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Volkach
War Kneipenbrand in Volkachs Altstadt ein Anschlag auf die Wirtin?
Nach dem Feuer im "Techtel-Mechtel" mitten in Volkachs Altstadt sehen die Spuren nach einem geplanten Anschlag aus. Der mutmaßliche Täter flüchtete nach Italien.
Ein Bild aus der Nacht zu Freitag: Feuer und Rauch dringen aus der Gaststätte  'Techtel-Mechtel' in der Volkacher Altstadt.  Die Explosion hat Trümmer auf die Straße geschleudert.
Foto: BRK | Ein Bild aus der Nacht zu Freitag: Feuer und Rauch dringen aus der Gaststätte  "Techtel-Mechtel" in der Volkacher Altstadt.  Die Explosion hat Trümmer auf die Straße geschleudert.
Hanns Strecker
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:25 Uhr

Brisante Wendung im Fall des schweren Kneipenbrands in der Volkacher Altstadt: Ein mutmaßlicher Anschlag auf das Leben der Wirtin Andrea Haupt hat das Feuer im "Techtel-Mechtel" in der Nacht von Donnerstag auf Freitag verursacht. Ein Pressesprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken bestätigte die Recherchen dieser Redaktion, nach denen ein Mann aus dem persönlichen Umfeld Haupts für die Tat verantwortlich sein könnte.

Nach weiteren Recherchen dieser Redaktion hatte der Mann Andrea Haupt am Donnerstag bedroht. Allem Anschein nach wollte er diese Drohung dann wahr machen: Gegen 1.40 Uhr wurde das Feuer nach einem explosionsartigen Knall bemerkt. Ein Zeuge sah eine unbekannte Person in Richtung Innenstadt rennen. Hausbewohner und Nachbarn konnten sich ins Freie retten.

Brandfahnder vom Landeskriminalamt und der Kripo suchen nach Spuren am Brandort
Foto: Hanns Strecker | Brandfahnder vom Landeskriminalamt und der Kripo suchen nach Spuren am Brandort

Die Ermittlungen lenkten schnell den Verdacht auf einen 56-jährigen Mann, der nach dem Brand nach Italien flüchtete. Dort, im Bereich des Gardasees, konnten italienische Polizisten den dringend Tatverdächtigen festnehmen. Er sitze nun in Italien in Haft und wartet dort auf seine Auslieferung nach Deutschland, heißt es in der Presseerklärung des Polizeipräsidiums Unterfranken und der Staatsanwaltschaft Würzburg von Sonntagmittag.

Darin ist auch von Hinweisen auf eine vorsätzliche Brandlegung im Erdgeschoss die Rede. Der Tatverdacht habe sich schnell gegen den 56-jährigen Mann gerichtet, der sich nach ersten Erkenntnissen nach seiner Tat noch in der Nacht nach Italien abgesetzt hatte. In enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Würzburg konnte der Mann laut der Pressemitteilung innerhalb kürzester Zeit in Italien lokalisiert werden.

Spurensuche am Tag nach dem Brand

Für die Ermittlungen, die zu diesem Fahndungserfolg führten, waren am Tag nach dem Brand verschiedene Spezialeinheiten der Polizei vor Ort in der Schelfengasse. Neben dem Erkennungsdienst der Kripo Würzburg war noch eine Brandfahndungseinheit des Bayerischen Landeskriminalamtes, sowie ein speziell ausgebildeter Brandmittelspürhund vor Ort. Akribisch wurde nach Spuren im Brandschutt gesucht und erst dann konnten nach und nach die Nachbarn mit der Reinigung der Straße beginnen. In Windeseile hatte sich die Zerstörung der beliebten Kultkneipe herumgesprochen.

Brandfahnder sichern Spuren auf der Straße vor dem Brandort.
Foto: Hanns Strecker | Brandfahnder sichern Spuren auf der Straße vor dem Brandort.

Bernd Pfaff, der direkt neben der Gaststätte wohnt, hat das Geschehen noch klar vor Augen: Ihn schreckte in den frühen Morgenstunden ein explosionsartiger Knall und Scheibengeklirre aus dem Tiefschlaf. Als er Sekunden danach aus dem Fenster schaute, sah er schwarzen Rauch und Feuerschein aus dem Bereich der Kneipe. Der berufsmäßige Notfallsanitäter ahnte sofort, dass sich hier eine Katastrophe anbahnen könnte. "Das erste war, dass ich meine Familie weckte und sie sofort aus unserem Haus herausbrachte."

Rettungsprofi als Nachbar

Am Tag danach: Das 'Techtel' bietet einen traurigen Anblick.
Foto: Hanns Strecker | Am Tag danach: Das "Techtel" bietet einen traurigen Anblick.

Danach rannte er zum Lokal, wo ihm schon die ersten Bewohner entgegentaumelten. Eine Situation, die dem Rettungsprofi nicht unbekannt ist. Durch gezielte Fragen klärte er umgehend ab, dass im Haus keine weiteren Personen mehr waren und setzte dann fast gleichzeitig einen Notruf ab. Bernd Pfaff zeigte sich beeindruckt, wie schnell die Feuerwehr vor Ort war. "Die waren nach unwahrscheinlich kurzer Zeit da. Nur so konnte eine größere Brandkatastrophe verhindert werden." Moritz Hornung, Pressesprecher der Volkacher Feuerwehr, berichtet, dass die Anfahrt in die Altstadt wegen geparkter Fahrzeuge zum Teil "ganz schön haarig" war. "Aber wir haben exzellente Fahrer."

"900 Grad Hitze bei Null Sicht"

Als der erste Löschangriffstrupp gerade in das Haus eindringen wollte, kam es zum offenen Flammenausbruch. Truppführer Emil Endres sprach hinterher von "bis zu 900 Grad Hitze bei Null Sicht". Trotzdem gelang es ihm und seinem Truppkameraden, das Feuer mit gezielten Sprühstößen zurückzudrängen. Ein zweiter Trupp übernahm die Absuche im Haus. Danach Aufatmen: Es wurde keine weitere Person gefunden. Feuerwehr und Rettungsdienst arbeiteten jetzt Hand in Hand. Die medizinischen Untersuchungen bei allen Beteiligten ergaben, dass sich niemand verletzt hat. Die Katastrophe konnte gerade noch einmal abgewendet werden. Der Bürgermeister der Stadt Volkach zollte in seiner Freitags-Videobotschaft den eingesetzten Kräften seinen absoluten Respekt.

Schöne Geste: Freunde haben an der Hauswand der Kneipe ihre Unterstützung bekundet.
Foto: Hanns Strecker | Schöne Geste: Freunde haben an der Hauswand der Kneipe ihre Unterstützung bekundet.

Was zurückbleibt, ist ein Häufchen Elend. Bei Tageslicht kann die Wirtin Andrea Haupt das ganze Ausmaß der Zerstörung erkennen. Der Gastraum ist komplett ausgebrannt und zerstört. Und "genau so fühle ich mich auch gerade", sagte sie traurig. Was ihr Mut macht, sind die vielen zusprechenden Reaktionen und angebotene Unterstützungen in den sozialen Medien. Gemein und verletzend seien für sie die Verbreitung von Gerüchten über eine Beteiligung beim Brand.

Als Andrea Haupt am Samstagvormittag zu ihrer Kneipe kommt, hängt ein selbstgemachtes Plakat am Eingang. "Wir sind immer für euch da!" steht dort. Unterzeichnet ist es von einer Vielzahl von Personen. Und jetzt blitzt es bei der Gastromin wieder in den Augen auf. "Ich werde weitermachen!" sagte sie trotzig. "Mit all Eurer Hilfe werden wir das gemeinsam schaffen. Das 'Techtel' kommt wieder!"

 
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