Es ist eine gewaltige Summe, die da zuletzt im Kitzinger Stadtrat aufgerufen wurde – für ein Projekt, das weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit läuft und doch alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt und weiterer umliegender Gemeinden angeht.
Die Großkläranlage an der Staatsstraße Richtung Hohenfeld muss in den nächsten Jahren ertüchtigt werden. Bis zu 33 Millionen Euro stehen dafür im Raum, und weil kommunale Abwasseranlagen nach den Haushaltsvorschriften "kostendeckende Einrichtungen" sind, müssen die offenen Rechnungen nach Abzug aller Zuschüsse mit allen Nutzer beglichen werden.
An dem Großklärwerk neben der Staatsstraße Richtung Hohenfeld hängt nicht nur das komplette Kanalnetz der Stadt Kitzingen. Es nimmt auch die Abwässer aus Mainbernheim, Rödelsee, Buchbrunn, Sulzfeld, Marktsteft und demnächst Großlangheim auf. Für eine Schmutzfracht von bis zu 85.000 Einwohnerwerten ist die Anlage ausgelegt – da ist noch deutlich Luft nach oben. Einen ersten Sanierungszyklus hat sie gerade hinter sich. Nun ging es im Kitzinger Stadtrat darum, die nächsten Schritte vorzubereiten.
Die vierte Reinigungsstufe könnte die Stadt zehn Millionen Euro kosten
Der Ingenieur Christian Weidl vom Fachbüro Miller in Nürnberg hat das Kitzinger Klärwerk intensiv begutachtet und gerade seine Ergebnisse präsentiert. Noch ist vieles im grünen Bereich, aber die Farbgebung seines Schaubilds änderte sich in Gelb und Rot, als er ins Jahr 2040 blickte. Was die reine Abwasserreinigung angeht, so sieht der Experte zwar nur "punktuellen Erneuerungsbedarf", und noch ist nicht sicher, ob und wann in Bayern die vierte Reinigungsstufe zur verpflichtend wird, die Spurenstoffe wie Arzneimittelrückstände bindet und Kitzingen rund zehn Millionen Euro kosten könnte. Dafür muss an anderer Stelle um so mehr in die Sanierung investiert werden.
Als ersten Schritt empfiehlt Weidl den Neubau des Betriebs- und Personalgebäudes mit klarer Trennung von Werkstatt, Lager- und Technikräumen im Erdgeschoss sowie Büros und Sozialräumen im Obergeschoss. Zudem braucht es ein neues Maschinenhaus zur Schlammbehandlung und zwei neue Speicher für jeweils 2000 Kubikmeter Faulgase, aus denen man sauberen Strom und Wärme gewinnt. Mit der ebenfalls verbauten Photovoltaikanlage erzielte das Klärwerk in den Jahren 2019 bis 2022 sogar einen Stromüberschuss, der ins Netz eingespeist wurde und dort verpuffte.
Die Erhöhung der Abwassergebühren dürfte maßvoll ausfallen
Auf bis zu 33 Millionen Euro kommt der Ingenieur, wenn er alle Positionen zusammenzählt. Allerdings streckt sich die Investition über 17 Jahre bis ins Jahr 2040. Was das für die Abwassergebühr der angeschlossenen Kommunen bedeutet, erklärte Jens Pauluhn, der Leiter der städtischen Tiefbauabteilung. Müsste die Stadt die Maßnahme komplett ohne staatliche Förderung schultern, läge die Erhöhung bei 90 Cent pro Kubikmeter. Das ist allerdings wenig realistisch. Der Anstieg dürfte also maßvoll ausfallen.