Die Aufregung kurz vor dem Fest war groß. Offenbar im großen Stil hatten Gäste des Iphöfer Weihnachtsmarkts am zweiten Dezemberwochenende Strafzettel bekommen, weil sie ihr Auto halb oder ganz auf dem Gehsteig geparkt hatten. Bis zu 55 Euro Verwarnungsgeld seien da kassiert worden, hieß es jüngst in der Bürgerversammlung. Und die Frage schwang mit: Muss das sein?
Ja, das sei "zum Teil bitter" gewesen, gab Bürgermeister Dieter Lenzer zu. Aber wer sich an die Regeln halte, habe auch nichts zu befürchten. Die Stadt steckt im Dilemma: Immer wieder gibt es – ob in der Altstadt oder in den Baugebieten – die Rufe nach stärkeren Sanktionen, weil zu schnell gefahren oder zu wild geparkt wird. Und wenn die Stadt dann durchgreift, melden sich Stimmen, ob das wirklich so scharf geahndet werden müsse. "Es ist schwierig, einen Mittelweg zu finden", sagte der Bürgermeister.
Schon seit der Jahrtausendwende müssen sich in Iphofen Falschparker in Acht nehmen; damals war die Stadt in die kommunale Verkehrsüberwachung eingestiegen. Seit einem Jahr lässt sie nun auch Temposünder ins Visier nehmen. "Gewisse neuralgische Punkte" würden dabei kontrolliert, erklärte Lenzer in der Bürgerversammlung, ohne zu sagen, um welche Stellen es sich handelt. Die Ergebnisse sind eher diffus.
Von gut 4000 Fahrzeugen wurden nur wenige geblitzt
Bei 14 Messungen binnen eines Jahres wurden laut Lenzer 4019 Fahrzeuge erfasst. 97 waren demnach schneller unterwegs als erlaubt; ein Anteil von 2,4 Prozent. Der vielfach geäußerte Eindruck, dass in der Stadt und den Baugebieten gerast werde, bestätigte sich also nicht. Dass so wenige erwischt wurden, könnte aber noch einen anderen Grund haben. Wenn die Tempokontrolleure in der Stadt seien, spreche sich das in Foren wie WhatsApp immer schnell herum. "Das weiß dann oft die halbe Stadt", sagte Lenzer. Die Ausnahme war wohl ein Mittwoch im vergangenen November. Da stand der Blitzer im Baugebiet Ost III und erfasste an einem Nachmittag 20 Fahrzeuge. 15 seien zu schnell gewesen.
Insgesamt sei die Überwachung des Fließverkehrs mühsam und für die Stadt ein Verlustgeschäft, wie der Bürgermeister betonte. Schon 2017 hatte es erste Bestrebungen gegeben, Tempokontrollen im Stadtgebiet durchzusetzen. Damals waren auch aus den Stadtteilen immer wieder Beschwerden über zu schnelles Fahren gekommen. Doch erst sechs Jahre später wurde das Projekt umgesetzt. Lenzer hatte dazu im Vorfeld erklärt: "Zu mir braucht niemand zu kommen; ich nehme kein Knöllchen zurück."
Zitat: "Insgesamt sei die Überwachung des Fließverkehrs mühsam und für die Stadt ein Verlustgeschäft,..." - eine Erkenntnis, die man schon 2017 in anderen bayerischen Kommunen teuer bezahlt hatte.
Zitat:"Bis zu 55 Euro Verwarnungsgeld seien da kassiert worden, hieß es jüngst in der Bürgerversammlung. Und die Frage schwang mit: Muss das sein?" - ja, muss es. Aber wohl weniger, um mündige Bürger zu erziehen, als vielmehr die Kosten für die kommunale Verkehrsüberwachung zu refinanzieren.
Und dort steckt dann das Dilema- zum leidwesen des Bürgers. Während in früheren Jahren die Polizei ein Parkknöllchen schrieb, geschah dies mit Augenmaß - und wurde auch mal zurückgenommen, wenn man ne gute Ausrede hatte.
Beides lag wohl daran, dass es für die Uniformierten nicht ums Geld ging - ausgenommen derer, die an den Karriereschub glaubten.
Und zum Schluß bleibt ein Thema, das alle angeht - § 1 der Straßenverkehrsordnung: die gegenseitige Vorsicht und Rücksicht - gell, liebe Radfahrer?