
Die Sache stinkt, und das quer durch den Landkreis. Großlangheim, Wiesenbronn, Abtswind, Castell, Biebelried, nun auch noch Iphofen mit seinen Stadtteilen Birklingen und Mönchsondheim – sie alle müssen sich in nächster Zeit entscheiden, wie es mit ihren Kläranlagen weitergehen soll. Sie sind in die Jahre gekommen, müssen saniert oder erweitert werden; manche überlegen, sie stillzulegen und sich an andere Anlagen zu hängen. So oder so muss die Sache am Ende bezahlt werden, und zwar in aller Regel von den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern. Was kommt da in Iphofen und den beiden Stadtteilen auf sie zu? Keine Kleinigkeit, es geht um Hunderttausende, in einem Fall gar um mehrere Millionen Euro.
Am einfachsten ist die Sache noch in Iphofen. Dort ist nur der marode Faulturm der im Jahr 2000 in Betrieb gegangenen Anlage zu erneuern. Immer wieder entweichen aus kleinen oder größeren Lecks Treibhausgase, die nicht nur dem Klima schaden, sondern auch für die Wärme- und Stromerzeugung auf der Anlage verloren gehen. Rund 185 Kilowattstunden Strom und 450 Kilowattstunden Wärme werden über ein Blockheizkraftwerk aus dem Klärschlamm gewonnen – jeden Tag. Müsste die Stadt die Mengen zukaufen, würde sich das bei den aktuellen Marktpreisen auf etwa 50.000 Euro pro Jahr summieren.
Die Energiebilanz der Iphöfer Kläranlage soll deutlich besser werden
Es macht also Sinn, in den Faulturm zu investieren. Zu retten ist der emaillierte Stahlbehälter nicht mehr. Er soll gegen einen größeren Edelstahlbehälter an gleicher Stelle ersetzt werden, was die Stadt etwa 880.000 Euro kosten wird. Weil der Faulturm vor allem während der Weinlese benötigt wird und die Zeit in diesem Jahr nicht mehr reicht, ist geplant, das Projekt im Frühjahr 2025 umzusetzen. Der Stadtrat hat am Montagabend zugestimmt. Für Bürgermeister Dieter Lenzer besteht der Effekt vor allem darin, die Energiebilanz der Iphöfer Kläranlage, ausgelegt für 9600 Einwohnerwerte, deutlich zu verbessern.

Für die Sache hat sich die Stadt Expertise ins Haus geholt: den Ingenieur Maximilian Wunderle vom Würzburger Büro Röschert. Er koordiniert auch die wesentlich aufwändigeren Maßnahmen in den Stadtteilen Birklingen und Mönchsondheim. Hier wie dort sitzt der Stadt das Wasserwirtschaftsamt im Nacken; es hat die Genehmigungen zur Einleitung der geklärten Abwässer in die Bibart und den Breitbach nur noch befristet erteilt. Hintergrund ist nicht etwa, dass die beiden Anlagen schlecht arbeiten und die geforderte Reinigungsleistung nicht mehr erfüllen würden, sondern verschärfte Auflagen und Regelungen, die laut Ingenieur Wunderle mehr oder weniger dem Klimawandel in der Region geschuldet sind.
Man muss sich das Ganze so vorstellen: Alle gereinigten Abwässer einer Kläranlage werden letztlich wieder dem natürlichen Wasserkreislauf zugeführt, also einem Fluss oder Bach. In Birklingen ist das die Bibart, in Mönchsondheim der Breitbach. Beide Gewässer aber führen laut Experte durch weniger Niederschläge und zunehmende Trockenheit heute deutlich weniger Wasser als noch vor 20 Jahren, und so verdünnt sich das Abwasser der Kläranlage weniger mit dem natürlichen Wasser. Auf diese Entwicklung hat der Gesetzgeber reagiert, indem er 2016 die Grenzwerte verschärft hat. Für viele Anlagen bedeutete das: Sie genügten quasi über Nacht nicht mehr der Klassifizierung. Einige wenige müssen aufgrund dessen jetzt stillgelegt werden, andere können nachgerüstet und weiterbetrieben werden.
Auf vier kleine Stadtteile kommen jetzt große Beträge zu
In Birklingen muss bis spätestens Ende 2026 ein rund 35 Kubikmeter fassendes Belebungsbecken neu gebaut werden, um weiter das Label für 80 Einwohnerwerte zu bekommen. Rund 335.000 Euro hat der Ingenieur Wunderle dafür im Stadtrat aufgerufen. In Mönchsondheim ist die Sache komplizierter. An der 1996 eröffneten und seither kaum veränderten Anlage hängen auch die Stadtteile Nenzenheim, Dornheim und Hellmitzheim, sie ist für 1700 Einwohnerwerte konzipiert und arbeitet einwandfrei. Doch bei Starkregen droht ihr die hydraulische Überlastung. Es besteht die Gefahr, dass Klärschlamm unkontrolliert in den Breitbach abtreibt – der "Worst Case" für die Umwelt, so Experte Wunderle.

Die wasserrechtliche Erlaubnis ist Ende 2023 ausgelaufen, die Stadt hat eine Verlängerung bis Ende 2028 beantragt. Fraglich, ob das Wasserwirtschaftsamt ihr so lange Zeit lässt, um nachzubessern. Nach 27 Jahren stehen in Mönchsondheim Investitionen in ein größeres Belebungsbecken sowie in moderne Maschinen- und Steuerungstechnik an. Kosten von 3,5 Millionen Euro könnten nach ersten Berechnungen auf die Stadt zukommen, und nur zehn Prozent wären über Zuschüsse gedeckt. Den großen Rest müsste sie sich laut Gesetz von den Einwohnern über Beiträge oder Gebühren holen. Im Stadtrat klang die Idee an, sich mit anderen Gemeinden zusammenzuschließen, die Stadt will das prüfen lassen, aber Wunderle machte der Stadt wenig Hoffnung: Günstiger werde es dadurch kaum werden.