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Volkach
Tagelange Schockstarre nach Brand in Volkacher Kult-Kneipe
Techtel-Mechtel-Chefin Andrea Haupt erlebt eine Welle von Hilfsangeboten. Inzwischen blickt sie wieder nach vorne und verspricht einen Neustart der Pilskneipe.
Wirtin Andrea Haupt am Tresen ihrer zerstörten Kneipe.
Foto: Hanns Strecker | Wirtin Andrea Haupt am Tresen ihrer zerstörten Kneipe.
Hanns Strecker
 |  aktualisiert: 11.02.2024 16:31 Uhr

Fast zwei Wochen sind jetzt vergangen, als Feuer, Rauch und Sirenengeheul die Bewohner in der Vokacher Schelfegasse mitten in der Nacht aufschreckte. Menschen standen teilweise Barfuß und nur mit einem Schlafanzug in der Bitterkälte auf der Straße. Binnen Sekunden hatte eine Feuerwalze die Pilskneipe Techtel-Mechtel zerstört. Das Lebenswerk der Wirtin Andrea Haupt.

Volkacher Kult-Kneipe Techtel-Mechtel, Altstadt. Im hinteren Raum waren die Spielautomaten. Das Feuer hat sie regelrecht zerschmolzen.
Foto: Hanns Strecker | Volkacher Kult-Kneipe Techtel-Mechtel, Altstadt. Im hinteren Raum waren die Spielautomaten. Das Feuer hat sie regelrecht zerschmolzen.

Von der liebenswert eingerichteten Kult-Kneipe, von der eine Vielzahl von Menschen aus der ganzen Umgebung etwas erzählen können, ist nichts mehr übrig geblieben. Schwarze, verkohlte Holzreste lassen den Thekenbereich nur noch erahnen. In den nächsten Tagen verfallen die Wirtin und ihre nächsten Freunde in eine Art Schockstarre. Der Gastraum darf von niemanden betreten werden. Die Kriminalpolizei beginnt mit der Spurensuche. Es besteht der Verdacht, dass der Brand vorsätzlich gelegt wurde.

Wie es weitergeht, weiß die ersten Tage niemand. Kann das Haus und der Gastraum noch gerettet werden? Oder droht der Abriss? Erste Gutachten werden gefertigt. Offiziell wird erklärt, dass das Haus erstmal nicht bewohnt werden darf. Der verbrannte Boden im Lokalbereich hat giftige Dämpfe entwickelt, die mit normalen Lüften nicht mehr beseitigt werden können. Dann, am zweiten Tag danach, die erste gute Nachricht: Der vermutliche Brandstifter ist gefasst worden. Die intensiven Ermittlungen der Kriminalpolizei haben ergeben, dass dieser noch in der Tatnacht nach Italien geflüchtet ist. Und dort, im Bereich des Gardasees, klicken die Handschellen der italienischen Polizei. Dort sitzt er jetzt erstmal und wartet auf seine Abschiebung.

Auslieferung "kann dauern"

Wie der Sprecher der Würzburger Staatsanwaltschaft, Thorsten Seebach, erklärt, wurde sofort ein europäischer Haftbefehl an die italienischen Behörden weitergeleitet. Und dem folgt jetzt ein Auslieferungsersuchen. Aber das kann erfahrungsgemäß "noch etwas dauern." Zumindest ist jetzt die Angst und Ungewissheit bei Andrea Haupt und ihren Kindern vorbei, dass der aus dem persönlichen Umfeld kommende vermutliche Täter noch einmal zurückkehrt.

Volkacher Kult-Kneipe Techtel-Mechtel, Altstadt. Andrea Haupt vor ihrer zerstörten Kneipe.
Foto: Hanns Strecker | Volkacher Kult-Kneipe Techtel-Mechtel, Altstadt. Andrea Haupt vor ihrer zerstörten Kneipe.

In den nächsten Tagen konnte sich die Wirtin wieder eingermaßen "sortieren" wie sie sagt. Es begannen die ersten Gespräche mit den Versicherungen und dem Hausbesitzer. Da für den Gastraum keine Hausratversicherung besteht, bleibt sie vermutlich "auf dem Schaden sitzen". Unterkunft wird ihr derzeit von verschiedenen Freundinnen angeboten. "Wir pendeln halt von einer Wohnung zur anderen", sagt Andrea Haupt. "Man kann ja niemanden zumuten, dass wir uns mit Sack und Pack länger einnisten." Die Versicherung habe signalisiert, dass sie sich übergangsweise  eine Ferienwohnung nehmen könne.

Zu Tränen gerührt

Was die quirlige Gastronomin wieder antreibt, ist die Welle von Hilfsangeboten, was sie zu Tränen rührt. Da war zuerst einmal eine Gruppe junger Leute aus Volkach, die über die Internetplattform "Betterplace" zu  Spenden für das "Techtel-Mechtel" aufruft. Laut einem Mitorganisator ist der Eingang der Spenden "fantastisch". Derzeit sind es annähernd schon 2000 Euro. "Wir sind alle bekennende Stammgäste vom "Techtel" , erzählt er lachend. "Da muss man doch helfen!" Eine nette Geschichte hat er dazu parat: Die Gruppe wollte Spenden-Flyer an den Laternemasten im Stadtgebiet anbringen. Vorher hatten sie den Bürgermeister hierzu um eine Genehmigung gefragt, die er sofort gab. "Und dann hat er spontan auch noch selbst eine Spende eingelegt."

Spendenkonto eingerichtet

Mittlerweile hat sich eine weitere Gruppe gebildet, die bei der Raiffeisenbank Volkach auch ein Spendenkonto eingerichtet hat. Armin Amling, der Eigentümer des Brandobjektes in der Schelfengasse, ist zuversichtlich, dass es "im Sinne aller" weitergeht. "Die Gutachter sind fertig. Nach derzeitigen Stand ist die Bausubstanz nicht beschädigt." Amling will Andrea Haupt unbedingt dabei unterstützen, die Kneipe wieder herzurichten. "Aber jetzt muss erst mal der ganze giftige Dreck herausgerissen und weggebracht werden."

Volkacher Kult-Kneipe Techtel-Mechtel, Altstadt. Blick in den hinteren Bereich der Theke. Das Feuer hatte eine furchtbare Zerstörung hinterlassen.
Foto: Hanns Strecker | Volkacher Kult-Kneipe Techtel-Mechtel, Altstadt. Blick in den hinteren Bereich der Theke. Das Feuer hatte eine furchtbare Zerstörung hinterlassen.

Andrea Haupt gibt sich inzwischen kämpferisch: "Das Techtel kommt wieder!" Und wie funktioniert das Spenden? Auf dieser Internetplattform ist das Nähere für beide Konten zu entnehmen: www.betterplace.me/wir-sind-immer-fuer-euch-da-volkach-fuers-techtel

 
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Kommentare
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  • carmen.reitz-borst@gmx.de
    Allen die helfen wirklich Respekt, was ich aber nicht verstehe das man bei einer Selbständigkeit mit Gastronomie nicht versichert ist. Die Kneipe ist doch Top gelaufen da kann es am Geld nicht liegen.
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