Der 33. Schlappmaulorden geht an einen Politiker: Der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach wird für seine „gar trefflich-lockere Zunge“ sowie sein „schlagkräftiges Wort“ ausgezeichnet. Er tritt damit die Nachfolge von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger an, die bei der Verleihung am Rosenmontag (27. Februar) die Laudatio hält.
Das neue Schlappmaul der Kitzinger Karnevalsgesellschaft (KiKaG) gehört zu den profiliertesten Politikern der CDU und hat sich zuletzt auch gegen Positionen von Kanzlerin Angela Merkel gestellt. Er tritt im Herbst nicht mehr zur Bundestagswahl an. Er wolle „nicht immer die Kuh sein, die quer im Stall steht“, hatte der 64-Jährige einmal bei einem seiner Auftritte in TV-Talkshows gesagt.
Begeisterter Karnevalist
Bosbach war gleich dreifacher Talkshow-König: 2013, 2014 und 2015 war er derjenige, der am häufigsten in den fünf Polit- und Gesellschafts-Talks von ARD und ZDF zu sehen war. Vergangenes Jahr machte er sich bei Will, Plasberg, Illner & Co. dann etwas rarer und verlor seinen Titel an Sahra Wagenknecht.
Bosbach ist begeisterter Karnevalist. Seinem rheinischen Naturell entsprechend tritt er dabei ehrlich und pointiert auf. Von 1990 bis 2012 war er Präsident der Karnevalsgesellschaft „Große Gladbacher“ sowie 1977 „Prinz Karneval“.
Gegen den Strich
Und: Er bürstet auch mal gegen den Strich. Seine ablehnende Haltung gegenüber den Beschlüssen zur Erweiterung des Euro-Rettungsschirmes isolierte ihn in der eigenen Partei, wie die beiden „Schlappmaulorden-Aussucher“ Norbert Schober (Ehrenpräsident) und Volkhard Groß (Senatspräsident) bei der Bekanntgabe am Donnerstagnachmittag im Deutschen Fastnachtmuseum in Kitzingen betonten.
- 2016 wurde eine Ex-Ministerin Schlappmaul.
- Im Interview beantwortete sie, was Fasching für sie bedeutet und worüber sie in der närrischen Zeit lachen kann.
Die politische Karriere des ehemaligen Rechtsanwaltes und bekennenden Fans des 1. FC Köln kann sich sehen lassen: Bosbach war von 2000 bis 2009 stellvertretender Vorsitzender der Bundestagsfraktion der Union. In die CDU trat er 1972 ein. Sechsmal wurde er im Rheinisch-Bergischen Kreis direkt in den Deutschen Bundestag gewählt, von 2003 bis 2005 war er zudem stellvertretender Vorsitzender der CDU Nordrhein-Westfalen.
Unverstellte Art
Vergangenen Sommer kündigte der Rheinländer mit dem ungehemmten Drang in die Öffentlichkeit seinen Abgang von der politischen Bühne an. Bei der Wahl im Herbst will er - nicht zuletzt aus Gesundheitsgründen - nicht mehr für den Bundestag kandidieren.
Auch wenn der Innenpolitik-Experte nie Minister war, gehört er durch seine unverstellte Art zweifellos zu den schillernsten Persönlichkeiten des Berliner Politikbetriebs.
Schlagfertigkeit und Klartext - das ist seine Welt. Einige Kostproben seiner Sprüche: „Früher warst du Rebell, wenn du eine revolutionäre Bewegung angeführt hast. Heute bist du Rebell, wenn du bei deiner eigenen Meinung bleibst.“ - „Wenn du als Politiker die Wahrheit sagst, brauchst du ein schnelles Pferd.“ - „Selbst mit vier Promille würde ich nicht der AfD beitreten!“
Die Goldene Narrenschelle
Welchen Stellenwert der 64-Jährige hat, zeigt ein weiterer Preis: Bosbach bekommt im Februar auch die „Goldene Narrenschelle“ der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, die am 15. Februar in Rust verliehen wird.
P. S.: Karten für die beiden KiKaG-Prunksitzungen am 19. (ab 17.11 Uhr) und 27. Februar (ab 19.11 Uhr mit Verleihung des Schlappmaulordens) gibt es im Deutschen Fastnacht-Museum in Kitzingen.
Die Schlappmaul-Siegerliste
2017 Wolfgang Bosbach
2016 Sabine Leuth.-Schnarrenberger
2015 Waldemar Hartmann
2014 Claudia Roth
2013 Wolfgang Kubicki
2012 Alfons Schuhbeck
2011 Michl Müller
2010 Marcel Reif
2009 Chris Böttcher
2008 Gabriele Pauli
2007 Günther Beckstein
2006 Marcus Fahn
2005 Klaus-Karl Kraus
2004 Franz Maget
2003 Gregor Gysi
2002 G. Westerwelle, Markus Walsch
2001 Erwin Huber
2000 Helmut Kohl
1999 Hans Spitzner
1998 Regine Hildebrandt
1997 Bodo Hauser & Ulrich Kienzle
1996 Lothar Späth
1995 Peter Gauweiler
1994 Renate Schmidt
1993 Hans-Dietrich Genscher
1992 Jürgen Möllemann
1991 Wolfgang Bötsch
1990 Bernd Heller
1989 Schorschla von der Fischergass