„Hast Du den Namen selbst ausgewählt? Oder ist das vielleicht ein Künstlername?“, fragte Oti Schmelzer, der Lappland-Rhöner, das neue Kitzinger Schlappmaul. Die Antwort blieb Sabine Leutheusser-Schnarrenberger zwar schuldig, doch Kummer mit dem Zungenbrecher ist die FDP-Politikerin gewöhnt.
Ihr Name werde bisweilen despektierlich als „Schnarre“ verschandelt, verriet das neue Schlappmaul in ihrer Dankesrede an die Kitzinger Karnevals-Gesellschaft (KiKaG). Oti Schmelzer plädiert für „liebe Schnatterin“, während Laudator Wolfgang Kubicki anmerkte, für ihn klinge Sabine Leutheusser-Schnarrenberger nicht nach Politik („passt ja auch in keine Schlagzeile“), sondern nach Konsonanten-Olympiade.
Kohl und Merkel
Zum klatsch- und schunkelfreudigen Publikum im Dekanatszentrum meinte der Mann aus dem hohen Norden: „Wer den Namen nach 23.30 Uhr noch schmerzfrei ausspricht, hat meinen Respekt.“ Vor seiner Parteikollegin „SLS“ zog er die Narrenkappe, weil sie 1992 als Bundesjustizministerin lieber zurückgetreten ist, als beim großen Lauschangriff mitzumachen. „Damals war Helmut Kohl noch Kanzler, und die Ministerin für Frauen, Jugend und Familie hieß Doktor Angela Merkel. Wäre sie das doch nur geblieben!“
An der euphorischen Reaktion im Saal war zu spüren: Die Bundeskanzlerin ist derzeit ziemlich unten durch. Bei Oti Schmelzer klang das so: „Gott schütze unser Land vor Bombenschmeißern. Und Pfarrerstöchtern, die Merkel heißen.“
Es spricht fürs neue Schlappmaul, dass sie sich an anderen abarbeitete. Etwa an „Sheriff Herrmann“, dem bayerischen Innenminister. „Seiner Sicherheit traut niemand. Die Bürger rüsten auf mit Pfeffersprays und Waffen aller Art – aber genau das wollen wir nicht.“ Schlappmaul-würdig auch ihre Abrechnung mit den Rassisten von Rechtsaußen, „den Predigern des Hasses, die durch die Lande ziehen, um uns die Gefahr des Fremden aufzuschwatzen.“
Doch die gebürtige Mindenerin hatte auch eine Bitte an Allah: Er möge den Seinen den Mut schenken, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, sich nicht fremdsteuern lassen. „Lachen, Selbstironie, sich gegenseitig auf die Schippe nehmen, das sollten alle – Atheisten, Juden, Christen, Muslime, ohne Gefahr tun können. Sprich, einfach Mensch sein.“ Alles andere wäre ein Sieg der Terroristen und Fremdenfeinde, „und dann wäre auch kein Platz mehr für ein Schlappmaul. Ich will jedenfalls nicht das Letzte gewesen sein.“
Wie scharfzüngig die Frau sein kann, davon wusste auch der Laudator ein Lied zu singen. „Unvergessen ist, als sie nach einer erbittert geführten Bundesvorstandsitzung zu mir sagte: Herr Kubicki, Sie sollten nicht immer so arg auf eine Tonne hauen, die keinen Deckel hat.“
Kubicki hatte fürs Schlappmaul-Komitee noch einen guten Rat. „Wir waren jetzt schon fünfmal dran. Wenn ihr so weiter macht, hat bald jedes FDP-Mitglied den Orden.“ Als Laudator – 2014 hielt er die Rede auf Claudia Roth – würde der Mann aber gerne wiederkommen: „An die Rolle könnte ich mich gewöhnen.“
Der Erznarr geht
Dafür kündigte ein Anderer für viele völlig überraschend seinen Abschied an: Erznarr Wolfram Beha räumt das Feld, will Jüngeren den Vortritt lassen. „Solange ich da stehe, kommt niemand nach“, glaubt der Zahnarzt, der heuer 65 Jahre alt wird. „Ich bin ja nicht weg. Sofern es erwünscht wäre, könnte ich mit Rat und Tat zur Seite stehen.“
Das gut sechsstündige Programm (Motto: „Disco-Party“) kam bestens an, die Mischung passte. Neben Erfolgsgaranten wie Peter Kuhn als Wetterfrosch oder Sebastian Reich mit Nilpferddame Amanda, die diesmal intensiv mit einem leicht bekleideten Indianer flirtete, überzeugte Lied-Parodist Andy Ost. Als im Saal eine Dame quiekte vor Vergnügen, meinte er trocken: „Gehts Ihnen gut? Oder ist das ein Asthmaanfall?“ Auf das Finale folgte die erste Aftershow-Party: Vom Feiern kriegt Kitzingen nie genug!
Die Mitwirkenden
KiKaG-Minigarde (Trainerinnen Iris Zimmermann, Stefanie Oppel); Büttenredner Marco Breitenbach; Erznarr Wolfram Beha; KiKaG-Juniorengarde (Trainerinnen Alisa Hack, Ann-Katrin Götz); Büttenrednerin Frieda Fix (Ul-rike Müller-Lippold); die Büttenredner Peter Kuhn und Oti Schmelzer; Prinzengarde Zell; Laudator Wolfgang Ku- bicki; Schlappmaul Sabine Leutheuser- Schnarrenberger; „Die drei Hain“ (Musik mit Rainer, Felix, Lucas Hain); Elferrat: Discotanz; Schautanz: Große Garde Wiesentheid; Bauchredner Se- bastian Reich mit Amanda, Liedparodien mit Andy Ost. Sitzungspräsident Bernhard Nägle, Zeremonienmeister Franz Hildebrand mit den Paginnen Alisa Hack und Rebecca Mark. NOH