Früher war die Kläranlage ein stinkender, brodelnder Hort, um den man besser einen Bogen machte. Eine anrüchige Sache, mit der keiner etwas zu tun haben wollte. Heute bekommt Christian Weigand Besuch von Schulklassen – und im Herbst sogar erstmals einen Auszubildenden zur Fachkraft für Abwassertechnik. Weigand ist hier Chef eines vierköpfigen Teams und der Mann, der mit allen Wassern gewaschen ist.
An diesem schwülwarmen Montagabend hält er Hof auf dem Gelände des Iphöfer Klärwerks und empfängt die Mitglieder des Bauausschusses samt Bürgermeister. Im blütenweißen Hemd führt er die Kleingruppe über das Gelände. In einem der Becken quaken die Frösche, und auch sonst ist so eine Kläranlage mittlerweile eine saubere Sache, bei der es um weit mehr geht, als nur Abwässer zu reinigen.
Eine Kläranlage ist kein öffentlicher Ort wie ein Freibad oder ein Museum. Sie werkelt eher "im Verborgenen", wie Bürgermeister Dieter Lenzer sagt. "Jeder drückt zu Hause die Klospülung und dann: aus dem Augen, aus dem Sinn." Jetzt wandeln die Damen und Herren Stadträte auf den Spuren des Abwassers, einem niemals endenden Zustrom, 550.000 Kubikmeter im Jahr, 1000 bis 1400 Kubikmeter Tag für Tag, selbst bei trockener Witterung, bei Starkregen auch mal mehr als 4000 Kubikmeter. Die stillen Wässer werden hier kanalisiert, belebt und gereinigt. Mit jedem Becken, den die trübe Fracht passiert, mit jeder Reinigungsstufe, die sie durchläuft, wird das Wasser ein bisschen heller – bis es am Ende so kristallklar und rein ist, dass es das Gelände verlassen kann, in Bäche, Flüsse, Meere.
Die Pumpen der Kläranlage sind lauter kleine Sensibelchen
In der Iphöfer Leitwarte stehen mannshohe Schränke. Weigand öffnet eine der Türen und präsentiert das "Herz der Anlage", einen erstaunlich kompakten Rechner, der alle Prozesse und Systeme steuert, in der Regel Gebläse und Pumpen. Es gibt hier Brunnenpumpen, Heiz- und Rohrschlammpumpen, Überschussschlammpumpen und einen Schwimmschlammabzug, kleine Sensibelchen, die gerne mal den Geist aufgeben. Das meiste läuft hier vollautomatisch, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Wer die ganzen Kontrollanzeigen mit ihren blinkenden Lichtchen und vibrierenden Zeigern sieht, fühlt sich wie in einem kleinen Kraftwerk – und das ist es letztlich auch.
Was sich an den Beckenböden absetzt und schließlich im alles überragenden Faulturm landet, fängt mit der Zeit an zu gären – ein explosives Gemisch, das hier nicht abgefackelt, sondern effizient verwertet wird. Weigand deutet in ein kleines Gebäude mit zwei gedrungenen Kästen. Moderne Blockheizkraftwerke, die jedes Jahr 58.000 Kubikmeter Gas verstromen und daraus 88.000 Kilowattstunden Strom erzeugen. Seit Inbetriebnahme im Jahr 2010 wurden in den Kesseln fast eine Million Kilowattstunden elektrischer Strom und 2300 Megawattstunden Wärme zum Eigenverbrauch hergestellt und damit Tausende Euro Energiekosten gespart. Übrig bleiben jährlich 350 Tonnen Klärschlamm.
Für die Winzerabwässer gibt es eine eigene Reinigungsstufe
Die "sehr guten Reinigungsergebnisse", auf die Weigand während des Rundgangs mehrfach zu sprechen kommt, ist auch einer Iphöfer Besonderheit zu verdanken: einer eigenen Reinigungsstufe für die organisch hochbelasteten Winzerabwässer, die hier in der Herbstkampagne von den Winzern in Tankwagen angeliefert, getrennt erfasst und gereinigt werden – ein Bringsystem, das sich bewährt hat und laut Weigand landkreisweit einzigartig ist.
Manches ist in die Jahre gekommen, etwa der 2010 erbaute Faulturm, der in den nächsten zwei, drei Jahren erneuert werden muss. Aber im Grunde ist die Anlage auf Höhe der Zeit, sie übererfüllt alle Grenz- und Richtwerte, und das, so Bürgermeister Lenzer, bekomme auch der Bürger zu spüren: durch günstige Abwassergebühren und einen nur leicht wabernden fauligen Geruch, der in früherer Zeit deutlich intensiver war.
das " >> geplagte Abwasser <<" letztlich wieder so hell un klar sauber wird und stetig eine grössere Fliessmenge in Bäche und Seen abgegeben werden kann; dann
könnte man es in " ein Iphöfer Wasserreservoir für die Bewässerung der Weinberge verwenden. Ziel ist dort, die Erde feucht zu halten. Das scheint doch erfüllbar.
Vielleicht ist es sogar Billiger, als den Main von KT nach Iphofen zu pumpen.
Da fällt mir noch eine neue Rebsorte oder Weinlage ein, die damit begossen werden könnte. >>> Iphöfer Steiss <<< !!