Die Maßnahme läuft seit genau einem Jahr, man könnte also sagen: Die Sache steckt noch im Versuchsstadium. Im März 2023 startete in der Rödelseer Straße in Iphofen ein Projekt, das jahrelang in der Warte- und Diskussionsschleife gehangen hatte: die Überwachung des Fließverkehrs. Gefeiert wurde das Ereignis seinerzeit nicht. Schließlich, so die Befürchtung mancher Stadträte, ging es auch an den Geldbeutel der einheimischen Bevölkerung. Da drohte also Ärger an der Autofahrerfront. Das ist aber nicht der Grund, dass das Projekt nach einem Jahr schon wieder auf dem Prüfstand und womöglich vor dem Aus steht.
Bereits in der Bürgerversammlung vor gut einer Woche war Bürgermeister Dieter Lenzer auf die verfahrene Situation eingegangen. Seit dem Start hat der beauftragte Dienstleister bei insgesamt 14 Messungen 4019 Fahrzeuge erfasst. Das Ergebnis: Gerade mal 97 Autofahrer waren zu schnell unterwegs, 65 von ihnen überschritten die Geschwindigkeit um bis zu 10 km/h. Die Trefferquote liegt damit bei 2,4 Prozent und ist nicht das, was die Beteiligten sich von der Sache versprochen hatten – nach allgemeiner Einschätzung ging man davon aus, dass im Stadtgebiet deutlich mehr gerast würde.
Dass die Zahlen nun eine andere Sprache sprechen, könnte zwei Gründe haben. Erstens verbreitet sich die Nachricht, dass in Iphofen ein Blitzer steht, in den sozialen Netzwerken offenbar immer rasend schnell. Und zweitens könnte es ja tatsächlich an der Disziplin der Autofahrer liegen, dass nicht mehr von ihnen in die gestellte Falle tappen. Nach den Messprotokollen standen die Blitzer in Iphofen zum Beispiel vor dem Kindergarten am Stadtgraben West und auf den Durchgangsstraßen wie der Rödelseer und der Birklinger Straße, im Stadtteil Nenzenheim auch wiederholt am Ortseingang aus Richtung Frankenberg.
Aus den festgestellten Verstößen blieben der Stadt Einnahmen von 4700 Euro bei gleichzeitigen Ausgaben von 12.890 Euro. Ein eklatantes Missverhältnis, das Stadtrat Otto Kolesch am Montagabend in der Sitzung des Bauausschusses zu der Frage drängte: "Wieso sollen wir 8000 Euro zahlen, wenn die Bürger sich an die Geschwindigkeit halten? Sollten wir das dann nicht einstellen?" Andreas Müller warnte vor einem Schnellschuss. Selbst wenn die Kontrollen in der Stadt schnell die Runde machten, würden ja die auf diese Weise informierten Autofahrer das Tempo einhalten. "Passive Sicherheit" nannte er das.
Eine "deutliche Mehrheit" hält sich an das vorgegebene Tempo
Bürgermeister Lenzer zeigte sich nicht abgeneigt, die Blitzer-Sache wieder einzustellen. Er will aber die anstehenden Bürgerversammlungen in allen Stadtteilen abwarten und das Thema im Sommer dann noch einmal auf die Agenda setzen. Was sich aus seiner Sicht jetzt schon sagen lässt: "Gefühlt gibt es mehr Überschreitungen, als sich durch die Messungen bestätigen lässt." Eine "deutliche Mehrheit" halte sich an das vorgegebene Tempo.
Beim ruhenden Verkehr sieht das anders aus. Man muss nur an manchen Tagen durch die Altstadt laufen, um sich – abseits aller Debatten um einen autofreien Marktplatz – ein Bild völlig zugeparkter Wege, Gassen und Sichtachsen zu machen. Die Verkehrsüberwachung tut, was sie kann, und hat im vergangenen Jahr ein leichtes Plus erwirtschaftet: 18.400 Euro Einnahmen bei Ausgaben von 13.600 Euro.
Das Parken will die Stadt nicht zusätzlich reglementieren
Das Parken soll, wie es seit einem Vierteljahrhundert guter Brauch in Iphofen ist, auch weiterhin überwacht werden. Allerdings sieht der Bürgermeister "keinen Handlungsbedarf", die Sache noch stärker zu reglementieren, etwa mit der Ausweisung starrer Parkflächen in verkehrsberuhigten Bereichen. Das ist auch das Ergebnis einer Umfrage unter den Anliegern, die der Stadt zuletzt ein ganzes Bündel ausgefüllter Fragebögen beschert und "einzelne Problemchen" aufgezeigt hat, wie es Lenzer beschrieb. Der große Erkenntnisgewinn steckte nicht dahinter. "Den Stein des Weisen haben wir nicht gefunden."
nach Ihrer Rechnung haben Sie natürlich recht. Gemessen am Gesamt-Haushalt der Stadt Iphofen von annähernd 49 Millionen Euro fällt der Betrag aber nicht ins Gewicht.
Eike Lenz,
Lokalredaktion Kitzingen
Auch wenn es sich finanziell nicht lohnt ist es Pflicht der Exekutive Gesetze und Vorschriften durchzusetzen. Wenn man das nicht täte könnte man im konkreten Fall einfach alle Halteverbotsschilder abschrauben und verkaufen und Geschwindigkeitsbeschränkungen aufheben. Regeln deren Einhaltung nicht kontrolliert wird gelten nicht.
Das ist in % gerechnet ein richtig fettes Plus über das sich jeder Industrieboss enorm freuen würde.