten und schraubt den Holzverschlag zur Kneipenfront ab. Und dann geht es los: Ausgestattet mit Vollkörperschutzanzug und leichtem Atemschutz, dringen  Feuerwehrler vorsichtig ins Innere vor. Sie schleppen erste verkohlte Teile zum Ausgang, dort warten weitere Kameraden und werfen den Schutt in einen großen Sondermüll-Container.

Hochbetrieb herrschte in der Schelfengasse vor der ausgebrannten Pilskneipe. Feuerwehrmänner entfernten den Brandschutt.
Foto: Robin Tschischka, FFW Volkach | Hochbetrieb herrschte in der Schelfengasse vor der ausgebrannten Pilskneipe. Feuerwehrmänner entfernten den Brandschutt.

"Der hochgiftige Rauch hat die komplette Einrichtung kontaminiert", beschreibt Feuerwehr-Pressesprecher Moritz Hornung die Situation. "Er ist in die letzten Ritzen gedrungen und hat alles mit seiner stark toxischen Eigenschaft überzogen. Deshalb ist das Aufräumen nur mit einer speziellen Schutzausrüstung und Atemschutz möglich." Die Aktion wird die Stadtkasse keinen Cent kosten, da sich alle Teilnehmer freiwillig dazu gemeldet haben. "Wir haben diese Hilfe  schon am Morgen nach der Brandnacht vorbesprochen", sagt Hornung.  

Nach dem Einsatz im hochgiftigen Gastraum der Kneipe wird ein Feuerwehrmann mit Wasser abgespritzt und dekontaminiert.
Foto: Robin Tschischka, FFW Volkach | Nach dem Einsatz im hochgiftigen Gastraum der Kneipe wird ein Feuerwehrmann mit Wasser abgespritzt und dekontaminiert.

Nachdem alle losen Teile nach außen gebracht sind, machen sich die Helfer an die festen Einbauten. Mithilfe von Kettensäge und Trennschleifer zerteilen sie die massive Theke und bauen sie aus. Weitere Kräfte entfernen mittels Brechwerkzeugen die Vertäfelung an den Wänden – alles unter hoher körperlicher Anstrengung, denn die Schutzanzüge sind komplett luftdicht. Literweise fließen Mineralwasser und Limo, zudem ist ständig eine kräftigende Brotzeit vorhanden, die Wirtin Andrea Haupt zusammen mit ihrer Familie bereitstellt.

"Die Welle der Hilfsbereitschaft macht mich sprachlos", sagt Haupt. Feuerwehrkommandant Fred Mahler steht mit seinen Leuten gerne bereit. "Letztlich bewegt uns alle das schwere Schicksal, das hinter dem Ganzen steckt", sagt er. "Zuerst die Krise der Gastronomie, und jetzt ist noch die Kneipe ausgebrannt." Müde und ausgelaugt sind die Feuerwehrler am späten Nachmittag, aber stolz auf ihre erfolgreiche Arbeit. Bürgermeister Heiko Bäuerlein bringt es auf den Punkt: " Die Volkacher halten zusammen!"

Was das Feuer aus harmlosen Dingen macht

5000 giftige Substanzen, die der Brandrauch enthalten kann, sind inzwischen bekannt. Unter der Einwirkung von Hitze entstehen aus normalerweise harmlosen Gegenständen große Mengen an hochtoxischen Stoffen. 100 Gramm Kunststoff zum Beispiel genügen, um eine 80 Quadratmeter große Wohnung in eine tödliche Gaskammer zu verwandeln. Eine zehn Kilogramm schwere Schaumgummimatratze, wie sie in Kinderzimmern vorkommt, erzeugt 25 000 Kubikmeter gefährlichen Rauch. Das ist so viel wie der Rauminhalt von etwa 30 Einfamilienhäusern.
Ein Fernsehbericht über den Räumeinsatz der Hilfskräfte ist an diesem Montag ab 17.30 Uhr in der BR-Frankenschau zu sehen.
Quelle: Feuerwehr
 
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